An der Kita zu flott: 18 Fahrverbote

Wittlich · Tempo 30 nach dem Ortsschild, auf gerader Strecke? Das passt offensichtlich für viele Fahrer in Wittlich-Neuerburg nicht zusammen. Sie geben in Höhe der Kita Gas, und landen in der Radarfalle: Die Polizei hat in drei Monaten bei Geschwindigkeitskontrollen an der Kita 18 Fahrverbote erteilt.

 Hier wird geblitzt: Auf Höhe der Neuerburger Kita fahren viele zu schnell. TV-Foto: Klaus Kimmling

Hier wird geblitzt: Auf Höhe der Neuerburger Kita fahren viele zu schnell. TV-Foto: Klaus Kimmling

Foto: (m_wil )

Wittlich. Wie kann man Autofahrer ausbremsen an einer Strecke, die zum Gas geben anregt, jedoch direkt an einer Kindertagesstätte liegt? Diese Frage beschäftigt die Neuerburger schon lange, vielleicht nicht bereits seit dem Gründungsjahr der Kita 1978, als der Verkehr noch nicht so stark war. Aber ein Blick ins TV-Archiv belegt: Die Forderung nach einer Lösung ist 25 Jahre alt.
Aber immer noch können Eltern und immerhin mehr als 100 Kinder es mit der Angst vor den schnellen Autofahrern zu tun bekommen. Eine einfache Lösung in Form einer funktionierenden Verkehrsberuhigung und damit -sicherheit am Kindergarten gibt es nicht.
Zuletzt sollte eine Verschwenkung die Raser entschleunigen. Das hat nicht geklappt. Im Gegenteil: Beobachtet wurde, dass die Verschwenkung eher zu riskanten Fahrmanövern animierte. Nach vier Jahren galt auch dieser Versuch als gescheitert: Vor Weihnachten 2015 wurde die Verschwenkung abgebaut und Tempo 30 von 6 bis 18 Uhr zu den Kita-Öffnungszeiten ausgeschildert.
Und es gilt: Vertrauen ist gut, Kontrolle ist besser. Das bestätigt die Bilanz der Geschwindigkeitsüberwachung der Polizeiinspektion (PI) Wittlich. Bei Radarkontrollen zwischen dem 7. Januar und 4. April seien 18 Fahrverbote ausgesprochen worden. Dafür muss man - Toleranzwerte bereits abgezogen - mehr als 31 Stundenkilometer schneller unterwegs sein, als erlaubt. Vor dem Fahrverbot gibt es auch Bußgelder, Punkte und als mildeste Form die Verwarnung.
Georg Bührmann, stellvertretender Leiter der PI Wittlich, bilanziert: "Die ersten Messungen führten zu besorgniserregenden Ergebnissen. So wurden bei der ersten Messung, die sich über fünf Stunden erstreckte, bei 774 Fahrzeugen 170 Verstöße festgestellt."
Acht Fahrverbote an einem Tag


Also war knapp jeder Vierte zu schnell. Allein an diesem Tag habe es 98 Verwarnungen, 72 Verstöße im Bereich von Bußgeldern und davon acht Fahrverbote gegeben.
Bührmann weiter: "Bei einer der nachfolgenden Überwachungsmaßnahmen verstießen von 338 registrierten Fahrzeugführern 110 gegen die angeordnete maximale Höchstgeschwindigkeit. Dies entspricht einer Beanstandungsquote von fast einem Drittel. Diese Kontrolle führte zu dem Erlass von vier Fahrverboten." Erst nach weiteren Kontrollen habe sich die Lage verbessert: "Bei den letzten Messungen wurden Verstöße im Bereich von unter zehn Prozent Beanstandungsquote festgestellt."
Kita-Leiterin Erni Schaaf-Peitz bestätigt den Erfolg der Maßnahmen: "Die Kontrollen wirken. Besonders, wer hier täglich fährt, hat sich wohl auf Tempo 30 eingelassen." Dass die Verschwenkung weg ist, findet sie gut: "Es gab ja Kamikazefahrer nach dem Motto: Wer schafft es als Erster, hier durchzukommen. Auch dadurch, dass wir wieder an der Straße parken können, scheint sich etwas zu verbessern. Vielleicht denkt mancher, dazwischen könnte sich auch ein Kontrollwagen verstecken."
Elternausschuss-VorsitzenderSascha Serwaty sagt. "Meine persönliche Meinung ist: Gut, dass so stark kontrolliert wird. Ich habe das Gefühl, dass die Autos nun wesentlich langsamer unterwegs sind." Aber es gibt immer noch Ausreißer. Bisherige gemessene Höchstgeschwindigkeit in Kita-Höhe: 75 Stundenkilometer. Deshalb wird weiter geblitzt. Georg Bührmann sagt: "Die dort eingerichtete Geschwindigkeitsbeschränkung und die durchgeführten Überwachungsmaßnahmen sind kein Selbstzweck. Beides soll die Kinder und die Angehörigen, die ihre Jüngsten zu der Kindertagesstätte bringen, schützen."
Und er schließt seine Bilanz: "Wir bitten um Verständnis dafür, dass die Überwachungsmaßnahmen fortgesetzt werden. Wir möchten uns aber auch dafür bedanken, dass sich inzwischen die weitaus größte Zahl der Fahrzeugführer an die dort zulässige Geschwindigkeit halten."
Wie stark dieser als innerörtliche Straße geltende Abschnitt befahren ist, kann er nicht sagen. Aber es gibt Teilzahlen: Bei neun Polizeikontrollen, je zwischen 6 und 18 Uhr, wurden 4697 Fahrzeuge erfasst.

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