Archiv Februar 2019 Archäologen finden Römerspuren in der Wittlicher Innenstadt

Wittlich · Wissenschaftler des Landesmuseums entdecken historische Siedlungsstrukturen. Die Säubrennerstadt ist damit bewiesenermaßen 1000 Jahre älter als bislang bekannt.

 Dr. Lars Blöck, Gebietsreferent Archäologische Denkmalpflege, präsentiert einen Fund aus der Römerzeit: Überreste einer römischen Leistenziegel, mit denen Dächer gedeckt wurden.

Dr. Lars Blöck, Gebietsreferent Archäologische Denkmalpflege, präsentiert einen Fund aus der Römerzeit: Überreste einer römischen Leistenziegel, mit denen Dächer gedeckt wurden.

Foto: Christian Moeris

Die Geschichte der Säubrennerstadt wird derzeit neu geschrieben: mit Kelle und Pinsel in der Kirchstraße. Dort, wo für ein geplantes Wohnbauprojekt marode Häuser abgerissen wurden, haben Archäologen des Rheinischen Landesmuseums Trier eine sensationelle Entdeckung gemacht. Das Grabungsteam hat dort römische Siedlungsstrukturen entdeckt. „Wir haben römische Scherben- und Ziegelreste aus dem ersten oder zweiten Jahrhundert gefunden“, sagt Dr. Lars Blöck, Gebietsreferent für archäologische Denkmalpflege beim Landesmuseum Trier. Damit muss die Geschichte der Stadt Wittlich neu geschrieben werden. Obwohl mit der Entdeckung der römischen Villa am Westrand des Wittlicher Talbeckens bereits erwiesen wurde, dass sich die Römer in der Gegend befunden haben, wurden in der Wittlicher Innenstadt bislang noch keine Römerspuren gefunden. Doch mit den Funden in der Kirchstraße ist es amtlich: „Hier könnte sich ein dorfartiger Knotenpunkt, ein kleines Vicus aus Holzfachwerk- oder Steinhäusern, befunden haben“, spekuliert Blöck, „oder ein Gutshof und Landsitz eines wohlhabenden Mannes“. Die Archäologen haben mit den Keramikscherben Überreste „römischen Porzellans“ ausgegraben und zudem Ziegelreste eines römischen Dachaufbaus gefunden. Blöck: „Es sind Überreste von Leistenziegeln. Das waren 60 mal 30 Zentimeter große Platten aus gebranntem Ton, die an den Leisten, wo sie sich überlappen, mit Rundziegeln abgedeckt wurden.“ Es sei möglich, sagt Blöck, dass die Ziegeln auch in Wittlich hergestellt wurden. Zudem gebe es die Theorie dass der Name der Stadt auf den Hausherren dieser römischen Siedlung zurückzuführen sei. „Es wäre möglich, dass sich hier der Gutshof eines Vitellius befunden hat. Aber das ist bislang nur Theorie. Wir suchen natürlich nach römischen Inschriften.“

Das Grabungsteam aus sechs Archäologen ist in der Kirchstraße auch auf Gebäudestrukturen gestoßen. „Es sind Grundmauern aus rötlichem Sandstein, die vermutlich aus dem Mittelalter oder der frühen Neuzeit stammen, also aus der Zeit zwischen dem 11. und dem 17. Jahrhundert datieren.“ Doch einzelne Säulen- und Rinnsteine, die in die Grundmauern eingearbeitet sind, geben den Archäologen Rätsel auf. „Diese könnten wiederum aus römischer Zeit stammen, wobei die Art, wie sie behauen ist, eher auf die Romanik hindeuten.“

Es sei aber derzeit  nicht auszuschließen, sagt Blöck, dass eine Mauer oder Teile davon aus der Römerzeit stammen könnten. „Wir werden mit den Grabungen noch weiter in die Tiefe gehen. In drei bis vier Wochen wissen wir mehr, sagt Blöck.

In der unteren Innenstadt habe es bislang noch keine Ausgrabungen im Siedlungsbereich gegeben. „Wir wussten aus alten Plänen, dass es dort keine Unterkellerung gibt.  Das Früheste was wir bislang in Wittlich gefunden hatten, datierte aber aus dem Mittelalter.“ Das Grabungsteam werde noch bis Ende März in der Kirchstraße forschen.

Im Anschluss an die Grabungen und der Dokumentation der Denkmale sollen dort Bauarbeiten beginnen. Ein Investor möchte in der Kirchstraße, mitten in Wittlich, direkt neben St. Markus, das ehemalige „Freckmann-Areal“ bewohnbar machen und dort einen Gebäudekomplex mit 47 Wohneinheiten errichten (der TV berichtete). Dabei soll der Bestand, das Bio Gate Reformhaus, überbaut werden. Auf einem rund 60 Meter langen Erdgeschoss sollen zwei Obergeschosse sowie ein Dachgeschoss entstehen.

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