Auf den Spuren der Stadtgeschichte

Wittlich · Das Bild der Wittlicher Innenstadt wird geprägt von der Architektur vergangener Epochen. Was an historischen Zeugnissen noch vorhanden ist, wissen Elisabeth von den Hoff und Ortwin Eich vom Förderverein Wittlicher Kulturgüter. Der TV hat sie bei einem Rundgang durch die Altstadt begleitet.

"Das ist eines der ältesten Häuser in Wittlich", erklärt Elisabeth von den Hoff, Vorsitzende des Fördervereins Wittlicher Kulturgüter. Mit Ortwin Eich steht sie vor dem Gasthaus Daus in der Karrstraße 19-21. Das ehemalige Gehöft, erbaut 1686, haben die beiden als Startpunkt für ihren Rundgang durch Wittlichs Innenstadt gewählt, "weil es alle für unser Stadtbild typischen Merkmale aufweist". Dazu zählen die Steinbauweise und Fenstergewände aus Sandstein, die je nach Epoche unterschiedlich gestaltet überall in der Stadt zu finden sind. Merkmal der Spätrenaissance sind die seitlichen Überhänge, "Ohren" genannt, an den oberen Fensterrändern des Hauses. Voller historischer Zeugnisse ist auch der Innenraum - mit originalgetreu restaurierter kölnischer Balkendecke und Takenheizung. "Das Haus ist ein gutes Beispiel dafür, dass man Dinge verändern und trotzdem das kulturelle Erbe bewahren kann", lobt Elisabeth von den Hoff. Zur nächsten Station sind es nur wenige Schritte. Denn direkt nebenan stand ein weiterer, heute nicht mehr sichtbarer Zeuge aus Wittlichs Vergangenheit: das Haus Ronde, kurfürstliches Amts- und Wohnhaus derer von Wachenheim-Ufflingen. Der Renaissancebau von 1605 wurde ab 1950 schrittweise abgerissen, zuletzt der Turm samt Sandsteintreppe. "Nur eine verzierte Holztür ist erhalten", sagt Ortwin Eich wehmütig. Sie ziert das St.-Markus-Haus, das heute den Platz des Haus Ronde einnimmt.

Ein paar Meter weiter halten die beiden erneut an, am Parkplatz zwischen Karrstraße und Mittlerer Kordel. Ab 1642 stand dort ein Franziskanerkloster. "Die Grundmauern müssten etwa 1,50 Meter unter dem Parkplatz liegen", schätzt von den Hoff. Mauerreste sind noch hinter der Häuserfassade an der Klosterstraße zu sehen.

Mit der Karrstraße verlassen die Stadtführer den Teil Wittlichs, der im 17. Jahrhundert dem Adel und Klerus vorbehalten war. Bürger und Händler waren in den Gassen des Nordens zu Hause. Am Pariser Platz steht der ehemalige Himmeroder Hof, heute als Haus Schrot bekannt. Der Grundstein zur Niederlassung des Abtes vom Kloster Himmerod wurde 1586 gelegt. Damals begrenzte eine handbehauene Sandsteinmauer Haus und Innenhof. Direkt davor, wo sich heute Parkplätze und Bäume befinden, stand die Stadtmühle. Sie habe noch existiert, als er 1955 nach Wittlich kam, erinnert sich Ortwin Eich. Die Straße vor der Mühle sei damals "ein schnuckeliges Gässchen" gewesen. Um Parkplätze zu schaffen, sei damals alles abgerissen worden, bedauert von den Hoff. "Wäre das nicht passiert, hätten wir heute eine sehr schöne Altstadt."

Vom Pariser Platz geht es weiter in die Trierer Straße. Charakteristisch für deren Häuserzeile sind die barocken Fenstergewände mit Segmentbogen und Keilstein. Schmuckes Detail über der Tür von Hausnummer 8: ein Hutmacher-Männchen mit Hüten im Arm.

Der Rundgang endet auf dem Marktplatz. Dieser versammelt sämtliche historischen Baustile der Stadt an einem Ort - von der barocken Posthalterei über das gotische Eingangsportal der Pizzeria bis zum Renaissancebau Hotel Well. Letzteres wurde vom Wittlicher Konrad Wolff erbaut, verziert mit den für den Steinmetz ty pischen Engelsköpfen. Solche Spur en des kulturellen Erbes gebe es an vielen Stellen in der Stadt. Man müsse darauf jedoch mehr Rücksicht nehmen, mahnt von den Hoff. Investoren sollten überlegen, was sie bei Bauprojekten an typischen Elementen des Stadtbilds erhalten könnten. "Nur so bewahrt Wittlich seine Identität."

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