Auf Wanderschaft durch Wittlich

Wittlich · Ein neuer Film zeigt, wie die Säubrennerstadt wurde, was sie heute ist: Im Türmchen ist der zwölfminütige Trickfilm zur Geschichte der Stadt seit kurzem zu sehen.

Riesig war sie, die römische Villa von Wittlich. Ein herrschaftliches Gebäude, von dem heute nur noch wenig zu sehen ist, in dem aber einst Luxus herrschte. Das zumindest belegen Reste von Austernschalen, die bei Grabungen im Bereich der Villa gefunden wurden. Informationen wie diese erfahren seit kurzem die Besucher des Wittlicher Türmchens, dem frisch eröffneten multimedialen Mini-Museum der Stadt (der TV berichtete mehrfach).

Denn in dem Trickfilm "Wittlich - mehr als 2000 Jahre gelebte Geschichte" sind alle wichtigen Epochen der Stadtgeschichte in Wort und Bild umgesetzt. Die Idee dazu hatten Elke Scheid, Leiterin des städtischen Kulturamts, und Bürgermeister Joachim Rodenkirch. "Wir haben uns im vergangenen Sommer zusammengesetzt und überlegt, wie wir das Türmchen als Museum nutzen können", sagt Scheid.

Wegen des begrenzten Platzangebots in dem ältesten Gebäude der Stadt sei eine Ausstellung mit vielen Exponaten nicht möglich gewesen. Und deshalb hätten sie sich dazu entschlossen, das Wissen multimedial und unter anderem in einem Film zu vermitteln. Auf der Suche nach Inspiration wurde Elke Scheid in Koblenz auf der Festung Ehrenbreitstein fündig, wo ein audiovisueller Rundgang angeboten wird. Das Drehbuch zu dem rund zwölfminütigen Film hat Scheid selbst geschrieben. "Die Geschichte war mir ja geläufig", sagt die Kulturamtsleiterin und lacht. Darauf aufbauend hat sie sich an etwa zwei Tagen die elf Szenen des Films ausgedacht, in deren Mittelpunkt eine Familie steht, die durch die Geschichte wandert, und etwa einen Tag lang an den dazugehörigen Texten geschrieben.

Anschließend habe sie noch mal ihren Mann Michael Scheid als Ur-Wittlicher, den ersten Beigeordneten der Stadt, Albert Klein, und den neuen VHS-Leiter und promovierten Historiker Stefan Heinz "drüberschauen lassen. Ich habe ja Migrationshintergrund", sagt Scheid weiter.

Als Drehbuch und Texte standen, fing die Suche nach einem Unternehmen an, das den Film optisch umsetzen konnte. Und da wurde Elke Scheid quasi nebenan fündig: Die Wittlicher Werbeagentur TreeState Productions hat die Geschichte in Szene gesetzt. Ihren Sitz haben TreeState in der Burgstraße, in der Nähe des Türmchens. Die Texte hat der in Wittlich geborene Schauspieler Manuel Klein eingesprochen.

Wegen der räumlichen Enge sind zeitgleich maximal sechs Erwachsene in dem kleinsten Museum der Stadt zugelassen. Wer in das Türmchen kommt, weiß auch direkt, warum das so ist: Beim Betreten blicken die Gäste, während sie einen rund dreiminütigen Vortrag zum Türmchen über Lautsprecher hören können, auf die schmale Treppe, die das ehemalige, winzige Wohnzimmer im Erdgeschoss und den heutigen Filmraum im Obergeschoss verbindet. "Gemacht wurde sie für Schuhgröße 33", sagt Elke Scheid. Und entsprechend schmal sind die Stufen. <EA>Wer Angst vor Spinnen hat, sollte zudem im Erdgeschoss etwas vorsichtig sein: In einer Nische über dem Ofen liegt eine täuschend echt aussehende Spinnen-Attrappe, in einer Ecke sitzt eine Stoffratte. Ansonsten sind im unteren Teil des Türmchens neben weiteren Requisiten Texte mit Erklärstücken an den Wänden angebracht. Im Obergeschoss finden sich Drucke der Holzschnitte von Hedwig Schulze. Die Holzschnitte mit Wittlicher Motiven hat Schulze von 1946 bis 1949 vermutlich im Auftrag des damaligen Bürgermeisters Matthias Joseph Mehs gefertigt (siehe Extra). "Die Drucke hat Senne Simon dann auf einer historischen Maschine gemacht", sagt Elke Scheid. Fotos von der Entstehung sind im Türmchen zu sehen. Scheid ergänzt: "Wir haben bewusst im oberen Geschoss auf weitere Texte an den Wänden verzichtet, es sollte schlicht bleiben, und der Film sollte im Mittelpunkt stehen. Mehr wollte ich nicht."

In den ersten beiden Wochen ist das Türmchen-Museum, das den offiziellen Titel "Türmchen - das Wittlicher HisTörchen" trägt, gut bei seinen Besuchern angekommen. Bis Ende vergangener Woche haben nach Auskunft von Elke Scheid 320 Menschen das Türmchen besichtigt. "Wir sind sehr zufrieden", sagt die Kulturamtsleiterin.

Gegen Abgabe des Personalausweises als Pfand im Alten Rathaus in Wittlich kann das "Türmchen - das Wittlicher HisTörchen. Museum zur Stadt- und Befestigungsgeschichte" dienstags bis samstags von 11 bis 17 Uhr und sonn- und feiertags von 14 bis 17 Uhr besichtigt werden. Der Eintritt kostet einen Euro für Personen ab 18 Jahren, Kinder haben freien Zutritt.Abend zu Hedwig Schulze

Das Kulturamt Wittlich lädt zu dem Bildvortrag "Hedwig Schulze und ihre Wittlicher Holzschnitte von 1946 bis 1948" für Donnerstag, 16. November, 20 Uhr, in die Casa Tony M.ein. Referent Albert Klein wird an diesem Abend erstmals sämtliche 50 Motive aus der Mappe "Wittlicher Holzschnitte" der Künstlerin und Kunsterzieherin präsentieren und dazu passende Ereignisse der Wittlicher Stadtgeschichte schildern. Die Zuhörer erfahren darüber hinaus Bemerkenswertes aus dem Leben der Gymnasiallehrerin und ihrem Wirken in Wittlich in den letzten Jahren des Zweiten Weltkrieges und den ersten Jahren danach

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