Infrastruktur Außen hui, innen immer noch pfui

Wittlich-Wengerohr · Scheinbar unerschütterlich liegt der Wittlicher Bahnhof in der grellen Novembersonne. Der Betrieb läuft wie an jedem Tag: Züge kommen, Züge fahren, Fahrgäste steigen ein und aus. Verglichen mit anderen deutschen Stationen macht das Anwesen mitsamt seinen Bushaltestellen und Parkplätzen davor keinen schlechten Eindruck. Vielleicht würde den Außenfassaden mal etwas Farbe gut tun. Auch darf die 50er-Jahre-Architektur keinen Gestaltungspreis erwarten.

 Ansichtssache: Aus der Ferne und von außen wirkt der Bahnhof fast akzeptabel. Innen sieht es anders aus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Ansichtssache: Aus der Ferne und von außen wirkt der Bahnhof fast akzeptabel. Innen sieht es anders aus. TV-Foto: Friedhelm Knopp

Foto: TV/Friedhelm Knopp

Der Teufel steckt wie so oft im Detail. Im Empfangsgebäude mit Schalterhalle stören die ersten Müllansammlungen auf dem Boden und unter Bänken. Weiter geht es im neu gestalteten Bereich der Bahnsteige mit seinen Aufzügen und Tunnelunterführungen. Dreck, Müll, Pissecken und entsprechende Gerüche. Die meisten Bahn-Dauernutzer scheinen dagegen schon abgestumpft zu sein - ''ist eh nur Durchgangsstation``. Andere Kunden bringt das auf die Palme, wie etwa die regelmäßig per Bahn reisenden Hermann und Ruth Hillebrand aus Wittlich. Schon seit langem hatte sich das Paar über die ekligen Aufzüge und Durchgänge in Wengerohr geärgert. Mehrfache Beschwerden wurden von der Bahn regelmäßig mit Standardhinweisen beantwortet. Sinngemäß: Das Unternehmen sei sehr um einem angenehmen Aufenthalt seiner Kunden bemüht. Die Anlagen würden durch beauftragte Gebäudereinigungsfirmen gepflegt - in regelmäßigen Abständen intensiv nass und einmal pro Woche per Schnellreinigung (trocken) mit Müllbeseitigung.

Am 15. Oktober berichtete der TV über die Zustände im Bahnhof, nachdem sich Hillebrand an die Redaktion gewandt hatte. Eigene TV-Recherchen am Ort bestätigten die Angaben. Auf TV-Anfrage bei der Bahn AG in Frankfurt folgte der schon bekannte Verweis auf die beauftragten Reinigungsfirmen. Auch mehrere Leserbriefschreiber haben sich inzwischen über die Zustände beschwert. Der Wittlicher Stadtbürgermeister Joachim Rodenkirch kündigte daraufhin für Anfang Dezember ein Treffen mit Verantwortlichen der Bahn AG an. Die Anfrage des TV, ob auch ein Pressevertreter daran teilnehmen könne, wurde von der Verwaltung verneint. Büroleiter Rainer Stöckicht: ''Bürgermeister Rodenkirch trifft sich zu einem internen Gespräch mit Bahnvertretern. Die Teilnahme der Presse ist nicht vorgesehen. Nach dem Gespräch wird der Bürgermeister die Gremien der Stadt informieren.``

Geändert hat sich bisher nichts, wie ein erneutes Gespräche mit Hermann Hillebrand ergibt. ''Weiterhin Müll, Staub und Notdurft in den Aufzügen``, sagt der Bahnkunde. ''Und wenn Sie sich deshalb an das Schalterpersonal wenden, verweisen die nur auf die vorgesetzten Stellen``, sagt Hillebrand. Er glaubt, dass die Bahn wie angegeben Reinigungsfirmen beauftragt hat, doch ''die kontrolliert hier draußen an den Haltepunkten des Regionalexpresses wohl niemand. Schauen Sie sich dagegen mal die Bahnsteige und Aufzüge in Koblenz an...`` Hillebrand findet es deprimierend, dass Millionen in Umbau und Modernisierung des Bahnhofs investiert worden seien, man aber dann die Pflege vernachlässige. Und schade findet es Hillebrand auch, dass die Verwaltung die Presse vom Gespräch mit der Bahn fernhalten will.

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