Bauern befürchten EU-Subventionskürzungen

Die EU will ihre gemeinsame Agrarpolitik bis 2013 reformieren. Dabei sollen auch die jährlichen Direktzahlungen an die Landwirte neu konzipiert werden. Welche Folgen das für die Bauern hätte, war Thema auf der Dreikönigstagung des Bauern- und Winzerverbands in Wittlich.

 200 französische Charolais-Rinder füttert Landwirt Arno Knöppel täglich auf seinem Hof in Gonzerath – ohne finanzielle Unterstützung der EU müsste er um den Erhalt seines Betriebs bangen. TV-Foto: Klaus Kimmling

200 französische Charolais-Rinder füttert Landwirt Arno Knöppel täglich auf seinem Hof in Gonzerath – ohne finanzielle Unterstützung der EU müsste er um den Erhalt seines Betriebs bangen. TV-Foto: Klaus Kimmling

 Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands. TV-Foto: Christa Weber

Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands. TV-Foto: Christa Weber

Wittlich/Morbach. Rund 200 weiße Charolais-Rinder bevölkern den Stall von Pia (59) und Arno Knöppel (60) in Gonzerath. Auf 200 Hektar Fläche bauen sie außerdem Getreide an. Einmal pro Jahr erhält das Ehepaar Geld von der Europäischen Union, eine nach der Hektarzahl berechnete Betriebsprämie. DieZahlung ist Bestandteil der Gemeinsamen Agrarpolitik (GAP) in der EU. Sie dient vor allem als Ausgleich für die vergangenen Preissenkungen bei wichtigen landwirtschaftlichen Erzeugnissen wie Milch, Rindfleisch und Getreide. "Für uns ist es ein Überlebensgeld, das den Betrieb am Laufen hält", bekräftigt Arno Knöppel. Er kaufe davon neue Maschinen und bezahle die 16 000 Euro im Jahr für den Diesel.

Eine bis 2013 geplante GAP-Reform könnte die Prämien gefährden. Denn vorgesehen ist, die Direktzahlungen nach bisher noch unbekannten Kriterien neu zu verteilen. Über mögliche Konsequenzen sprach gestern in Wittlich Helmut Born, Generalsekretär des Deutschen Bauernverbands, bei der Dreikönigstagung des Bauern- und Winzerverbands Bernkastel-Wittlich. Deutschland brauche eine "innovations- und leistungsfähige Landwirtschaft", sagte er vor 150 Gästen im Jugendheim St. Bernard. Den Direktausgleich für die Bauern "zusammenzustreichen", sei dazu "keineswegs erforderlich". Born warnte vor "weiteren bürokratischen, kostenträchtigen Hürden". Weitere nationale Spielräume für eine zukunftsfähige Landwirtschaft sieht Born zum Beispiel beim "höchsten Dieselsteuersatz in Europa" oder der "Überfülle an Regeln zum Tier-, Natur- und Umweltschutz". "Leicht verbessert" habe sich die Zusammenarbeit mit dem Lebensmittelhandel. Dieser müsse jedoch aufhören, "Nahrungsmittel nur über den Preis zu verkaufen, sondern wieder über Qualität und Regionalität".

Die niedrigen Preise sieht auch Manfred Zelder, Kreisvorsitzender des Bauernverbands, als "große Herausforderung" an. Für die Fleischerzeuger im Kreis - mit 24 500Rindern, 1100 Zuchtschweinen, 9300 Schafen und 930 Pferden - sei die Situation "denkbar schlecht". Der Verband werde "dafür kämpfen, die EU-Zahlungen in ihrer jetzigen Höhe zu erhalten".

Für Schweinebauer Karl Heyer müssen sinkende Prämien "kein Nachteil sein". Die EU-Gelder allein könnten die Betriebe nicht auf Dauer erhalten, das müsse der Markt über höhere Produktpreise regeln, sagt Heyer. Für ein Kilo Schweinfleisch erhalte er aktuell nur 1,35 Euro. Für die Knöppels dagegen bedeutet die Prämie Sicherheit. Ohne sie, ist Pia Knöppel überzeugt, wäre "für 80 Prozent der Bauern Feierabend".

Sie selbst seien abhängig von den Schlachthöfen, die die Preise seit Jahren niedrig hielten, sagt ihr Mann. Zudem seien die Kosten für Diesel, Dünger, Saatgut, Maschinen "enorm gestiegen".

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort