Landmrke Wenn Gras über den Abfall gewachsen ist

Sehlem · Bei Sehlem wird seit 1975 Müll abgeladen – bis 2005 wurden auch Siedlungsabfälle deponiert. Über die ist inzwischen Gras gewachsen.

 Der begrünte Hügel, unter dem Müll aus vergangenen Jahren liegt. Entgasungsrohre saugen Gase, die sich im Inneren sammeln an, und ein Blockheizkraftwerk, am Rand zu sehen, wandelt das Gas in Strom um. Foto: Christina Bents

Der begrünte Hügel, unter dem Müll aus vergangenen Jahren liegt. Entgasungsrohre saugen Gase, die sich im Inneren sammeln an, und ein Blockheizkraftwerk, am Rand zu sehen, wandelt das Gas in Strom um. Foto: Christina Bents

Foto: TV/Christina Bents

Er fügt sich gut in die Landschaft ein, der mit Gras bewachsene Müllhügel zwischen Hetzerath und Sehlem. Wenn man nicht wüsste, dass sich unter dem  an der höchsten Stelle 70 Meter hohen Berg Abfall aus früheren Jahren befindet, käme man nicht auf die Idee. Der begrünte Hügel befindet sich auf dem insgesamt rund 30 Hektar großen Gelände des Entsorgungs- und Verwertungszentrums des Zweckverbands Abfallwirtschaft Region Trier.

Alles hier wirkt sehr gepflegt. Es riecht nicht streng, es liegt kein Müll offen herum, die geteerten Straßen sind blitzsauber. Nur die roten Rohre, die an verschiedenen Stellen aus dem Hügel ragen, lassen ahnen, dass hier doch etwas anderes ist als ein natürlicher kleiner Berg. Die Rohre sind dazu da, die Gase, die sich im Inneren des Hügels befinden, abzusaugen. Sie werden einem Blockheizkraftwerk zugleitet, das aus den Deponiegasen Strom erzeugt.

Andreas Bollig, gelernter Ver- und Entsorger, der seit 1992 auf der Deponie arbeitet, berichtet: „120 Kilowatt pro Stunde werden mit dem Blockheizkraftwerk erzeugt. Einen Teil des Stroms verbrauchen wir selbst, der Rest wird in das Netz des RWE eingespeist.“ Weiteren Strom erzeugt eine eigene Photovoltaikanlage, auf einer Fläche von 18 000 Quadratmetern. Der Jahresstromertrag liegt hier bei 800 000 Kilowattstunden. Das entspricht einem Jahresverbrauch von rund 220 Haushalten.

Seit 1975 gibt es die Deponie. In den Anfangsjahren bis 1992 hat sie ein privates Unternehmen für den Kreis betrieben. Siedlungsmüll, damit sind hausmüllähnliche Abfälle aus Gewerbe, privaten Haushalten, und Industrie, beispielsweise aus Arzt- und Rechtsanwaltspraxen, Verwaltungsgebäuden, Schulen, Kindergärten, Krankenhäusern und Pflegeeinrichtungen gemeint, wurde hier gelagert. Andreas Bollig: „Bei den ersten Gruben wurde mit einer Basisabdichtung mit undurchlässiger Tonerde, gearbeitet, und der Müll permanent verdichtet. Mit der Zeit wurden die gesetzlichen Bestimmungen immer weiter verschärft und die Kosten, um einen Quadratmeter Fläche für die Müllab­lagerung abzudichten, sind so in die Höhe gegangen, dass man mit dem Geld auch einen Quadratmeter mit Carrara-Marmor hätte auslegen können.“

Seit 2005 werden in Sehlem keine Siedlungsabfälle mehr abgeladen, weil sich die Gesetzgebung geändert hat. Der Müll wird jetzt nach Mertesdorf gefahren, dort in einer mechanisch-biologischen Trocknungsanlage getrocknet, und anschließend als Ersatzbrennstoff in Heizkraftwerken eingesetzt, um daraus Strom und Wärme zu gewinnen.

Im EVZ Sehlem werden jedes Jahr rund 75 000 Tonnen reaktionsunfähiges Material wie Bauschutt und Straßenaufbruch deponiert. 22 000 Tonnen Müll werden von kleineren auf größere Lastwagen umgeladen, um Transportwege nach Mertesdorf effizienter zu gestalten. Es werden von den sieben Mitarbeitern bei der Deponie von Altfenstern über Elektogeräte, Korken, Leuchtstoffröhren, Restabfälle, Grünschnitt bis zu Wurzelstöcken angenommen. Gelbe Säcke und die neue Biotonne samt Tüten werden ausgegeben und Big Bags verkauft.

Wer sich das Gelände einmal genauer ansehen will, kann sogar an einer Führung teilnehmen. Elisabeth Hill, A.R.T. berichtet: „Verschiedene Gruppen, wie Schulklassen, Vereine, politische Gruppierungen und auch Einzelpersonen, die sich Gruppen anschließen können, wollen sich ein Bild machen, wie hier gearbeitet wird, und können sich das, nach vorheriger Absprache, ansehen.“ Ein Betriebsgebäude gibt es, eine Waage für Fahrzeuge, einen Bereich, in dem Container für Restmüll, gelbe Säcke, sperrige, mineralische und elektronische Abfälle stehen.

Ein Stück weiter, durch gemauerte Wände getrennt, sind unter anderem Abladestellen für Grünabfälle, Holz, Rest- und Sperrmüll. Hier wird auch der Müll umgeladen, der nach Mertesdorf kommt. Insgesamt sind es täglich zwischen 80 und 100 Fahrzeuge, die Müll bringen oder abholen. Also ganz schön viel los, für einen Ort, der von weitem so beschaulich aussieht.

Weitere Informationen zur Deponie und was man dort abgeben kann unter www.art-trier.de

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