Bomben, Bahnhof und das "Lovemobil"

Wittlich · 45 Jahre ist Anton Hauprich bei der Verbandsgemeinde Wittlich-Land beschäftigt gewesen. Er hat unter vier Bürgermeistern gearbeitet und Themen von der Dorferneuerung bis zur Windenergie begleitet. Manchmal waren die Einsätze auch ungewöhnlich. Wichtig war ihm nach eigenen Angaben immer, sachlich und objektiv zu arbeiten. Heute ist sein erster Tag ohne Büro-Alltag.

 Der Chef geht: Leiter Anton Hauprich (rechts) mit einem Teil seines Bauamt-Teams, mit dem er sehr gerne zusammengearbeitet hat. TV-Foto: Christina Bents

Der Chef geht: Leiter Anton Hauprich (rechts) mit einem Teil seines Bauamt-Teams, mit dem er sehr gerne zusammengearbeitet hat. TV-Foto: Christina Bents

Foto: Christina Bents (chb) ("TV-Upload Bents"

Wittlich. "Für mich ist das hier der spannendste Job in der Verbandsgemeinde-Verwaltung", sagt Anton Hauprich, Leiter des Bauamts der VG Wittlich-Land, und ergänzt "natürlich neben dem des Bürgermeisters".
Er muss es wissen, denn seit dem 2. August 1971 arbeitete er 45 Jahre lang bei der VG. Nach der Ausbildung war vor allem das Thema Dorferneuerung aktuell, das er in der Verwaltung aufgebaut hat.
Er berichtet: "Damals war noch Geld da. In Bruch und Klausen ist viel passiert. In allen Dörfern der Verbandsgemeinde wurden Konzepte erstellt." Und weiter: "Viele gemeindliche und private Projekte wurden gefördert und realisiert. Daneben wurden in vielen Gemeinden Bürgerhäuser und Schulturnhallen, beispielsweise in Hetzerath und Dreis, gebaut."
An seiner Arbeit findet Anton Hauprich interessant, dass die Ergebnisse anschließend sichtbar sind. "Man sieht, was aus den Projekten wird. Wie sie angenommen werden und sich entwickeln. Ein Beispiel dafür ist der Bahnhof Salmtal, bei dem jetzt der Parkplatz zu klein wird, weil ihn so viele Menschen nutzten und um den herum sich viele Gewerbebetriebe und Einzelhandel angesiedelt haben", sagt der inzwischen 63-Jährige.
Der Bahnhof war für ihn eines der spannendsten Projekte in seiner Zeit bei der VG, weil es viele Rechtsgebiete umfasste, die Kosten im Vorfeld nur sehr schwer abzusehen waren, man sich mit der Bahn abstimmen und auch noch nach Kriegsbomben gesucht werden musste.
Einen etwas anderen Auftrag hatte er, als er mit einem Kollegen das "Lovemobil" auf dem Parkplatz bei Salmtal überprüfen musste. Denn für besagtes Mobil war eine Baugenehmigung nötig. "Da habe ich mir natürlich jemanden mitgenommen und just in dem Moment, als wir dort unser Auto geparkt und an die Wohnmobiltür geklopft hatten, fuhren die Kollegen der VG-Werke vorbei und haben lachend noch eine extra Runde gedreht", erzählt er.
Bei seiner Arbeit, die unter anderem die Bauleitplanung mit der Erschließung von Baugebieten, Gewässerunterhaltung, Dorferneuerung, Denkmalschutz, Friedhofswesen und das im Aufbau befindliche Gebäudemanagement umfasst, hatte er nach eigenen Angaben immer einen großen Handlungsspielraum.
Wachsende Zahl an Gutachten


"Das war bei allen Bürgermeistern so, unter denen ich nach Abschluss meiner Ausbildung gearbeitet habe", so Hauprich. Bei seiner eigenen Arbeit war ihm immer Sachlichkeit und Objektivität wichtig. "Wenn sie hier viele Jahre arbeiten und dabei den Menschen immer noch in die Augen sehen wollen, muss das hier absolut korrekt und rechtlich sauber ablaufen. Es darf nicht nach Sympathien entschieden werden", sagt er nachdrücklich. Zudem wollen er und sein Team bürgernah und freundlich arbeiten. "Das gelingt uns meist. Bürger bedanken sich für unsere zügigen und kompetenten Antworten", sagt Anton Hauprich.
Was ihm im Laufe der Jahre zunehmend genervt hat, ist die zunehmende Zahl an Gutachten bei fast allen Verfahren. "Wir sind sehr für den Arten-, Natur- und Emissionsschutz, aber was sich da insbesondere durch das EU-Recht an der Anzahl der Gutachten entwickelt hat, ist nicht bis zur Praxis durchdacht und teilweise wirklich überzogen", sagt Hauprich. Bei der Windkraft, so findet er, wären überregionale Planungen sinnvoller. "Wir sollen der Windkraft Raum geben, aber dann werden wir und die Gemeinden alleine gelassen", argumentiert er.
Vermissen wird er nun im Ruhestand die Arbeit selbst, sein Team, die Kontakte zu den Ortsbürgermeistern und Ratsmitgliedern und das Gefühl, bei Projekten ein Rädchen zu sein, das zum Gelingen beiträgt. Die vielen Termine und den Druck, den es natürlich auch gab, kann er hingegen gut entbehren.
Im Ruhestand will sich der Hetzerather um zurückgestellte Arbeiten in Haus und Hof kümmern und weiterhin mit den Benefizradlern unterwegs sein.
Anton Hauprich hat die VG-Verwaltung zum gestrigen 1. Januar verlassen, offiziell beginnt sein Ruhestand am 1. März. Seine Nachfolge im Bauamt wird Günter Weins antreten.

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