Bürger denken oft anders als die Politiker

Wittlich/Manderscheid · Die Bürger aus den Verbandsgemeinden Wittlich-Land und Manderscheid stehen einer Fusion aufgeschlossener gegenüber als die gewählten Volksvertreter. Der TV hat telefonisch 228 Menschen aus der Verbandsgemeinde Wittlich-Land und 176 aus der VG Manderscheid befragt.

Wittlich/Manderscheid. Krieg mit Waffen gibt es zwischen den Verbandsgemeinden Wittlich-Land und Manderscheid nicht, Krieg mit Worten aber sehr wohl. Entzündet hat er sich, als die freiwillige und mit mindestens 2,5 Millionen Euro versüßte Fusion zwischen beiden Kommunen in letzter Sekunde platzte und das Land deshalb eine Zwangsfusion anordnete. Seither fliegen verbal Giftpfeile hin und her.
Die Kommunalpolitiker aus der großen VG Wittlich-Land wollen bei einer Zwangsfusion das alleinige Sagen haben. Das könnte beispielsweise zu unterschiedlichen Gebühren und Abgaben führen. Die stark vom Tourismus lebende Vulkaneifel rund um Manderscheid könnte zudem finanziell kürzer gehalten werden.
Die Manderscheider Politiker wollen keine Zwangsfusion. Wird sie ihnen vom Land aber doch aufgezwungen, soll der Partner ein anderer sein. Dabei wird auch eine Aufsplittung in Kauf genommen.
Beide Kommunen beheimaten aber natürlich auch normale Bürger. Und wie denken die über eine Fusion zwischen den beiden ungleichen Gesellen? Die bei einer TV-Umfrage zufällig ausgewählten Bürger (228 in Wittlich-Land, 176 in Manderscheid) urteilen anders als ihre gewählten Volksvertreter. Knapp 26 Prozent der Befragten in Wittlich-Land können sich vorstellen, dass eine Zusammenarbeit funktioniert, etwas mehr als 23 Prozent glauben das nicht. Fast 51 Prozent haben keine Meinung oder sind sich nicht sicher.
Bei den Nachbarn können sich sogar mehr als 35 Prozent eine Zusammenarbeit vorstellen, 28 Prozent sehen eine solche nicht. Knapp 37 Prozent haben keine Meinung oder sind unschlüssig.
Eine grundlegende Ablehnung einer Zwangsfusion ist daraus nicht zu erkennen. Die Bürger reagieren weniger emotional als ihre Politiker.
Durchaus interessant sind in diesem Zusammenhang auch die Antworten auf die Frage, welche Mittelzentren in der Region die Bürger häufig aufsuchen. Dabei ist für die Leute aus Wittlich-Land die Stadt Wittlich ausgeklammert. 39 Prozent der Befragten aus Wittlich-Land sind häufig in Bernkastel-Kues unterwegs, 24,5 Prozent in Bitburg und sechs Prozent in Daun. 30 Prozent machten keine Angabe.
Klarer Favorit ist für 73 Prozent der Manderscheider die Stadt Wittlich. 14 Prozent favorisieren Daun, 1,7 Prozent Bitburg. Knapp elf Prozent machten keine Angaben. Der Weg in die Kreisstadt Wittlich ist für sie also bereits eine Selbstverständlichkeit. Die Kreisstadt Daun, zu der nicht wenige Manderscheider tendieren, ist längst nicht so gefragt.
Etwas eint die Menschen beider Verbandsgemeinden aber auch: die Liebe zum heimischen Dialekt. 58 Prozent der Bürger aus Wittlich-Land sprechen oft Platt, in Manderscheid sind es sogar 67 Prozent. 74, 5 Prozent (Wittlich-Land) beziehungsweise 69 Prozent (Manderscheid) der Leute wollen, dass mehr zum Erhalt des Dialekts getan werden müsste. Vielleicht liegt hier ja der Schlüssel zur gemeinsamen Zukunft. Und vielleicht liegt hier ja auch noch ein Betätigungsfeld für die Volkshochschulen in der Region.
Eine weitere Frage ging nur an die Bürger aus Wittlich-Land. Wie sehen sie das Projekt B 50 neu inklusive des Hochmoselübergangs? Mehr als 77 Prozent halten es für gut, knapp elf Prozent lehnen es ab, knapp zwölf Prozent haben keine Meinung. Diese Frage wurde gestellt, weil die Arbeiten auch die Region Wittlich betreffen. Dort sind auch schon Teile der Straße und Zubringer für den Verkehr frei.

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