Bürgermeister spricht von Verleumdung

Die Verbandsgemeinde Witlich-Land nimmt Minheim (VG Neumagen-Dhron) nicht auf. Deren Ortsbürgermeister wirft der VG vor, die Kosten für die Kanalsanierung absichtlich hochgerechnet zu haben.

 Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

Während der Kommunalreform wurden viele Verbandsgemeinden fusioniert, wogegen einige klagten.

Foto: Grafik: iStock

Minheim/Wittlich/Bernkastel-Kues. Welche Arbeiten sind am Kanalnetz (Wasser/Abwasser) in Minheim nötig und mit welchen Kosten ist dies verbunden? Diese Fragen standen monatelang im Raum, als es darum ging, auszuloten, ob die Verbandsgemeinde Wittlich-Land die Ortsgemeinde Minheim (VG Neumagen-Dhron) aufnimmt. Kostenneutral müsse dies geschehen, hieß es von der VG Wittlich-Land. Zu bewerkstelligen wäre dies nur mit Zuschüssen. Das Land stellte aber klar, dass es die nicht geben werde.

Vor wenigen Tagen hatte der VG-Rat Wittlich-Land deshalb die Aufnahme Minheims abgelehnt. Dabei wurde erstmals öffentlich eine Zahl zum Sanierungsaufwand genannt: 3,8 bis 4,5 Millionen Euro (der TV berichtete). Auf einen vierköpfigen Haushalt kämen so über mehrere Jahre hinweg Mehrkosten zwischen 35 und knapp 42 Euro zu.

"Als ich die Zahl gelesen habe, bin ich fast vom Hocker gefallen", sagt Minheims Ortsbürgermeister Werner Mertes, bis dahin ein glühender Verfechter einer Verschmelzung seiner Gemeinde mit Wittlich-Land. Bei einer Befragung Anfang 2010 hatten sich knapp 60 Prozent der Bürger auch für Wittlich-Land ausgesprochen.

Mertes zeigt sich aber nicht nur überrascht. Er geht noch einen großen Schritt weiter und wirft den im VG-Rat Wittlich sitzenden Politikern vor, absichtlich die Zahlen nach oben getrieben zu haben. Mertes glaubt, dass eine Aufnahme Minheims von vorneherein unerwünscht war. Er selbst geht von einer Summe von einer Million Euro aus. Konkrete Zahlen hätten ihm nie vorgelegen. "Deshalb war ich schon sehr überrascht, als ich die Zahlen gelesen habe."

Das stimme nicht, sagt Christiane Horsch, Bürgermeisterin der Verbandsgemeinde Neumagen-Dhron. In mehreren Ausschusssitzungen auf VG-Ebene und bei einer nicht öffentlichen Sitzung in Minheim seien Zahlen genannt worden. Damals habe ein Betrag zwischen 2,2 und 2,8 Millionen Euro im Raum gestanden. Dieser habe sich dann auf die jetzt in Wittlich-Land genannte Summe erhöht. Grund für den Mehraufwand: Der notwendige Anschluss des Minheimer Abwassernetzes an die zentrale Kläranlage "Auf Kopp" (zwischen Piesport und Neumagen-Dhron) wird wegen des Baus von Regenüberlaufbecken wesentlich teurer als ursprünglich geplant.

Christoph Holkenbrink, Bürgermeister der VG Wittlich-Land, reagiert sehr verärgert auf den Vorwurf aus Minheim. Er spricht sogar von "Verleumdung". "Ich lade Herrn Mertes ein, sich alle Unterlagen anzuschauen. Und dann erwarte ich, dass er die Vorwürfe zurücknimmt", sagt der Verwaltungschef. Wie berichtet wird der Weg der Minheimer nun gemeinsam mit den Ortsgemeinden Neumagen-Dhron und Piesport in die VG Bernkastel-Kues führen. Dort wird die Diskussion bei den Nachbarn nicht mit Freude gesehen. "Ich werde mich nicht an dem Hickhack um Zahlen beteiligen", sagt Bürgermeister Ulf Hangert. Ein Wirtschaftsprüfer analysiere die Projekte und lege dann Zahlen auf den Tisch.

Unabhängig davon, das betont auch Christiane Horsch, müsse bedacht werden, dass nicht alle Arbeiten unmittelbar anstehen. Realistisch sei ein Zeitrahmen von zehn Jahren. Das sieht auch Werner Mertes so. Außerdem, so Hangert, gehe es nicht, wie bei der gescheiterten Verbindung zwischen Minheim und Wittlich, um 500 weitere Beitragszahler, sondern bei einer Aufnahme von Neumagen-Dhron, Piesport und Minheim um etwa 4700 Bürger.

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