Damit beim Start in die Ausbildung alles passt

Wittlich/Bernkastel-Kues/Trier · Reine Wissensvermittlung - das reicht in den Schulen schon längst nicht mehr aus. Sie sollen ihre Schüler auch vorbereiten auf den Übergang ins Berufsleben. Fünf Schulen machen das in der Region Trier besonders vorbildlich; sie sind deshalb ausgezeichnet worden.

 Daria Ewertz (links) und Mona Karst vertreten am Thomas-Morus-Gymnasium Daun die Interessen ihrer Mitschüler, wenn es um Berufsorientierung geht. TV-Foto: Rebecca Schaal

Daria Ewertz (links) und Mona Karst vertreten am Thomas-Morus-Gymnasium Daun die Interessen ihrer Mitschüler, wenn es um Berufsorientierung geht. TV-Foto: Rebecca Schaal

Foto: (h_st )

Wittlich/Bernkastel-Kues/Trier. Berufsinformationszentrum Trier, 1997: Schüler des Regino-Gymnasiums Prüm erhoffen sich Infos und Klarheit über ihren künftigen Berufsweg, geben Stärken und Schwächen an, beantworten jede Menge Fragen am Computer.
Der behauptet, den perfekten Beruf für eine der Schülerinnen gefunden zu haben: Pfarrer. Zur Erinnerung: Der Mensch vor dem Bildschirm ist weiblich. Und katholisch.
Park-Plaza-Hotel Trier, 2017: "Eine gute Berufsorientierung an den Schulen ist sehr wichtig", sagt die 16-jährige Mona Karst vom Thomas-Morus-Gymnasium (TMG) Daun. "Man übt einen Beruf schließlich sein ganzes Leben lang aus, da muss er ja Spaß machen." Ihr Gymnasium ist eines von fünf Schulen, die im Ideenwettbewerb "passt! Innovative Berufsorientierung in der Region Trier" ausgezeichnet werden. Weil sie eben keine stereotypen und weltfremden Antworten auf die Fragen ihrer Schüler zur Berufswahl liefern, sondern mit originellen Angeboten echte Hilfe leisten wollen. "Genau das zeichnet diesen Wettbewerb aus: Hier denken sich keine Wissenschaftler irgendetwas aus und stülpen das dann den Schulen über", sagt Thomas Linnertz, Präsident der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier. Statt dessen entwickelten die Schulen Ideen und Projekte, die eigens auf sie zugeschnitten seien.
So haben die Schüler des TMG Daun zum Beispiel während eines USA-Aufenthalts die Möglichkeit, dort in Firmen reinzuschnuppern. Und nach dem Abitur die Gelegenheit, in diesen Betrieben ein Auslandspraktikum zu absolvieren. "Wir können viel Erfahrung sammeln und uns so sicher sein, dass der Beruf auch etwas für uns ist", sagt die Dauner Schülerin Daria Ewertz (16). Für die fünf Modellschulen bringt die Auszeichnung der Nikolaus-Koch-Stiftung und der Deutschen Kinder- und Jugendstiftung gleich zweierlei: eine finanzielle (3000 Euro) und eine fachliche Förderung, damit das ausgewählte Projekt zur Berufsorientierung keine schöne Idee bleibt, sondern auch umgesetzt werden kann.
Folgende Schulen und Projekte hat die Jury, bestehend aus Mitgliedern der Stiftungen, ADD, Handwerkskammer und Industrie- und Handelskammer, für den Zeitraum 2016 bis 2018 ausgewählt:
Stefan-Andres-Realschule Plus mit Fachoberschule, Schweich: Konzept: "Berufswahl-AG" - fiktive Bewerbungsgespräche unter Realbedingungen, Potenzialanalyse, eigener Berufswahlraum mit technischer Ausstattung.
Kurfürst-Balduin-Realschule Plus, Wittlich: Konzept: "KBR-Werkstatt Plus", zum Beispiel mit Potenzialanalyse, Einbezug aller Bereiche schulischer Arbeit, Werkstätten mit Übungen zur Rhetorik und Präsentation.
Ruwertalschule Grund- und Realschule Plus, Waldrach: Konzept: Früher und altersgemäßer Einstieg in die Berufsorientierung, Klassenstufe 1-7, Förderung von Selbstständigkeit, Berufereporter: Erforschung und digitale Reportagen von Firmen und Berufen in der Region, Erfinderwerkstatt.
Freiherr vom Stein Realschule Plus, Bernkastel-Kues: Konzept: "Joblabor - Arbeite an deiner Zukunft": Schüler sollen eine Job Scout-Ausbildung machen und so zu Berufsorientierungsexperten werden und andere Schülerinnen mit Rat und Kenntnissen zu Seite stehen; offenes Joblabor.
Thomas-Morus-Gymnasium, Daun: Konzept: "Career Pathways-Exploring Opportunities abroad - Chancen im Ausland erkunden": Erweiterung der Schulpartnerschaft mit Wisconsin um Berufsorientierung, Teilnahme am Berufsorientierungsprogramm der Partnerschulen, Brieffreundschaften mit Berufsorientierung als Thema.Extra

Seit zehn Jahren arbeiten die Nikolaus-Koch-Stiftung (NKS) Trier und die Deutsche Kinder- und Jugendstiftung (DKJS) zusammen - auch das wurde bei der passt!-Preisverleihung gebührend gefeiert. Es sei das gemeinsame Ziel, "benachteiligte junge Menschen in der Region zu erreichen und ihre Bildungschancen zu verbessern", sagte Manfred Bitter, Vorsitzender der NKS. Heike Kahl, DKJS-Geschäftsführerin, sprach von einer "Erfolgsgeschichte". Die Idee zur NKS stammt vom früheren Verleger des Trierischen Volksfreunds, Nikolaus Koch. Seine Frau Luise setzte sie nach dem Tod ihres Mannes um und gründete die Stiftung 1993. Diese kümmert sich in besonderem Maße um Berufs-, Fort- und Ausbildung. Die DKJS setzt sich seit 1994 für Bildungserfolg und Teilhabe von Kindern und Jugendlichen ein. bec

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