Wittlich. (ger) "Nach der Natur fotografiert" steht auf der Ansicht der Stadt Wittlich von 1856. Dr. Klaus Petry hat sie wiederentdeckt in der Festschrift zum 100-jährigen Bestehen der Kolpingfamilie aus dem Jahre 1955. Dort hat Bürgermeister Mehs auf das exklusive Zeitdokument aufmerksam gemacht. Eines davon hat Petry beim heutigen Besitzer einsehen können. Fotograf ist Joseph Lemling aus Marmagen bei Nettersheim/Eifel.

Erst wenige Jahre zuvor, 1839, war das Fotografieren erfunden worden. "Die Aufnahme durch Photografie erreicht bekanntlich die höchste Naturtreue und darf ich daher hoffen, daß die geehrten Bürger (...) die lithografische Herausgabe ermöglichen". Mit diesen Worten lud Lemling erfolgreich zur Vorbestellung ein.

Damals gab es noch keine Negative, um Abzüge zu fertigen, sondern es mussten durch einen Grafiker in Stein hergestellte Lithografien von den Fotoplatten gefertigt werden. Dennoch ist die Ansicht der Stadt detailgetreu, abgesehen von Staffagen wie Bauersleuten und Tieren, die der Grafiker hinzufügte.

Klaus Petry hat die Ergebnisse seiner Recherchen im Kreisjahrbuch 2009 veröffentlicht, das aktuell in den Buchhandlungen vorliegt. Dieser Beitrag enthält Wissenswertes auch zu den ältesten Wittlicher Fotografen. 1868 eröffnete Heinrich Lombard ein fotografisches Atelier. "Dessen Urenkel Heinz Lombard aus Wengerohr ist heute begeisterter Hobbyfotograf", erzählt Petry. "Und selbstredend ist in Wittlich bis heute der Fotograf Becker bekannt, der ab 1898 über zwei langlebige Generationen der Inbegriff für Stadtfotografie war."

Petry ist so beeindruckt, dass er eine Ausstellung zu den ältesten Wittlicher Fotos konzipieren will. Er lädt alle Bürger des Kreises zur Suche nach Porträts und Ortsansichten aus der Frühzeit der Fotografie. Hinweise an das Kreisarchiv Bernkastel-Wittlich.

Die älteste fotografische Ansicht der Stadt Wittlich wird im Band 3 zur Wittlicher Stadtgeschichte erscheinen. Dieser Band wird derzeit gedruckt und soll bald vorliegen.