"Das ist das Aus für Hetzerather Kinder”

Hetzerath/Rivenich/Schweich · Das Schweicher Stefan-Andres-Schulzentrum platzt aus allen Nähten. Als Konsequenz haben Schulträger und Schulbehörde, der Kreis Trier-Saarburg und die ADD Trier, jetzt beschlossen, vorrangig Fünftklässler aus Schweich und den angrenzenden Gemeinden aufzunehmen. Damit bleiben Kinder aus Hetzerath und Rivenich außen vor.

Hetzerath/Rivenich/Schweich. 325 Kinder sind im vergangenen Jahr für die fünfte Klasse am Schulzentrum Schweich angemeldet worden, Platz war in den neun Klassen für 225 Schüler. Mehr Plätze werden es auch im kommenden Schuljahr in den neun fünften Klassen nicht sein. Deshalb haben Schule, Schulträger und die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier jetzt reagiert und Aufnahmekriterien festgelegt. ADD-Sprecherin Miriam Lange: "Da es im vergangenen Schuljahr sehr viel mehr Anmeldungen als Plätze gegeben hat, musste die Schule eine Auswahl treffen, sodass nicht alle Schüler berücksichtigt werden konnten. Ein entscheidender Maßstab bei der Festlegung von Auswahlkriterien ist die Zumutbarkeit des Schulweges." Um das Auswahlverfahren in diesem Jahr transparenter zu gestalten, wurde, wie Lange weiter mitteilt, in einer gemeinsamen Sitzung der Kreisverwaltung und der Schulaufsicht nun vereinbart, dass die Vergabe der Schulplätze an der kreiseigenen Schule nach der bestimmten Reihenfolge erfolgt.
Und die folgt folgendem Schema: Zunächst werden die Kinder aus der Verbandsgemeinde Schweich und der Ortsgemeinde Zemmer bei der Zuteilung der Plätze berücksichtigt, dann die Kinder aus der Verbandsgemeinde Trier-Land aus den Ortsgemeinden Aach und Newel und danach alle anderen Kinder des Landkreises Trier-Saarburg. Lange: "Sollten hiernach noch Plätze frei sein, so können auch Kinder aus anderen Landkreisen an der Schule aufgenommen werden."
Peter Epp, Referatsleiter für Gymnasien, IGS und Kollegs bei der Schulaufsicht der ADD, fügt hinzu: "Dass die Kinder des Kreises Trier-Saarburg bei einer solchen Auswahl bevorzugt berücksichtigt werden, ist ein nachvollziehbares Anliegen des Kreises als Schulträger."
Bei der Festlegung der neuen Aufnahmekriterien seien auch, so Martina Bosch, Pressesprecherin des Kreises Trier-Saarburg, die Gesamtsituation des Schulangebots und der Schülerströme in und um Trier sowie in den Verbandsgemeinden Schweich und Trier-Land mitbetrachtet worden. Vertreter der Stadt Trier und der Verbandsgemeinde Trier-Land, in der es keine weiterführende Schule gibt, seien eingebunden gewesen.
In Hetzerath im angrenzenden Kreis Bernkastel-Wittlich stoßen die neuen Aufnahmekriterien auf wenig Gegenliebe. "Das ist das Aus für Hetzerather Schüler in Schweich”, sagte Ortsbürgermeister Werner Monzel bei der zurückliegenden Sitzung des Ortsgemeinderats. "Jahrelang waren die Hetzerather Schüler gut genug, die Schweicher Schulen aufzufüllen, und jetzt werden unsere Schüler quasi rausgeschmissen. Das ist ein starkes Stück." Der Gemeinderat der Kommune beschloss, gegen die Schülerlenkung im Nachbarkreis zu intervenieren - auch wenn es wenig Aussicht auf Erfolg gibt. Denn: Eine Wahlfreiheit der Eltern für eine bestimmte Schule besteht in Rheinland-Pfalz nicht. Die übergreifende Schulordnung legt fest, dass die Wahl der Schulart bei den Eltern liegt, dass die Wahl einer bestimmten Schule jedoch nur im Rahmen der Aufnahmemöglichkeiten erfolgen kann.
Da es unwahrscheinlich ist, dass es nach der Vergabe der Schulplätze an Kinder aus dem Kreis Trier-Saarburg noch freie Plätze gibt, müssen sich die Betroffenen aus dem Landkreis Bernkastel-Wittlich wohl oder übel für andere Schulen entscheiden. Für die Kinder aus Hetzerath und Rivenich stehen im eigenen Landkreis als weiterführende Schulen die Integrierte Gesamtschule in Salmtal sowie das Cusanus-Gymnasium und das Peter-Wust-Gymnasium in Wittlich oder die Clara-Viebig-Realschule-plus und die Kurfürst-Balduin-Realschule in Wittlich zur Verfügung. Ist der Schulweg nach Salmtal noch vergleichsweise kurz, ist es von Hetzerath nach Wittlich hingegen weiter als ins acht Kilometer entfernte Schweich. Dort können sich künftige Fünftklässer weiterhin noch für eine Aufnahme am privaten Dietrich-Bonhoeffer-Gymnasium bewerben.Meinung

Wer bezahlt, bestimmt
In Zeiten eines Europas ohne Grenzen fällt es schwer, wenn eine in den Köpfen der Menschen kaum wahrnehmbare Barriere zwischen zwei Landkreisen die Bürger einschränkt. Aber dennoch: Im Falle der Schülerlenkung am Schulzentrum Schweich ist der Kreis Trier-Saarburg im Recht, die Kinder aus dem eigenen Gebiet bevorzugt aufzunehmen. Denn der Kreis als Träger des Schweicher Schulzentrums finanziert dieses auch. Eine (finanzielle) Kooperation zwischen den Trier-Saarburgern und Bernkastel-Wittlich könnte dieses Problem vielleicht im Sinne der Kinder aus Hetzerath und Rivenich lösen. Vorausgesetzt, alle Seiten sind bereit dazu. p.willems@volksfreund.deÄrger um Schülerbeförde- rung:

Extra

Ärger um Schülerbeförde- rung: Im Sommer vergangenen Jahres hatte sich bei Eltern aus Hetzerath und Rivenich Unmut über die Bus- und Bahnverbindung zwischen den Gemeinden und dem Schulzentrum in Schweich gehegt. Mit Bus, Bahn und noch mal Bus wären die rund 70 Kinder für die acht Kilometer mehr als eine Stunde unterwegs - und kämen trotzdem dauernd zu spät, so die Kritik. Mit einer Unterschriftensammlung hatten sie sich an die Bahn beziehungsweise die Rhein-Mosel-Verkehrsgesellschaft gewandt, ebenso an Thomas Linnertz, den Präsidenten der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion, sowie an den Landrat des Kreises Trier-Saarburg, Günther Schartz. Eine Besserung dieser Situation dürfte mit den nun festgelegten Aufnahmekriterien vom Tisch sein. willExtra

Auf eine kleine Anfrage des CDU-Abgeordneten Arnold Schmitt (Riol) im Landtag antwortete das Bildungsministerium 2016, dass das Schulzentrum Schweich 2009 achtzügig eingerichtet wurde: drei Züge für das Gymnasium und fünf Züge für die Realschule plus. Die abgesenkte Klassenmesszahl 25 für die Klassen in der gemeinsamen Orientierungsstufe erlaube eine Aufnahme von neun Klassen, die ab Klassenstufe 7 (Klassenmesszahl 30) in der Regel achtzügig fortgeführt werden. Auf diese Schülerzahlen ist die Raumkapazität des Schulzentrums ausgelegt. Die temporäre Verfügbarkeit einzelner Räume laufe mit Blick auf hinzukommende Klassenstufen aus. Auch die Errichtung einer Fachoberschule an der Realschule plus seit dem Schuljahr 2014/2015 habe den Raumbedarf insgesamt erhöht. die Begrenzung der Aufnahme auf neun Züge habe daher ihren Grund in der Raumkapazität. will

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