Das Rätsel der Steine - Menhire in der Region

Prüm/Bitburg/Daun/Wittlich · Menhire sind überall in der Region zu finden, doch wer hat die Monumente ursprünglich errichtet? Die Fachwelt ist gespalten.

Das Rätsel der Steine - Menhire in der Region
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"
Das Rätsel der Steine - Menhire in der Region
Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"
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Foto: Frank Auffenberg (aff), Frank Auffenberg ("TV-Upload Auffenberg"
Das Rätsel der Steine - Menhire in der Region
Foto: Frank Auffenberg (aff) ("TV-Upload Auffenberg"

Seit Menschengedenken beflügeln sie die Fantasie: Hinkelsteine. Mitten im Wald, an Weggabelungen oder wie in Prüm sogar im Stadtzentrum sind sie stumme Zeugen der tausendjährigen Siedlungsgeschichte der Region.

Wer die wissenschaftlich Menhire genannten, bearbeiteten Felsen aufstellte, ist umstritten, doch um fast jeden Stein ranken sich unzählige Mythen und Legenden. Der Begriff Menhir stammt vermutlich aus der der bretonischen Sprache und bedeutet Langstein.
Die teils tonnenschweren Monumente sind oft nur schwer zu datieren. Nur selten finden Archäologen sogenannte Beifunde, also Gegenstände, die leichter oder genauer zeitlich einzuordnen sind. Für die westeuropäischen Menhire wird häufig angenommen, dass sie aus der Zeit der Großsteingräber stammen und damit etwa in der Jungsteinzeit zwischen 3500 und 2800 vor Christus errichtet wurden. Teils werden sie aber noch älter geschätzt.

Nur wenige Menhire stehen heute noch an ihrem ursprünglichen Standort. Viele der jungsteinzeitlichen Monumente wurden während der Christianisierung umgestellt und umgestaltet - unter anderem das Frabillenkreuz bei Ferschweiler oder der Taufstein von Eschfeld. Andere wurden als Grenzsteine genutzt, manche wieder zu Denkmälern umgewidmet. Doch wer hat sie ursprünglich aufgestellt?

Wer im ersten Reflex beim Wort Hinkelstein an Asterix und Obelix denkt, liegt nicht mal so verkehrt. Moment, waren es nicht die Kelten, die in der Region Menhire aufstellten, Fliehburgen bauten und auch manchen Grabhügel hinterließen? Tatsächlich siedelten zwischen Hunsrück und Eifel Kelten, gleichzeitig waren sie aber auch Gallier, so werden nämlich alle keltischen Stämme genannt, die im heutigen Frankreich, Luxemburg und in der Eifel gelebt haben.

Wie in den Asterix-Heften haben sich die Gallier auch in der Eifel (anfangs) tapfer gegen die Römer gewehrt, doch anders als im Comic mussten sie sich irgendwann geschlagen geben oder wurden assimiliert. Was blieb sind ihre steinernen Zeugen, ohne Erklärung für ihre Funktion oder ihren einstigen Zweck.

Die Abteistadt blickt auf eine lange Geschichte, doch nicht etwa die Funde an der Ausgrabungsstelle des Hahnplatzes sind die ältesten Spuren der Stadt, sondern der sogenannte Weißenstein. Ursprünglich stand er etwa drei Kilometer südlich von Prüm auf einem Feld bei Schloßheck. 1933 brachte man den unbehauenen Steinblock nach Prüm, weil er einen Bauern auf dessen Feld störte. Damals wurde auf dem Menhir eine Gedenkplatte angebracht, die an die Hinrichtung von vier Männern erinnerte, die nicht in der Armee Napoleons dienen wollten. Weit außerhalb von Betteldorf liegt der Hunnenstein - sagenumwoben und von unbekannter Herkunft. Der Volksmund erzählt von einem Hunnenkönig, der hier seine letzte Ruhe gefunden haben soll. Der 1,50 Meter hohe Stein wird auch Hunnerich genannt.

In Marschweite zum Wallersheimer Menhir steht am Ortsausgang Fleringens ein weiterer Hinkelstein. Auf Fotografien zum Jahrtausendwechsel ist der Stein noch relativ einfach aus allen Himmelsrichtungen zu finden, heute aber von dichtem Bewuchs umrankt. Unweit befinden sich übrigens einige Steingruppen an Hängen, auf Bergkuppen und im freien Feld. Diese Findlinge und an die Oberfläche gewachsene Felsen werden von Enthusiasten ebenfalls für Menhire gehalten.

Auf dem Ferschweiler Plateau steht der wohl bedeutendste und bekannteste Menhir der Region Trier: das sogenannte Frabillenkreuz oder auch Sybillenkreuz. Der 3,30 Meter hohe Stein wurde vermutlich im neunten Jahrhundert in seine heutige Form umgemeißelt. Angeblich griff der heilige Willibrord persönlich zu Hammer und Meißel, um den heidnischen Stein zu christianisieren. Im so veränderten Stein sind zwei eingearbeitete Nischen zu erkennen. In ihnen wurden vermutlich Heiligenstatuen aufgestellt. Löcher rund um die Nischen lassen darauf schließen, dass sie einst mit Gittern ausgestattet waren. Zum Namen gibt es mehrere Deutungen. Manche bringen ihn in Verbindung mit dem keltischen Wort "fra" für Herrin und "bhilo" für gut oder freundlich. Hoch oben über dem Dorf Wallersheim ragt in direkter Nähe zur Straße Richtung Fleringen der sogenannte Langenstein auf.

Wer ihn erschaffen hat, ist unbekannt, auch, wo er ursprünglich gestanden hat. Doch zumindest weiß man (fast), wie er an seine heutige Stelle gekommen ist. Eine Legende besagt, dass er zu Ehren eines schwedischen Feldherren hier hinversetzt wurde. Andere Sagen berichten davon, dass unter dem Stein vor mehr als einem Jahrtausend, als die Wikinger Prüm und das ganze Land überfielen, Silber, Gold und Geschmeide vergraben wurden. Der Schatz sei aber nur zu heben, wenn während des Ausgrabens absolut kein Wort geredet werde. Einst seien einige junge Männer an die Arbeit gegegangen, so eine alte Mär. Als sie schon tief im Erdreich waren, habe auf einmal ein altes Weib hinter dem Stein gestanden und eine lange Sense geschwungen. Als einer der Männer daraufhin rief: "Pass opp op die Aal!", sei die frische Grube sofort eingestürzt.

TV-Fotos (8): Frank Auffenberg

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