Der Dichter der Freiheit und die Schauspielerin

Die Schauspielerin Almut Grytzmann hat in der Wittlicher Synagoge Auszüge aus Schillers Werken und Briefwechseln sowie aus Texten über den Dichter vorgelesen. Ihr dabei akustisch zu folgen, war nicht immer leicht. Die Auswahl der Passagen schien bisweilen beliebig.

 Almut Grytzmann liest aus Schillers Briefen, Dramen und Gedichten. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Almut Grytzmann liest aus Schillers Briefen, Dramen und Gedichten. TV-Foto: Sybille Schönhofen

Wittlich. (sys) "Geben Sie Gedankenfreiheit!" Dieses Zitat aus Friedrich Schillers "Don Carlos" hatte Almut Grytzmann über ihre szenische Lesung aus Theaterstücken, Briefen und Gedichten des Dichterfürsten gesetzt.

Vor allem bei Auszügen aus den Dramen hatte die Schauspielerin, die seit 25 Jahren mit ihren literarisch-musikalischen Lesungen und Theaterstücken quer durch die Republik reist, den Schwerpunkt auf Schillers Gedanken über die Freiheit gelegt. Darunter neben einer Szene aus "Don Carlos" Ausschnitte aus "Die Räuber", "Kabale und Liebe", "Maria Stuart" und "Wilhelm Tell". Das kleine Publikum in der Wittlicher Synagoge - nur 40 Schillerfans waren gekommen - freute sich auch über Balladen wie "Der Handschuh", die so manchen an seine Schulzeit erinnerten.

"Es war gut, dass man manches schon kannte", unterstrich ein Zuhörer. Denn die schlechte Akustik in der Synagoge machte das Verstehen zum Glücksfall. Zudem preschte Grytzmann in einem Tempo durch die Texte, dass das Publikum Mühe hatte, zu folgen.

Das Szenische ihrer Lesung reduzierte die Künstlerin auf ein Minimum: sparsame Gesten, manchmal Figuren typisierende Körperhaltungen. Zwischen den Texten Klavier-Stücke von Mozart und Beethoven, gespielt von Gregor Pronobis, der Grytzmann seit Jahren begleitet.

In ihre Schillerlesung baute Grytzmann auch Texte über den Dichter ein. Thomas Mann, Friedrich Dürrenmatt und Marcel Reich-Ranicki kamen zu Wort: "Warum Schiller das nicht besser formuliert hat, weiß ich auch nicht", zitiert Grytzmann den Literaturkritiker zu den berühmten Worten des Marquis de Posa über die Gedankenfreiheit.

Eine das Stückwerk verbindende Moderation hätte Grytzmanns Lesung gut getan. Erläuterungen und Kommentare hätten helfen können, ein durchgängiges Konzept hinter ihrem Programm zu erkennen. Alles in allem aber war das Publikum zufrieden.

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