Der Hahne im Korb der Landfrauen

Kröv · Volles Haus in der Kröver Weinbrunnenhalle: Knapp 500 Landfrauen aus dem Kreis Bernkastel-Wittlich sind zum Verbandstreffen angereist und wollen vor allem "einen": Fernsehmoderator Peter Hahne war umjubelter und umlagerter Gast.

Kröv. Knapp 2000 Mitglieder hat der Landfrauenverband Bernkastel-Wittlich. Ein gutes Viertel kam zur Freude der Vorsitzenden Edith Baumgart nach Kröv. Hier wurden kulinarische Spezialitäten "Süßes und Pikantes" aus der Landfrauenküche angeboten. Bei Kaffee und Kuchen stand den Damen dann nach einem grauhaarigen Mann mit strahlend blauen Augen der Sinn: Moderator Peter Hahne.
Kein Vertrauen mehr



Auch Doris Hermes aus Kröv war gespannt: "Wir sind mit Freundinnen hier. Wenn man schon mal so einen sympathischen Nachrichtensprecher zum Anfassen hat, muss man dabei sein." Anfangs rümpfen noch einige die Nase, als der Ex-Heute-Sprecher seine Bücher "anpreist", das änderte sich schlagartig: "Der Erlös geht ans Hilfswerk für straffällige Jugendliche Prisma", erläutert er, und noch bevor er endet, ist der Bücherstand belagert. Hier gibt er geduldig jeder Dame eine persönliche Widmung, in ein, in zwei oder drei Bücher - ist ja für einen guten Zweck. Etwa 200 Bücher wurden verkauft und gut 1800 Euro eingenommen.
Eineinhalb Stunden lang kleben die Anwesenden im Saal an den Lippen des Kolumnisten. Wortgewandt mit eindeutiger Körpersprache vertritt er die Meinung: "Werte ist kein Thema zum Reden, sondern zum Handeln." Er ist Charismatiker und trifft mitten ins Herz. "Wir brauchen wieder Vorbilder, die Werte sind im Eimer!" Die Finanzkrise sei nicht das Schlimmste - die Vertrauenskrise, die mache uns zu schaffen. "Die Menschen haben kein Vertrauen mehr. Wie auch?"
Hahne sagt, was er denkt. Klartext ist für den Diplomtheologen ein Muss. Die Grünen seien einst gegen alles gewesen. Hahne: "Nun sind sie 30 Jahre alt, vernünftig und man fährt dicke Dienstwagen." Man solle den umweltfreundlichsten Flughafen der Welt, den Berliner, prämieren: "Hier hebt ja nix ab, also gibt es keine Luftverschmutzung", sagt er lakonisch. Milliarden würden bundesweit in den Sand gesetzt. "Wenn Sie das Geld hätten, müssten Sie keine Moselbrücke bauen, sondern könnten alles untertunneln." Keiner will es gewesen sein, weder in Berlin noch am Nürburgring. "So schnell können Sie nicht gucken, wie sich Positionen in der Politik verändern."
Alles ist beliebig geworden


In den 60er Jahren haben man 80 Prozent seines Geldes für Lebensmittel ausgegeben - heute gerade mal elf Prozent. "Und da erwarten viele allen Ernstes, dass die Eier der glücklichen Hühner, die hier auf die Mosel schauen, unter zehn Cent kosten."
Der 60-Jährige konstatiert: "Ich muss mir keine Sorgen machen, aber was sagen wir den 30-Jährigen? Wie soll Zukunft aussehen ohne Werte und ohne Menschen, die Gutes vorleben?"
Auch die Bildungskatastrophe prangert der ledige Journalist an: "Früher setzten wir uns auf den Hosenboden, um Kommas zu lernen. Heute schafft man sie ab. Und wo ich gerade das Schiff auf der Mosel sehe: Schifffahrt kann man heute mit so vielen Fs schreiben, wie man will." Alles sei beliebig, und das sei falsch.Extra

Der Landfrauenverband Bernkastel-Wittlich zählt knapp 2000 Mitglieder. Gesundheitliche Prävention und das Thema "gesunde Ernährung" liegen ihnen mit ihrem Programmangebot am Herzen. "Gartenkinder" heißt das neue Projekt, wofür Kursleiterinnen ausgebildet wurden, die in Kindergärten Mädchen und Jungen nahebringen sollen, was so alles im Garten wächst und was man damit machen kann. Geehrt wurden für 16-jährige Tätigkeit: Heidrun Jahnke (Thalfang), Adelheid Leis (Gutenthal), Therese Prinz (Sehlem); für 30 Jahre: Hiltrud Ehses (Bischofsdhron) Ursel Hacker (Götzeroth), Helene Mertes (Dreis), Lenni Monzel (Salmtal), Anita Schu (Talling), Martina Schwab (Erden). jo

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