Der "Zeuge" geht in Berufung

WITTLICH/MANDERSCHEID. Der Iraner, der zu sechs Monaten Haft verurteilt wurde, weil er das Ansehen der Polizei nachhaltig beschädigt haben soll, geht in Berufung. Der TV-Artikel über den Fall hat Helfer auf den Plan gerufen. Sie sammeln Spenden für einen Rechtsbeistand.

Unverständnis und Empörung waren die Reaktionen einiger Leser zum TV-Artikel mit der Überschrift: "Ein Zeuge wird verurteilt". In dem Artikel ging es um den Prozess gegen einen Iraner, der aufgrund seiner auch im TV veröffentlichten Aussagen im Zusammenhang mit dem Totschlag in Manderscheid vom Februar zu sechs Monaten Haft auf Bewährung und einer Auflage von 150 Arbeitsstunden verurteilt wurde. Der gebrochen Deutsch redende Iraner wurde in dem Prozess nicht von einem Rechtsanwalt vertreten, lediglich ein Dolmetscher war vor Ort. Das Gericht sah es als erwiesen an, dass der Iraner gelogen hatte, als er sagte, er habe die Polizei wegen der Streitereien in der Nachbarwohnung mehrfach angerufen, doch habe sie einmal nicht reagiert, als er geschildert habe, dass der Nachbar seine Frau mit einem Messer bedrohe. Laut Richterin wurde mit dieser Aussage der Eindruck erweckt, die Polizei sei Schuld am Tod der Frau. Der Angeklagte habe damit das Ansehen der Polizei nachhaltig geschädigt. Er wurde wegen Verleumdung verurteilt. In einem der beiden Leserbriefe, der den Prozess hinterfragte, wurde das Urteil als beängstigend bezeichnet. Der evangelische Pfarrer im Ruhestand, Jürgen Uecker, der in Manderscheid lebt, griff nach der Lektüre des Artikels zum Telefon, um zu erfahren, wie er helfen kann. Dem TV sagte er: "Ich will einem Menschen helfen, der als Ausländer hilflos war. Mich hat bewegt, dass der Mann offensichtlich sehr hilfsbereit war und sich angesichts der Geschehnisse in einer Ausnahmesituation befand. Er hatte Angst und stand unter Schock."Verurteilter nach Prozess sehr niedergeschlagen

Uecker ruft nun zusammen mit anderen, die das Urteil nicht nachvollziehen können, und die helfen wollen, beziehungsweise schon geholfen haben - dazu gehören die Manderscheider Erika Hill und Wolfgang Moritz - zu einer Spendenaktion auf. Mit dem Geld soll ein Rechtsanwalt bezahlt werden. Der Iraner, der nach dem Prozess sehr niedergeschlagen war, hat sich nach dem Zuspruch seiner Unterstützer nun doch entschieden, die Berufung zu beantragen. In einem Berufungsverfahren wird der ganze Fall mittels einer neuen Beweisaufnahme noch einmal aufgerollt. Wer spenden möchte, kann das Geld direkt an den Pfarrer im Ruhestand, Jürgen Uecker, überweisen. Kontonummer 61 32 32 26, Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück, BLZ: 58751230, Stichwort: Rechtsbeistand. Wer einen Verwendungsnachweis wünscht, sollte seine Adresse angeben. Bei Fragen: Telefon 06572/1410.

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