Der Zwangsarbeit ein Gesicht geben

Wittlich-Wengerohr · Wittlich-Wengerohr (red) Der "Bau der Reichsautobahn’ in der Eifel (1939-1941/42)" ist der Titel eines Buches von Wolfgang Schmitt-Kölzer. Er beschäftigt sich darin mit dem Thema Zwangsarbeit.

 Das Buch von Wolfgang Schmitt-Kölzer. Foto: privat

Das Buch von Wolfgang Schmitt-Kölzer. Foto: privat

Foto: (wm_wwil )

Und das war auch sein Thema bei einem Vortrag in der Autobahn- und Radwegekirche.
Das Anliegen des Wittlicher Autors war es, der menschenverachtenden Zwangsarbeit während des Baus des Autobahnstrecke A48/A1 Dernbach-Koblenz-Trier, vor allem in den Bauabschnitten in der Eifel, ein Gesicht zu geben: Der Autor beschrieb während seines Vortrags das Schicksal von Menschen aus dem sozialistischen, aber auch aus dem katholischen Widerstand, vor allem aus Luxemburg, Frankreich und Belgien, das von Justizgefangenen aus ganz Deutschland und dem besetzten Polen, aber auch das von Juden, die als Arbeitssklaven bis zu 14 Stunden am Tag bei schlechter Verpflegung und in eiskalten Baracken unter der Aufsicht der SS den Autobahnbau vorantreiben mussten, der Ende 1941 wegen des Kriegsverlaufs eingestellt wurde. Aufgrund jahrelanger Recherchen und mit Hilfe von Gesprächen mit Zeitzeugen und deren Hinterbliebenen werden menschliche Schicksale greifbar, wie etwa das des Luxemburgers Albert Wingert, der von der Gestapo ab 1941 in Wittlich wegen seines Widerstands gegen das NS-Regime zur Zwangsarbeit verpflichtet und glücklicherweise 1945 aus dem KZ Mauthausen befreit wurde.
Nicht erst unter dem NS-Regime wurden Autobahnen gebaut und fertiggestellt: Schon vor 1933 gab es etwa die Berliner Stadtautobahn, auch war der Autobahnbau kein Motor zur Bekämpfung der Arbeitslosigkeit, vielmehr wurde er überwiegend von der Deutschen Arbeitslosenversicherung finanziert. Nicht nur diese sich hartnäckig haltenden Mythen konnte der Autor zerstreuen, sondern auch eindrucksvoll zeigen, wie menschenverachtend durchorganisiert das System Autobahn war: Es gab 18 Arbeitslager im Bauabschnitt Wittlich mit etwa 5000 Zwangsarbeitern.
Angeregt durch den Vorstand des Fördervereins Autobahnkirche St. Paul ist vor vier Jahren an der Autobahn- und Radwegekirche St. Paul ein Mahnmal des Wittlicher Künstlers Sebastian Langner zur Erinnerung an die Zwangsarbeiter angebracht worden. Die Buchvorstellung war ein weiterer Baustein des Gedenkens.

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