Die Kröver Fastnacht ist zum Sterben schön

Kröv · Die Kröver Narren spielen in der ersten Liga. 830 Gäste und zwei ausverkaufte Sitzungen beweisen das. Die abstrusen Geschehnisse in Traben-Trarbach und eine bemerkenswerte Premiere standen im Mittelpunkt.

Kröv. Die Kröver wissen, was sie können und was sie wollen. Drei Sonderseiten oder am besten eine ganze Sonderausgabe des TV müssten doch möglich sein, wünscht sich Ortsbürgermeister Günter Müllers bei der Kappensitzung der Reichsnarren. Verdient hätten es die Aktiven, die bei zwei Sitzungen insgesamt 830 Zuschauer und Zuhörer in ihren Bann ziehen. Auch wenn es mit den drei Seiten nicht klappt: Die Kröver spielen bei der Narretei in der ersten Liga.
Sie wären aber auch schlechte Karnevalisten, wenn sie beispielsweise das absurde Geschehen in der Nachbarstadt Traben-Trarbach nicht auf die Schippe nehmen würden. Doch sie tun es nicht auf plumpe Art, sondern geschliffen.
Pfarrer Markus Eiden erscheint als guter Hirte mit den sich zerfleischenden Traben-Trarbacher Schafen Heide (Pönnighaus) und Jürgen (Römer). Der Kröver Esel Otto Maria (Bastgen) zeigt den beiden den verlängerten Rücken. Und dann taucht auch noch der Biber Matthias (Holzmann) auf, um den der Streit bei den Nachbarn geht. "Die Trarbacher Schäfchen sind verrückt, das hat bestimmt nicht den Himmel entzückt", singt Eiden.
Reichsnarr Gerd Klein geht noch weiter. "Selbst die Natur ist den Zank leid, vielleicht begräbt sie bald den Streit", sagt er und spielt auf den Felssturz in der vergangenen Woche an.
Die Kröver Reichssänger kommen in grellen Anzügen aus den 1970er Jahren, Hosen mit weitem Schlag, Rüschenhemden und langen Haaren auf die Bühne. In ihrer Hitparade taucht auch der Streit über eine Fusion zwischen Kröv-Bausendorf und Traben-Trarbach auf. "Über Kröv lacht die Sonne, über Traben-Trarbach die ganze Welt", singen sie. Und: "Ich will nicht nach Traben-Trarbach, ich will keine Fusion. Schon gar nicht mit diesen Nachbarn, das wär doch der blanke Hohn."
Auch Anna Röhl, zum ersten Mal auf der Bühne, hasst diese Diskussion. Doch sie hat auch andere Dinge im Kopf. Sie will sich bei den Reichssängern, die bisher nur aus Männern bestehen, bewerben. Sie tut das so eindrucksvoll, dass die Herren der Schöpfung gar nicht anders können, als sie gleich aufzunehmen.
Die Jacke ist noch etwas zu groß, die Ärmel etwas zu lang. Doch Anna Röhl wird in diese Aufgabe hineinwachsen. Ignatz Rieth, der Chinareisende aus Kinheim, empfiehlt den Bau einer Mauer. Sie schütze die Bastgen-Regierung vor einer Fusion und vor dem Traben-Trarbacher Ärger.
Auch abseits der Lokalpolitik bieten die Kröver allerfeinste Unterhaltung. Comedian Christoph Engels fährt mit dem Einrad durch den Saal und zeigt anschließend das Beste, was aus einem Straußenei werden kann. Neun tanzende Strauße, die durch das Schwarzlichttheater, zu Showstars werden.
Das vielleicht treffendste Fazit kommt von Pfarrer Markus Eiden: "Die Kröver Fastnacht ist zum Sterben schön." cb

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Mitwirkende: Präsident Gerhard Trossen Prinzenpaar Alex I. und Nadine I.; Prinzenpaar-Vorsteller John Schotman, Laudatorin Katrin Schnitzius; die Kröver Reichssänger; die Jugendgarde; die Prinzengarde; Christoph Engels und seine Straußen; Bewerberin Anna Röhl; Reichsnarr Gerd Klein, der China-Reisende Ignatz Rieth; Hirte Markus Eiden; die tanzenden Donnerstagsdamen; die Kalorienbombe Katrin Schühlein, die beiden Dichter Dieter Kuschina und Karl-Heinz Schnabel, die beiden Moderatoren Rüdiger Löwen und Günter Müllers und die Hausband "Da Capo" mit ihrem bekannten "Überbrückungslied".

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