Diebe stehlen ganze LKW-Ladungen Holz

Bernkastel-Wittlich · Die Förster in der Region beklagen immer häufiger Fälle von Holzdiebstahl im Wald. Grund: Die Preise für Buchen- und Eichenbrennholz haben sich in den vergangenen acht Jahren fast verdoppelt. Sogar ganze LKW-Ladungen werden unerlaubt aus den Wäldern abtransportiert.

Bernkastel-Wittlich. Brennholz ist mehr denn je gefragt. Bei preisbewussten Hausbesitzern und auch bei Dieben. Die Fälle von Holzdiebstahl häufen sich. Einige Beispiele aus der jüngsten Vergangenheit: Anfang Dezember bedienen sich Diebe aus einem offenen Holzschuppen am Ortsrand von Neumagen-Dhron und laden geschnittene Holzscheite in einen Kleinwagen. Wenige Tage später wird in Neumagen ein zweiter Brennholzdiebstahl bekannt. Diesmal werden etwa 1,5 Kubikmeter Brennholz aus einer Gitterbox entwendet.
Kurz vor Weihnachten klauen unbekannte Täter in der Moselgemeinde Alf zehn Kubikmeter ofenfertiges, auf 40 Zentimeter Länge geschnittenes Brennholz. Ein 72-jähriger Rentner hatte am Ortsrand das Holz fein säuberlich in einem Unterstand in Gitterboxen aufstapelt.
Spektakulär war ein Fall im April 2011. Diebe stahlen Holz im Wert von 3000 Euro aus einem Wald bei Hermeskeil. Während in Neumagen-Dhron und Alf vermutlich die Langfinger das Holz klauten, um es im eigenen Ofen zu verbrennen, waren in Hermeskeil Profis am Werke.
Sie fuhren mit einem großen Lastwagen in den Wald und transportierten bis zu 15 Meter lange Stämme ab.
Auch solche große Diebstähle häufen sich, und sie sind für die Forstreviere wegen des hohen Schadens besonders ärgerlich. Helmut Schmidt, zuständig für den Holzverkauf beim Forstamt Traben-Trarbach, erinnert sich an einen Fall, der sich vor einigen Jahren im Kondelwald ereignete. 40 Festmeter Eichen-Brennholz, das sind zwei LKW-Ladungen, waren plötzlich verschwunden. Wert des Holzes: knapp 2000 Euro. Es stellte sich heraus, dass der mit der Abholung beauftragte Fuhrunternehmer die bereits vom Händler bezahlten und am Wegesrand abgelegten Stämme aufgeladen hatte, um sie selbst zu verkaufen. Er kannte sich im Revier aus und war mit dem entsprechenden Gerät ausgerüstet, um die viele Zentner schweren Stämme aufzuladen. Auf die Schliche kam man ihm aufgrund der Reifenspuren, die sein Laster im Wald hinterlassen hatte.
Die Preise für Eichen- und Buchenbrennholz sind in den vergangenen Jahren rasant gestiegen. Für Stämme (Langholz), die am Wegesrand liegen, zahlen die Verbraucher beziehungsweise Händler aktuell für beide Holzarten etwa 50 Euro pro Festmeter (siehe Extra). Vor sieben, acht Jahren lag der Preis noch bei 25 bis 28 Euro.
Die Wahrscheinlichkeit, einen Dieb zu erwischen und das gestohlene Holz zurückzubekommen, ist trotz der Spuren gering. "Es kommt darauf an, ob jemand etwas gesehen hat und wie schnell die Holzstämme zerhackt werden", sagt Günter Franz, Pressesprecher der Zentralstelle der Forstverwaltung Rheinland-Pfalz in Neustadt. Er rät deshalb allen Käufern, ihr Brennholz so schnell wie möglich aus dem Wald zu holen. Welche Mengen Holz aus den Wäldern des Landes gestohlen werden, kann er nicht sagen. Darüber gibt es keine Statistik. Franz ist sich aber sicher, dass die Diebstähle zugenommen haben.
Eine Möglichkeit, den Dieben das Leben schwerer zu machen, wäre der Einsatz von elektronischen Chips, die in einen Holzstamm geschlagen werden. Damit könnte man den Weg des Stammes mittels Satellitenortung verfolgen. Franz: "Das System ist aber nicht praxisreif."

Extra

Holz wird in den Einheiten Raummeter und Festmeter gemessen. Ein Raummeter entspricht einem Würfel von einem Meter Seitenlänge, also einem Rauminhalt von einem Kubikmeter geschichteter Holzscheite, einschließlich der Zwischenräume. Ein Kubikmeter Holz ohne Zwischenräume ist der Festmeter. Ein Festmeter entspricht 1,4 Raummetern.sim

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