Dunkle Wolken statt Sonnenschein

WITTLICH. Das Kinderhaus Sonnenschein in Wittlich hat Mühe, sich finanziell über Wasser zu halten. Die Nachfrage nach Kinderkrippen, von denen es im Kreis nur zwei gibt, ist offensichtlich jedoch vorhanden.

Wenn das Kinderhaus Sonnenschein, das Kinder von acht Monaten bis drei Jahre betreut, zumacht, wird es für Familie Maes in Klausen eng. Melani Maes erklärt: "Das wäre für uns ein großes wirtschaftliches Problem. Ich könnte dann nicht mehr arbeiten. Unser zweites Kind ist unterwegs und das zweite Gehalt hatten wir eingeplant." Auch bei den Wiedes aus Wittlich wäre die Berufstätigkeit der Frau ohne das Kinderhaus, das keine Förderung bezieht, nicht möglich. Und dies sind nur zwei Beispiele. Tanja Steffens, Leiterin von Haus Sonnenschein, sagt: "Bei 23 der 25 Familien, die ihre Kinder hier unterbringen, ist der Grund dafür die Berufstätigkeit."Eltern loben das Konzept von Haus Sonnenschein

Dies weiß Steffens deshalb so genau, weil sie die Meinung der Eltern, die aus dem ganzen Kreis und sogar dem Nachbarkreis kommen, per Umfragebogen eingeholt hat. Anlass war, dass Steffens sich nach fast eineinhalb Jahren der wirtschaftlich-schwierigen Existenz nicht mehr in der Lage sah, das Haus weiterzuführen. Ohne Zuschuss und bei nur zwölf Ganztagsplätzen seien die Kosten trotz vergleichsweise hoher Elternbeiträge kaum zu tragen, so Steffens. Doch wollte die Diplom-Sozialpädagogin und examinierte Krankenschwester vor einer endgültigen Entscheidung die Meinung der Eltern hören. Und die war eindeutig: Weitermachen, für uns wird es sonst schwierig, hieß es allenthalben. Außerdem gab es viel Lob für die Betreuung mit ganzheitlichem Ansatz. Melani Maes sagt beispielsweise: "Das Konzept von Tanja Steffens unterstützt die eigene Erziehung sehr gut. Mein Sohn ist noch zusätzlich in einer Krabbelgruppe. Dort ist er den anderen Kindern meilenweit voraus." Angesichts dieser Reaktionen und eines konkreten Bedarfs (13 Anfragen für Krippenplätze bis 2007) will Steffens versuchen, weiterzumachen. Die junge Frau fühlt sich auch verpflichtet, weil das Haus Sonnenschein die einzige Kinderkrippe in Wittlich ist. Im gesamten Landkreis gibt es ansonsten nur noch das Haus St. Anton in Plein, das vom Kreis gefördert wird. Dort sagt Krippenleiterin Gudrun Bayer: "Der Bedarf an Krippenplätzen ist groß." Das Haus hat 16 Plätze, die ausgebucht sind. Zudem stehen schon 20 Kinder auf der Warteliste. Steffens will nun alles versuchen: Öffentlichkeitsarbeit, Kaffee-und-Kuchen-Aktionen zur Aufbesserung der Finanzen und auch Anfragen bei offiziellen Stellen. "Hilfen beispielsweise für eine neue Immobilie, damit ich mehr Kinder unterbringen kann, wären gut", sagt Steffens. Dazu teilt Ulrich Jacoby, Pressesprecher der Stadt Wittlich, auf TV-Anfrage mit: "Eine direkte finanzielle Unterstützung können wir nicht geben, bei der Suche nach anderen Räumlichkeiten sind wir aber gerne behilflich." Ansonsten sei die Stadt sehr an der Vorhaltung von Krippenplätzen interessiert. Der Bedarf steige sicherlich. Es gebe konkrete Überlegungen, Krippenplätze in städtischen Kindertagesstätten einzurichten. Und was sagt die Kreisverwaltung? Immerhin propagiert die Landrätin in starkem Maße, Angebote zu schaffen, damit Familie und Beruf in Einklang gebracht werden können. Eine Förderung sei dennoch nicht möglich, heißt es auch hier. "Im Haus Sonnenschein wird wertvolle Betreuungsarbeit geleistet. Die Verwaltung prüft mit der Inhaberin des Hauses, ob Lösungsmöglichkeiten bestehen", sagt Pressesprecher Alfons Kuhnen.

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