Eidechsen stoppen Abriss

Weil in Gleisbett der stillgelegten Bahnstrecke von Wengerohr nach Wittlich Eidechsen leben, kann die Bahnüberführung über die B 50 vorerst nicht abgerissen werden. Im Frühjahr sollen die Bagger rollen. Auf der dann freien Trasse soll ein Wirtschaftsweg entstehen.

Wittlich-Wengerohr. (har) Der Bagger ist erst einmal wieder weg. In diesem Jahr wird die Bahnüberführung über die Bundesstraße 50 in Wengerohr doch nicht abgerissen. Das hat jedoch nichts mit dem jahrelangen Widerstand einiger Bürger gegen den Abbruch zu tun. Nein, die Mauereidechse hat dafür gesorgt, dass die seit Jahren ungenutzte Brücke stehen bleibt. Denn sie nutzt die Hohlräume der Brücke sowohl zum Schutz gegen Kälte in der Nacht als auch zum Schutz gegen die hohen Temperaturen während der Mittagshitze im Hochsommer.

Die im Gleisschotter lebenden Tiere hatten sich aufgrund gesunkener Temperaturen im Gleisbett verkrochen und hätten somit nicht mehr vor der Baggerschaufel flüchten können, sagt Hans-Michael Bartnick, stellvertretender Dienststellenleiter des Landesbetriebs Mobilität (LBM). Deshalb sei der Bagger abgezogen.

Trasse wird als Wirtschaftsweg genutzt



Aufgeschoben und abgezogen ist jedoch nicht aufgehoben. Im kommenden Frühjahr soll die Brücke abgerissen werden. Daran lässt der LBM keinen Zweifel. Und auch die Stadtverwaltung Wittlich teilt mit, dass die Tage der Strecke vom Bahnhof Wengerohr Richtung Kernstadt gezählt sind. Inzwischen gehört der noch sichtbare Rest der früheren Bahnverbindung zwischen Wittlich-Wengerohr und Daun der Stadt Wittlich. Sie hat Schienen und Trasse von der Deutschen Bahn gekauft. Was das gekostet hat, will Simone Röhr, Sprecherin der Stadtverwaltung, nicht sagen. Sie verweist auf den Datenschutz. Hinter vorgehaltener Hand ist von einem mittleren sechsstelligen Betrag die Rede.

Anders als beispielsweise in Bitburg, wo die Stadt die Stichstrecke zwischen dem Bahnhof in Bitburg-Erdorf und der Kernstadt ebenfalls von der Bahn gekauft hat, um dort Schienenverkehr zu ermöglichen, haben die Wittlicher kein Interesse am Bahnanschluss.

"Die noch liegenden Schienen und Schwellen werden abgebaut", teilt Simone Röhr, Pressesprecherin der Stadtverwaltung Wittlich, mit. Auf der Trasse hinter der Brücke wird im Zuge eines Flurbereinigungsverfahrens ein Wirtschaftsweg angelegt.

Was die Stadt nicht gekauft hat, ist die nördlichere der beiden Bahnüberführungen im Zug der B 50 in Wengerohr. Gegen den Erwerb hatten sich Ortsbeirat Wengerohr und Stadt Wittlich ausgesprochen. Denn es gibt für die Konstruktion keine sinnvolle Verwendung, da jenseits der Brücke freies Feld beginnt.

Und so müssen sich die Bahn als Besitzer der Brücke und der Bund als Baulastträger der Bundesstraße die Kosten für den Abriss teilen. Hätte die Stadt die Brücke übernommen, hätte sie die Kosten zur Hälfte übernehmen müssen.

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