Ein Posten in der ersten Reihe

Wittlich · Mit Jürgen Thum hat die Jugendstrafanstalt Wittlich einen neuen Leiter. Er freut sich auf die Aufgabe. Doch es zeichnen sich auch Probleme ab.

Wittlich Er ist wieder da. Zurück in Wittlich, zurück in der Jugendstrafanstalt (JSA). Jürgen Thum ist der neue Leiter der JSA. Im Frühjahr war sein Vorgänger, Otto Schmid, in Pension gegangen (der TV berichtete).
Schon einmal, in den 1980er Jahren, hatte Thum in der JSA gearbeitet, damals als Vollzugsbeamter. Insofern ist das für ihn jetzt ein bisschen wie nach Hause kommen, nicht nur weil er noch immer mit seiner Familie in Altrich lebt. Zuletzt war der 58-Jährige stellvertretender Leiter der Justizvollzugsanstalt Diez, kam unter der Woche nicht nach Hause. "Ich wollte wieder heimatnah eingesetzt werden", sagt Thum.
Viel reizvoller an der neuen Aufgabe war für ihn aber "in der ersten Reihe" zu stehen. Er hat nun die Verantwortung, insbesondere in Krisenzeiten. "Wenn ein Gefangener nicht vom Ausgang zurückkehrt, stehe ich gegenüber dem Justizministerium in der Verantwortung und die Presse will von mir nähere Auskünfte haben." Doch nach 35 Jahren im Dienst fühlt er sich gewappnet für alle Eventualitäten.
1980 begann er als Anwärter, schon viel früher hatte Thum sich in der Jugendarbeit engagiert. Ebenso wie sein Vorgänger Schmid glaubt er, bei den jüngeren Gefangenen das Ruder eher noch herumreißen zu können. "Mit dem entsprechenden Engagement können Sie viel bewirken", sagt Thum. Sie seien aufnahmefähiger, spontaner - anders sei das bei den Häftlingen in der neben an gelegenen Justizvollzugsanstalt. "Die haben vielleicht schon eine ‚Karriere' von 15 Jahren hinter sich."
Um viel bewirken zu können und seinen Insassen in ein künftig möglichst straffreies Leben zu helfen, setzt er besonders auf gute Zusammenarbeit mit den Mitarbeitern. 150 Angestellte hat die JSA, davon arbeiten 116 als Vollzugsbeamte. Dem gegenüber stehen 143 Häftlinge, die die Anstalt maximal aufnehmen kann. Die gute personelle Besetzung ist Folge des gesetzlichen Erziehungsauftrags der JSA. "Von den Mitarbeitern wird deshalb auch mehr Präsenz und Ansprache erwartet", sagt Thum.
Präsenz will er selbst aber auch zeigen - sowohl den Gefangenen als auch den Mitarbeitern gegenüber. "Meine Bürotür steht im wahrsten Sinne des Wortes immer offen."
Umgekehrt erwartet er von seinen Mitarbeitern im Wesentlichen eines: Verlässlichkeit im Umgang mit den Gefangenen. "Es gibt Tage, da ist ein Jugendstrafgefangener schlecht drauf, dann braucht er jemanden, der ihm zuhört." Er selbst hört ebenfalls zu: Jeder, der ein Anliegen hat, kann mit ihm ins Gespräch kommen.
Motiviertes Personal ist für Thum ein wichtiger Bestandteil der Resozialisation. Das die gelingen kann, hat er selbst gesehen. "Ich treffe in der Stadt oft ehemalige Gefangene, die vor vielen Jahren in der JSA eine Lehre gemacht haben, die in der Region geblieben sind und noch immer in dem Beruf arbeiten, die auch mich erkennen und mich grüßen. Das freut mich besonders".
Doch das Thema Personal ist auch eines, das ihm künftig noch einige Sorgen bereiten könnte. Schon jetzt hat er Mühe, geeignete Bewerber für den Justizvollzugsdienst zu finden. Im Herbst werden vier Stellen in der JSA frei, auf eine erste Ausschreibung hin meldeten sich zwölf Kandidaten. Am Ende blieben gerade noch zwei übrig, die den Dienst tatsächlich antreten werden.
Ein solches Problem wird ihm auf dem neuen Posten noch öfter begegnen, glaubt Thum. Das liege einerseits am demographischen Wandel, die Zahl der Bewerber gehe einfach zurück. Andererseits spielt da wohl auch die Zuwanderung von Geflüchteten eine Rolle. Die Kommunen schaffen in diesem Zusammenhang immer neue Stellen, die sind auch für die Angestellten der JSA nicht uninteressant. Für Thum und "seine" JSA brechen spannende Zeiten an.

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