Endspurt bei der Gewässersanierung

Wittlich · Waren viele Gewässer in den 1970er Jahren noch in Betonröhren, so werden sie jetzt in einem groß angelegten Programm davon wieder befreit. Das soll der Umwelt zugutekommen und die Artenvielfalt erhöhen. Derzeit läuft die Planung für die Renaturierung der Alf.

Wittlich. Die Klostermühle Springiersbach an der Alf soll eine sogenannte Fischtreppe erhalten. Das ist nur ein Baustein eines kreisweiten Programms, das bereits vor zehn Jahren mit der Sanierung der Lieser begonnen hat. Die Aktion Blau hatte zum Ziel, die vielfach durch Kanalisierung überbauten Gewässer im Kreis wieder in einen natürlichen Zustand zu versetzen. Als erstes und größtes Gewässer wurde die Lieser renaturiert, die sich über Manderscheid und Wittlich durch die Eifel windet und schließlich bei Lieser in die Mosel mündet.
Das Wehr der Klostermühle an der unteren Alf befindet sich in der Ortslage Bengel, und das abgeleitete Wasser fließt im Mühlgraben etwa zwei Kilometer lang zur Klostermühle.
Wie die Kreisverwaltung mitteilt, soll damit die Wasserrahmenrichtlinie der EU erfüllt werden. Diese besagt, dass alle Gewässer der Europäischen Union in einem guten ökologischen Zustand erhalten werden oder aber dieser Zustand bis zum Jahr 2015 herbeizuführen ist.
Durch die Wiederherstellung der Durchgängigkeit und Beseitigung von Barrieren im Gewässer wird wieder ein funktionierendes Ökosystem geschaffen.
So können Fische und weitere Tiere sich im Gewässer frei bewegen, was die Artenvielfalt erhöht. Die Alf wurde wegen ihrer Vielzahl an Wehren, Abstürzen und Bauwerken, darunter auch Mühlen, als Schwerpunktgewässer für dieses Projekt eingestuft.
Zahlreiche Projekte


Insgesamt gibt es 17 Baumaßnahmen am Lauf der Alf, darunter Steinschüttungen und weitere Fischaufstiege und sogenannte "raue Rampen" zum Beispiel an der Hammermühle, bei Kinderbeuern und bei Niederscheidweiler.
Die geschätzten Kosten für die Renaturierung der Alf betragen 1,2 Millionen Euro, die zu 90 Prozent vom Land Rheinland-Pfalz finanziert werden. Die übrigen zehn Prozent muss der Kreis tragen.
Manuel Follmann von der Kreisverwaltung erläutert den aktuellen Stand: "Derzeit wird vom beauftragten Planungsbüro die Genehmigungsplanung erstellt. Im Zuge dessen wurden seitens des Ingenieur-Büros mehrere Varianten erarbeitet, die mit der Ortsgemeinde und der wasserwirtschaftlichen Fachbehörde abgestimmt werden." Dann kann die Genehmigung durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord, Obere Wasserbehörde, erfolgen.
Letztlich wird es aber noch dauern, bis das gesamte Wassernetz für Fische durchgängig ist. Denn die Staustufen der Mosel zwischen Trier und Koblenz sind für Fische immer noch ein unüberwindbares Hindernis.
Wie Joachim Gerke von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz mitteilt, sollen auch die Staustufen so verändert werden, dass Fische sie passieren können. Das Projekt wird aber erst 2027 abgeschlossen sein. Eine erste Fischtreppe sei inzwischen am Unterlauf der Mosel bei Koblenz entstanden.Extra

Die EU-Wasserrahmenrichtlinie schafft einen Ordnungsrahmen für den Schutz von Gewässern, unter anderem von Küstengewässern und des Grundwassers. Unter anderem geht es um Schutz und Verbesserung des Zustandes aquatischer Ökosysteme und des Grundwassers einschließlich von Landökosystemen, die direkt vom Wasser abhängen; Förderung einer nachhaltigen Nutzung der Wasserressourcen, schrittweise Reduzierung prioritärer Stoffe und Beenden des Einleitens/Freisetzens prioritär gefährlicher Stoffe, Reduzierung der Verschmutzung des Grundwassers und die Minderung der Auswirkungen von Überschwemmungen und Dürren. redExtra

Zur Überwindung eines Höhenunterschiedes im Gewässer durch zum Beispiel Wehranlagen wird eine Rampe mit einer flachen Neigung im Gewässer durch Steinriegel meist beckenförmig ausgebaut. hplExtra

 Auch im Bereich der Klostermühle bei Bengel sollen Gewässer für Fische durchlässig gemacht werden. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Auch im Bereich der Klostermühle bei Bengel sollen Gewässer für Fische durchlässig gemacht werden. TV-Foto: Hans-Peter Linz

Manche Fischarten, darunter der Lachs oder die Forelle, brauchen viel Raum. Der Mensch hat aber in vielen Flüssen Staustufen angelegt. Das macht man, um Energie zu erzeugen. Dabei nutzt man die Kraft des strömenden Wassers. Aber Fische können solche Anlagen wegen der Schaufelräder im Wasser nicht passieren. Nun sollen diese Anlagen so umgebaut werden, dass Fische durchschwimmen. Das ist ein langwieriges Projekt mit vielen Baustellen, denn an jeder Staustufe müssen Bahnen angelegt werden, durch die die Fische schwimmen sollen. Wenn das alles fertig ist, kann ein Fisch theoretisch von einem Bach bis in den Rhein schwimmen. hpl

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