Erst abgeklemmt, dann in Warteschleife

Wittlich · Wochenlang stand eine ältere Frau aus Wittlich ohne Telefonanschluss und damit ohne Rufnotleitung zum Roten Kreuz da. Einen Tag nach einer Gerichtsverhandlung in dieser Sache und einer Presseanfrage an die Telekom beseitigten Techniker des Unternehmens das Problem in Minutenschnelle.

Wittlich. Das Telefon funktioniert. Was für viele Menschen eine Selbstverständlichkeit ist, ist für die Wittlicherin Stephani Wolfers eine Erlösung. Mehr als zwei Wochen lang haben sie und ihre Familie darum gekämpft, dass sie wieder erreichbar ist und dass sie wieder Hilfe erreichen kann. Denn nicht nur das Telefon blieb in dieser Zeit stumm, auch die Rufnotleitung zum Roten Kreuz funktionierte nicht. Weil nun wieder die Verbindung steht, muss die alleinstehende Frau dann doch nicht vorübergehend ins Altenheim. Am Mittwoch hatte sie noch über diesen Schritt nachgedacht, nachdem auch das Wittlicher Amtsgericht ihr nicht weiterhelfen konnte. Dort hatte sie versucht, per einstweiliger Verfügung den Telekommunikationsanbieter dazu zu zwingen, den lahmgelegten Telefonanschluss wieder zu schalten.
Doch der Reihe nach. Anfang August beantragt Wolfers die Umstellung ihres Telefonanschlusses. Dadurch sollte es möglich sein, über den Telefonanschluss auch das Internet zu nutzen. Ein Telekom-Techniker erscheint Tage später, prüft, probiert und stellt fest: Aufgrund der technischen Voraussetzungen ist kein Internet möglich. Es ist zu diesem Zeitpunkt jedoch auch sonst nichts mehr möglich. Denn die bestehende analoge Verbindung ist bereits abgeschaltet worden. Und da er dazu keinen Auftrag hat, macht der Techniker das auch nicht rückgängig, berichtet Wolfers\' Schwiegersohn Eckhard Braun.
Was folgt, ist der tagelange verzweifelte und erfolglose Versuch, die Telekom dazu zu bewegen, die Telefonleitung wieder zu schalten. Selbst ein bei der Telekom eingereichtes ärztliches Attest, dass es ohne den Hausnotruf zu einer erheblichen Gefährung von Leib und Leben kommen kann, verhallt ungehört.
Diese Bemühungen gipfeln in einem Gütetermin vor dem Amtsgericht Wittlich. Dort erscheint jedoch kein Vertreter der Telekom, worauf Richerin Anke Lermen für kommenden Mittwoch einen erneuten Termin ansetzt. Diesen Termin können sich die Beteiligten sparen, weil sich manchmal Dinger schneller entwickeln, als man denkt.
Großen Anteil an der plötzlichen Wendung hat Telekom-Sprecher George-Stephen McKinney. Vom TV auf den Vorgang angesprochen, hat er sich mit den betroffenen Abteilungen in Verbindung und offensichtlich auch in Bewegung gesetzt. Es habe bedauerlicheweise interne Probleme bei der Rückabwicklung gegeben, sagt McKinney. Das könne bei der Vielzahl der zu bearbeitenden Vorgänge vorkommen.
Am Donnerstagvormittag geht es dann plötzlich schnell. Erst meldet sich ein Telekom-Techniker bei Eckhard Braun. "Eine Viertelstunde später war dann der Techniker da. Ein paar Minuten später ging das Telefon wieder", sagt Braun. harMeinung

Da hört der Spaß auf
Das war alles andere als eine Glanzleistung in Sachen Kundenzufriedenheit. Eine auf eine Telefonleitung angewiesene Kundin mehr als zwei Wochen ohne Anschluss hängen zu lassen, ist ein Unding. Falls die Geschichte der Frau aus Wittlich ein Einzelfall war, ist eine Entschuldigung das Mindeste, was die Telekom ihrer Kundin schuldig ist. Doch der Fall hat noch eine weitere Komponente, die auch andere Telekommunikationsunternehmen betrifft.. Es kann nicht sein, dass Reklamationen von Kunden irgendwo in den Weiten der Unternehmen versickern, weil es an Ansprechpartnern fehlt, die den Überblick haben und die sich kümmern. Bei Menschen, die im Notfall über Telefon oder Hausnotruf Hilfe herbeiholen müssen, kann das tödliche Konsequenzen haben. Da hört der Spaß auf. h.jansen@volksfreund.de
Extra: Das rät die Verbraucherzentrale


Bei gravierenden Problemen mit dem Telefonanschluss sollten Kunden schriftlich bei ihrem Anbieter Besserung einfordern. "Am besten mit Fristsetzung und per Einschreiben", rät Martina Totz, Juristin bei der Verbraucherzentrale Rheinland-Pfalz.

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