Prozess Alkohol und Depressionen: Familienvater aus Wittlich-Land soll Frau geschlagen haben

Wittlich · Ein Familienvater aus der Verbandsgemeinde Wittlich-Land soll  seine Ehefrau geschlagen, gewürgt und mit einer Waffe bedroht haben. Jetzt begann der Prozess vor dem Amtsgericht Wittlich.

  Ein Mann aus der VG Wittlich-Land steht vor Gericht, weil er seiner Frau Gewalt angetan haben soll.

Ein Mann aus der VG Wittlich-Land steht vor Gericht, weil er seiner Frau Gewalt angetan haben soll.

Foto: dpa/Maurizio Gambarini

Die Anklage: Dem 36-Jährigen wird vorgeworfen, zu mehreren Gelegenheiten seine Frau geschlagen zu haben. Teils sei dies unter Alkoholeinfluss, in einem Fall aus Eifersucht, geschehen, sagt Staatsanwalt Thomas Grawemeyer. Zusätzlich soll er sie einmal gewürgt und getreten, ein anderes Mal mit einem Messer bedroht haben. Zudem wird der Angeklagte beschuldigt, eine Waffe und Munition ohne den erforderlichen Waffenschein besessen zu haben.

Zur Person des Angeklagten: Der Beschuldigte war in den vergangenen Jahren mehrfach krank wegen Depressionen und Burnout, gibt er vor Gericht an. Wegen Problemen auf der Arbeit habe er 2016 begonnen, nach Feierabend und an Wochenenden vermehrt Alkohol zu trinken. Er spricht von drei Litern Bier täglich. Im Juni 2017 hatte er seinen ersten Zusammenbruch, sagt der Angeklagte, und spricht von Schlafstörungen und Unwohlsein. Aus einer Reha-Maßnahme im Sommer 2018 sei er zwar als arbeitsunfähig entlassen worden, habe aber trotzdem wieder begonnen zu arbeiten. „Ich habe es nicht mehr ausgehalten“, sagt er. Seit der Reha im Spätsommer 2018 nehme er keinen Alkohol mehr zu sich.

Der Angeklagte zu den Vorwürfen: Den Waffenbesitz ohne die erforderliche Erlaubnis gibt er auf Nachfrage von Richterin Silke Köhler sofort zu. Er habe sich die Schusswaffe besorgt, weil er sich unsicher gefühlt habe. Zu Streitereien mit seiner Frau sei es öfter gekommen, nachdem der jetzt dreijährige Sohn auf die Welt gekommen war. Diese sei überfordert gewesen. Er habe seine Frau nie geschlagen, auch nicht getreten und nicht mit dem Messer bedroht.

Die Ehefrau des Angeklagten: Sie wiederholt die Vorwürfe aus der Anklage. Wegen Kleinigkeiten sei es immer öfter zu Streit gekommen, besonders, wenn der Angeklagte Alkohol zu sich genommen hatte. Im Juli 2017 habe er sie geohrfeigt. Durch Ringe sei es zu Verletzungen im Gesicht gekommen. Im Mai 2018  sei es zum Streit wegen ihrer Familie gekommen. Dabei habe er sie an den Haaren gezogen, geschlagen und sie am Boden liegend getreten. Zudem habe er sie gewürgt. Die dabei erlittenen Verletzungen hat sie auf Fotos festgehalten.

Als sie im Laufe der Trennung im Juli 2018 ihre Sachen gepackt habe, sei die Situation erneut eskaliert. Sie sei gestolpert, zusätzlich von ihrem Mann geschubst und anschließend mit einem Messer bedroht worden. „Ich bringe dich um“, soll er gesagt haben.

Als Richterin Köhler alle Beteiligten nach vorne ruft, um die Bilder von den Verletzungen der Zeugin anzuschauen, schaut der Angeklagte auf den Boden und schweigt. Bereits bei der Aussage seiner Ehefrau hat er diese nicht angesehen, sondern in die Akten vor sich auf dem Tisch geschaut.

 Als die Richterin ein Gutachten vorschlägt, um klären zu lassen, inwieweit der Angeklagte aufgrund seiner psychischen Erkrankung schuldfähig sei, schließt sich der Staatsanwalt an. Alfons Brömmer, Pflichtverteidiger des Angeklagten, hatte dies bereits vor Prozessbeginn angeregt. Bis das Gutachten erstellt ist, wird der Prozess ausgesetzt.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort