Fette Fische besser nicht in die Pfanne

Eine neue Untersuchung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums hat bestätigt, dass junge, fettarme Fische aus Saar und Mosel unbedenklich sind. Im Sommer hatte das Saarland generell vor Saarfischen gewarnt. Angler fordern daher einheitliche Regelungen.

Schoden/Mainz. Fettarme und junge Fische wie Rotaugen aus Saar und Mosel können weiterhin verzehrt werden. Größere und fettreichere Fische wie Aale und Welse sind jedoch stärker mit Schadstoffen wie Dioxin und PCB (Polychloride Biphenyle) belastet. Das hat eine aktuelle Untersuchung des rheinland-pfälzischen Umweltministeriums erneut bestätigt, in der 221 Fische aus sieben Arten auf schädliche Stoffe geprüft wurden. Bereits 2009 hatte das Ministerium Fische untersuchen lassen, daraufhin im April 2010 eine Verzehrempfehlung veröffentlicht (siehe Extra). Vom Verzehr von Aalen rät das Ministerium schon seit längerem ab.

Laut Ministerium erfolgte die aktuelle Untersuchung auch vor dem Hintergrund, dass das Saarland im Juli 2010 ein vorsorgliches Verzehrverbot für alle Saarfische erlassen hatte. In zwei Brassen wurden damals deutlich erhöhte Grenzwerte festgestellt, daraufhin vor dem Verzehr gewarnt (der TV berichtete). Dies schlug bei den Anglern ein wie eine Bombe.

Saarländische Warnung empört Angler



Das Problem: Die Saarländer konnten sich nicht erklären, woher die plötzlich so hohen Grenzwerte kamen, man schloss sogar einen Analysefehler nicht aus. Die Angler waren regelrecht sauer über die negativen Auswirkungen auf die Fischerei. Angler seien an der Saar angesprochen worden, warum sie vergiftete Fische essen, sagt Georg Ohs aus Schoden, Präsident des Deutschen Anglerverbands, Landesverband Rheinland-Pfalz: "Touristen aus Holland, die zum Angeln herkamen, wollten nicht mehr angeln". Fischereifeste seien geplatzt.

Um in Zukunft Verunsicherung durch unterschiedliche Empfehlungen dies- und jenseits von Landes- und Staatsgrenzen zu vermeiden, fordern Angler seit Jahren eine bessere Koordination in der Großregion. Ohs verweist auf einen Forderungskatalog der rheinland-pfälzischen und luxemburgischen Fischer aus dem Jahr 2009. In dem Schreiben prangern die Angler die fehlende Koordination der zuständigen Behörden aus Frankreich, Luxemburg und Deutschland an.

Erste Schritte hin zu mehr Koordination scheint es zu geben: So hat das rheinland-pfälzische Umweltministerium nach eigenen Angaben die aktuellen Ergebnisse in einer Sondersitzung der Internationalen Kommission zum Schutze der Mosel und der Saar (IKSMS) zunächst gemeinsam mit dem Saarland bewertet und der IKSMS als gemeinsames Papier vorgelegt. Außerdem hat das Saarland die aktuellen Verzehrempfehlungen aus Rheinland-Pfalz im Wesentlichen übernommen. In den nächsten Tagen startet laut Adam Schmitt vom saarländischen Umweltministerium auch dort eine neue Untersuchung: "Wir hoffen, dass wir in sechs Wochen Ergebnisse vorliegen haben."

Meinung

Klare Regeln bitte!

Es ist nicht nur für Angler, sondern auch für Gastronomen und Touristen gut zu wissen, dass einige Saarfische in Rheinland-Pfalz keine Grenzwerte von Dioxin oder PCB überschreiten. Es kann jedoch nicht sein, dass unterschiedliche Auffassungen dies- und jenseits der Grenzen ständig Verwirrung stiften. Die Behörden müssen sich über die Grenzen hinweg zusammensetzen und einheitliche Regeln und Messkriterien schaffen. Schließlich machen Fische und Wasser nicht vor Grenzen halt. Von der Frage nach der Ursache der Belastung und einer möglichen Beseitigung ist dann allerdings noch gar nicht gesprochen … j.kalck@volksfreund.deExtra Die Schadstoffe: Dioxine sind unerwünschte Nebenprodukte, die bei Verbrennungsprozessen entstehen. Polychlorierte Biphenyle (PCB) sind dem Dioxin ähnliche Substanzen, die etwa als Kühlmittel in der Industrie eingesetzt werden. PCB ist krebserregend und lagert sich wie Dioxin im Fettgewebe von Mensch und Tier ein. Die Verzehrempfehlungen (maximal pro Monat): Saar: sechs Portionen (200 Gramm) Rotaugen (Durchschnittsgröße 20 Zentimeter), eine Portion Wels (zwischen 50 und 60 Zentimetern), acht Portionen Barsch (kleiner als 20 Zentimeter); Mosel: vier Portionen Rotaugen, andere Weißfische (Barben, Brachsen, Döbel; Größen über 40 cm): eine Portion in zwei Monaten, zwei Portionen Wels (Größe über 40 Zentimeter), acht Portionen Barsch (Durchschnittsgröße 20 Zentimeter). Vom Verzehr von Aalen rät das Ministerium generell ab. (jka)

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