Forscher finden seltenes Edelgas in Viktoriaquelle bei Heckenmünster

Heckenmünster · Die Eifel ist für ihre vulkanische Vergangenheit und ihre Mineralquellen bekannt. Professor Bernard Marty von der Universität Lothringen in Nancy hat mit seinem Team das Wasser der Viktoriaquelle in Heckenmünster (Kreis Bernkastel-Wittlich) untersucht und Erstaunliches herausgefunden.

 Im Wasser der Viktoriaquelle in Heckenmünster ist das seltene Edelgas Xenon nachgewiesen worden

Im Wasser der Viktoriaquelle in Heckenmünster ist das seltene Edelgas Xenon nachgewiesen worden

Foto: Klaus Kimmling

Die europäischen Forscher haben im Wasser der Viktoriaquelle das auf der Erde extrem seltene Edelgas Xenon nachgewiesen und auch das Alter des Gases bestimmt: Es ist 4,45 Milliarden Jahre alt und stammt somit aus der Entstehungszeit unseres Planeten. Der Europäische Forschungsrat förderte die Studien Bernard Martys zwischen 2010 und 2015 mit 2.281.000 Euro. Davon finanzierte er unter anderem die Analyse des Eifelwassers.
Bernard Marty ist damit der Nachweis gelungen, dass das Gas Xenon in tief liegenden, uralten Erdschichten gebunden ist.

"Dadurch konnten wir den starken Beitrag von Gasen wie Xenon bei der Bildung der Erde in den ersten Jahrmillionen beweisen", erklärt der Forscher. Die Forschungsergebnisse seien ein wichtiger Hinweis, um das Puzzle zu vervollständigen, wie sich die frühe Erde gebildet habe. Sie würden dazu beitragen, der Lösung des Rätsels der Entstehung der Erde näher zu kommen.

Die Mineralquelle in Heckenmünster erwies sich als idealer Ort, um diesen Nachweis zu führen. Das Team um Marty - Wissenschaftler aus Italien, Frankreich und der Schweiz - wählte diese Quelle aus, weil eine Forschergruppe aus Potsdam dort bereits Untersuchungen durchgeführt und festgestellt hatte, dass das Wasser dort frei von Verunreinigungen ist. Deshalb machten sich die Forscher um Marty im Oktober 2014 und 2015 aus Nancy auf den Weg in die Eifel: "Die Quelle liegt in einem schönen Waldgebiet, etwa eine halbe Stunde Fußweg von Heckenmünster entfernt und ist öffentlich zugänglich", berichtet Marty. "Wir waren insgesamt drei Mal vor Ort, um Proben zu entnehmen."

Auch Herbert Billen von der Verbandsgemeinde Wittlich-Land kennt den Ort gut: "Die Gegend dort ist sehr wasserreich. Deswegen war die Viktoriaquelle schon ein römisches Quellheiligtum. Später wurde das Mineralwasser aus der Quelle auch abgefüllt und verkauft." Die Gemeinde hat an der Quelle eine Hinweistafel für Wanderer zur Geschichte des Ortes aufgestellt.

Die Wissenschaftler um Marty waren von der Qualität des Wassers aus der Eifel begeistert: "Wir waren überrascht, dass es uns gelungen ist, die Isotope des Edelgases Xenon so genau zu analysieren, dass wir auch das Zeitfenster ihrer Entstehung bestimmen konnten."

Vor 4,45 Milliarden Jahren prallten andere Himmelskörper mit der Erde zusammen. Sie brachten flüchtige Elemente wie das Edelgas Xenon mit. Durch den Aufprall wurde das Gestein aus dem Weltall zu einem Bestandteil des Erdmantels. Es befindet sich normalerweise 30 bis 40 Kilometer unter der Erdkruste, also in fast unzugänglicher Tiefe.
Durch den Vulkanismus in der Eifel gelangte dieses uralte Gestein jedoch in die Nähe der Erdoberfläche. Dort ist das Xenon dann in das Wasser der Viktoriaquelle übergegangen. Das extrem klare Quellwasser hat Bernard Marty also ein besseres Verständnis zum Ursprung der Edelgase auf der Erde ermöglicht. Seine Forschungsergebnisse hat er in der renommierten Fachzeitschrift "Nature" veröffentlicht.FÜR KINDER

Xenon ist ein Edelgas. Es ist ein farbloses, äußerst reaktionsträges Gas und das seltenste nichtradioaktive Element auf der Erde. Es kommt in geringen Mengen in der Atmosphäre vor. Trotz seiner Seltenheit wird es vielfach eingesetzt, als Füllgas von Xenon-Gasentladungslampen, die unter anderem in Autoscheinwerfern (Xenonlicht) eingesetzt werden, oder in Filmprojektoren, in Blitzlichtern und für die Befeuerung von Start- und Landebahnen auf Flughäfen. Xenon wurde 1898 von William Ramsay und Morris William Travers entdeckt.
red

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort