Landwirtschaft Frisch gezapft vom Bauernhof – Milchtankstelle in Bombogen eröffnet

Wittlich-Bombogen · Bauern aus Bombogen wollen wissen, welche Bedeutung Regionalität für Wittlicher Verbraucher hat: Nach Morbach und Monzelfeld gibt es nun auch in der Kreisstadt einen Automaten, an dem Verbraucher 24 Stunden am Tag Rohmilch kaufen können.

 Frisch gezapfte Rohmilch bekommt man jetzt für einen Euro pro Liter auf dem Berlingerhof in Wittlich-Bombogen. Azubi Henrik Schmidt demonstriert den Milchautomaten.

Frisch gezapfte Rohmilch bekommt man jetzt für einen Euro pro Liter auf dem Berlingerhof in Wittlich-Bombogen. Azubi Henrik Schmidt demonstriert den Milchautomaten.

Foto: Christian Moeris

Regionalität ist in: Einkaufen auf dem Bauernhof, wo man die Bäuerin, den Bauern und vielleicht auch die Kühe und Hühner persönlich kennt, wird immer beliebter. Mehr und mehr Landwirte investieren in Hofläden und die Direktvermarktung, um im volatilen globalisierten Markt für landwirtschaftliche Erzeugnisse über ein weiteres Standbein und eine sichere Einnahmequelle zu verfügen.

Familie Zelder vom Berlingerhof in Wittlich-Bombogen hat nun in einen Frischmilch-Automaten investiert, um das Angebot ihres Hofladens mit Selbstbedienung zu ergänzen. Neben Eiern, Honig, Wildfleisch und Nudeln bekommt man in Bombogen nun auch frische Rohmilch. An einer Milchtankstelle, Neupreis 18­ 000 Euro, können sich Kunden nun 24 Stunden am Tag und sieben Tage in der Woche selbst bedienen. Magdalena und Christoph Zelder wollen damit Verbraucher ansprechen, die auf Regionalität Wert legen. „Wir sind gespannt. Es reden ja alle davon, dass sie regional einkaufen wollen und Landwirte unterstützen möchten“, sagt die Bäuerin, „mal schauen, ob die Leute das wirklich ernst nehmen.“ Deshalb sei der Milchautomat ein Stück weit auch ein gesellschaftliches Experiment. Doch was macht die Rohmilch so besonders? Sie habe mehr Fett und Eiweiß, weil sie weder homogenisiert noch pasteurisiert sei, erklärt Zelder.

Hauptsächlich werde Rohmilch von den Kunden, welche das Produkt bislang nur während der Melkzeiten auf dem Hof kaufen konnten, wegen ihres Geschmacks geschätzt. „Das ist einfach die Ur-Milch. Wer einmal Rohmilch getrunken hat, der trinkt keine Packungsmilch mehr“, sagt die Bäuerin, die allerdings aus Gründen der Lebensmittelhygiene darauf hinweist, dass Rohmilch vor dem Verzehr abzukochen sei.

Die Zelders vom Berlingerhof hoffen, dass nun viele Bewohner der Kreisstadt und Umgebung Geschmack an der Frischmilch finden und der Milchautomat ebenso ein Erfolg wird wie der Selbstbedienungsladen für Eier, Kartoffeln, Honig und Wild. Zelder: „Unser Hoflädchen wird bombastisch angenommen.“ Der Verkauf der Rohmilch an Endverbraucher ist vom Literpreis her für Landwirte wesentlich lukrativer als der Verkauf an Molkereien. Einen Euro soll der Liter Frischmilch aus dem Automaten kosten. Deutsche Molkereien zahlen derzeit weitaus weniger. „Mit 30 Cent werden die Landwirte abgespeist.“ Beim Verkauf am Automaten bleibt also mehr Geld beim Landwirt in der Kasse. Doch den Großteil der Milch von ihren 80 Kühen werden die Zelders wohl weiterhin an die Molkerei verkaufen müssen.

Die Frischmilch aus dem Automaten dürfte auch Plastikgegner begeistern. Am Automaten kann man wiederverwendbare Glasflaschen kaufen oder eigene Behälter unter den Zapfhahn stellen. Der Verkauf kommt ganz ohne Einwegverpackungen aus.

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