Wittlich Kommt die Unke von selbst nach Wittlich oder muss sie abgeholt werden?

Wittlich · Seit mehreren Jahren fahren Panzer im Naturschutzgebiet Mesenberg um gute Bedingungen für eine gefährdete Froschart zu schaffen. Bislang ohne Erfolg. Doch es gibt Hoffnung.

 Kommt sie bald zurück nach Wittlich? Die Gelbbauchunke ist vom Aussterben bedroht.

Kommt sie bald zurück nach Wittlich? Die Gelbbauchunke ist vom Aussterben bedroht.

Foto: dpa/Peter Steffen

Panzer rollen im Naturschutzgebiet auf dem Wittlicher Mesenberg. Das klingt komisch. Wirklich kurios wird es jedoch, wenn man den Grund anführt. Durch den Einsatz soll eine gefährdete Amphibienart gerettet werden: Die Gelbbauchunke. Aus diesem Grund üben seit 2014 Fahrschüler der Fernmelder aus Daun das Panzerfahren auf dem Mesenberg, seit 2016 regelmäßig (der TV berichtete mehrmals). Nun war es wieder so weit, am Wochenende sind Kampfmaschinen durch das Naturschutzgebiet gerollt. Durch die Fahrten wird der Boden und damit der Lebensraum für das Amphibium hergerichtet. Die Unke laicht gerne in frischen, kleinen Gewässern, wo ihre Kaulquappen geschützt sind vor Feinden wie Libellenlarven, Fischen oder Fröschen. Diese kleinen Tümpel entstehen durch das Gewicht der Panzer, die Furchen in den Boden fahren. Egal ob Tierschützer oder Soldaten, alle haben ein Ziel: Holt die Gelbbauchunke zurück in das Naturschutzgebiet.

Doch bislang fehlt vom kleinen, spitzwarzigen Froschlurch jede Spur. „Bis jetzt haben wir keine Nachweise, dass die Gelbbauchunke in das Gebiet zurückgekehrt ist“, sagt Birger Führ, zuständiger Biotopbetreuer. Die Verhältnisse seien inzwischen geeignet für eine Ansiedlung.

Drei- bis viermal pro Jahr fahren die Panzer zu ihrer Unken-Rettungsmission, außerdem wird das Gebiet mit Schafen beweidet. In der Hauptlaichzeit zwischen Februar und Juni herrscht Ruhe im Gebiet – genau dann soll die Unke zurückkehren. Während der Laichzeit wären rollende Panzer natürlich ungünstig. Über zwei Jahre regelmäßige Einsätze, aber keine Gelbbauchunke in Sicht. Was, wenn das so bleibt? „Nach fünf Jahren müsste man über eine Wiederbesiedlung nachdenken“, erklärt Birger Führ.

Das bedeutet, dass aus anderen Beständen Gelbbauchunken entnommen werden würden, die dann auf dem Mesenberg angesiedelt werden. Auch Axel Schmidt von der Struktur- und Genehmigungsdirektion Nord (SGD) in Koblenz sieht das als sinnvolle Möglichkeit: „Wiederansiedlung ist möglich, wenn nach einer Periode von fünf bis sieben Jahren keine selbstständige Wiederbesiedlung aus benachbarten Populationen erfolgt.“

Es gibt durchaus noch Gelbbauchunken in der Region, diese müssten nur den Weg nach Wittlich finden – ob von selbst oder Menschenhand. Und: Das System funktioniert grundsätzlich auch bei der Unke. „In den vergangenen Jahren wurde eine Wiederansiedlung im benachbarten Luxemburg mit Tieren aus Rheinland-Pfalz erfolgreich durchgeführt“, erklärt Schmidt. Wenn eine solche Maßnahme durchgeführt werden würde, dann müssten verschiedene Faktoren bedacht werden. „Wenn  Umsiedlung, dann nur mit Tieren aus möglichst ortsnahen, heimischen Beständen, die keine Keime tragen und nur aus Populationen mit ausreichenden Tierbeständen.“ Solche befinden sich momentan nach Aussage von Axel Schmidt unter anderem in Saarburg und im Westerwald. Von dort könnten theoretisch Unken nach Wittlich umgesiedelt werden – wenn gleichzeitig die dortige Population dadurch nicht gefährdet würde.

Die SGD Nord als Obere Naturschutzbehörde spricht sich indes für eine Wiederansiedlung aus. Axel Schmidt bekräftigt: „Eine solche Maßnahme wäre durchaus sinnvoll mit dem Ziel, das Verbreitungsmosaik dieser Art dadurch zu stärken.“

Für Birger Führ steht eines fest: „Die Maßnahme ist auf jeden Fall positiv zu bewerten.“ Auch wenn sie bislang noch keine Früchte trägt hat die Unke noch Zeit, selbst den Weg zu finden. Ob eine Koexistenz von Panzer und Gelbbauchunke möglich ist, steht auf einem anderen Blatt.

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