Stadtgeschichte Rentner basteln das alte Wittlich

Wittlich · ber die ehemalige Befestigungsanlage der Säubrennerstadt wird auch heute noch kontrovers diskutiert: Zwei Senioren haben das alte Stadtbild nun plastisch und dreidimensional dargestellt.

 Rentner basteln das alte Wittlich: Willi Waxweiler (links) und Ingo Weber haben in mühevoller Handarbeit Modelle des alten Stadtbildes angefertigt.

Rentner basteln das alte Wittlich: Willi Waxweiler (links) und Ingo Weber haben in mühevoller Handarbeit Modelle des alten Stadtbildes angefertigt.

Foto: Christian Moeris

Wie sah die Stadt Wittlich 1828 aus? Um sich das vorzustellen, kann man dicke historische Schinken zur Stadtgeschichte wälzen oder vergilbte Pergamente studieren – was jedoch nicht jedermanns Sache ist. Zwei Rentner aus Wittlich schaffen da nun Abhilfe. Aus großer Liebe zu ihrer Heimatstadt haben die beiden Ur-Wittlicher Willi Waxweiler (80), der als Heimatforscher bereits in Wittlich bekannt ist, und Ingo Weber (67), der passionierter Modellbauer ist, mehrere Monate ihrer Freizeit damit verbracht, Wittlichs Stadtgeschichte plastisch und dreidimensional darzustellen. Das Ergebnis kann sich sehen lassen und ist wahrlich beeindruckend! Die beiden Modellbauherren bezeichnen ihre Arbeiten, die bald ausgestellt werden (siehe Info), mit dem Titel „Wittlichs Geschichte im Modellbau“.

Stadtplan Willi Waxweiler, der „freischaffende Rentner“ – wie er sich selber nennt, hat den Wittlicher Stadtplan aus dem Jahr 1828 modellhaft gestaltet. „Wie man am Modell sehen kann, muss man jeden, der nach Wittlichs Zentrum fragt, direkt in die Kirche schicken“, sagt Waxweiler. Für sein etwa ein Quadratmeter großes Modell hat er alte Stadtpläne mit seinem Wissen angereichert. „Ich weiß, wie mein Wittlich aussieht, wo was lag, und kann mitreden.“ Innerhalb der Stadtmauern hätten sich 1828 noch Weinberge befunden, sagt Waxweiler. „Die Oberstadt gab es damals noch gar nicht. Dort waren landwirtschaftliche Flächen und Weingüter.“ Waxweiler hat in seinem Modell sogar die Höhenprofile der Stadt in groben Zügen nachgeformt. Ein Hingucker ist die ehemals 1400 Meter lange Stadtmauer. Waxweiler hat sie in seinem Modell in Übergröße nachmodelliert, „damit sie plastischer wirkt“. Damit die Farbe stimmt, hat er sie mit einer Miniaturtapete, die rote Sandsteine zeigt, beklebt . Dazu hat er alle öffentlichen Gebäude wie die Alte Schule, das Stadtgut Himmerod, den Marktplatz mit Rathaus und Notar, das alte Hospital und jedes Gebäude der Stadt von 1828 eingezeichnet. Waxweiler: „Wir haben über vieles diskutiert, aber immer eine Lösung gefunden. Rentner haben ja Zeit für eppes!“

Stadttore Echte Kunstwerke hat der professionelle Modellbauer Ingo Weber zu dem Projekt beigesteuert. Für seine drei Exponate hat er selber Messungen durchgeführt und historische Pläne studiert. Weber: „Ich sammel alles, was mit meiner Heimatstadt zu tun hat.“ Auf der Grundlage von Skizzen aus dem Jahr 1930 hat er zwei Stadttore, das Himmeroder und das Trierer Tor, sowie das „Türmchen“ im Modellbaumaßstab eins zu 25 gebastelt. Etwa vier Monate Zeit habe er in die Arbeit investiert, sagt Weber, der dabei auf sein Wissen aus dem Modellbau zurückgegriffen hat. Weber: „Als Rentner hat man die Zeit ja.“ Die Exponate sind aus Holz gefertigt und für eine authentische Optik mit Steintapete beklebt. Auf den Kunstrasenflächen vor den Stadttoren tummeln sich kleine Plastikschweine – wie hätte es 1828 in der Säubrennerstadt auch anders sein können. „Wir sind mit unserem Werk sehr zufrieden“, sagt Waxweiler. „Ein historisches Modell zu gestalten, hat mich immer schon gereizt. Gemeinsam haben wir uns das zugetraut.“

 Rentner basteln das alte Wittlich: Ingo Weber hat alte Stadttore Wittlichs, oder Teile davon, im Modell nachgebaut. Das Himmeroder Tor (links), das "Türmchen" (Mitte) und das Trierer Tor (rechts).

Rentner basteln das alte Wittlich: Ingo Weber hat alte Stadttore Wittlichs, oder Teile davon, im Modell nachgebaut. Das Himmeroder Tor (links), das "Türmchen" (Mitte) und das Trierer Tor (rechts).

Foto: Christian Moeris
 Willi Waxweilers Werk: Ein plastisches Modell des Wittlicher Stadtplans vom Jahr 1828 mit Stadtmauern in Übergröße.

Willi Waxweilers Werk: Ein plastisches Modell des Wittlicher Stadtplans vom Jahr 1828 mit Stadtmauern in Übergröße.

Foto: Christian Moeris

Ulrich Jacoby von der Altstadt Buchhandlung, wo die Modelle ausgestellt werden, ist von der Arbeit der beiden ebenfalls begeistert. „ Es ist phänomenal. Am Stadtmodell sieht man, dass die meisten Straßen unverändert sind. Das alte Wittlich existiert noch.“

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort