GLAUBE IM ALLTAG

Geht ein Fremder, der keine Ahnung vom christlichen Glauben hat, in diesen Tagen durch unsere Städte, gewinnt er den Eindruck, hier leben fast nur überzeugte Christen. Die Realität sieht anders aus.

Im Mittelpunkt des Festes steht das Kind armer Leute, das in einer Behelfsunterkunft geboren wird. Mit ungeheurem Aufwand feiern wir dieses Kind. Eine Botschaft dieser Geburt ist die Verkündigung von Frieden. Aber auch an diesem Weihnachten wird in vielen Teilen der Welt gekämpft, gibt es sozialen Unfrieden und friedlose Erfahrungen. Familie ist ganz wichtig. Aber wie erleben viele Familien konkret in diesen Tagen? Noch mehr Widersprüchlichkeiten, die aus dem Gedenkfest an die Geburt Jesu vor über 2000 Jahren in einem unbedeutenden Winkel des römischen Reiches erwachsen, ließen sich finden. Weshalb ist dieses Fest trotz dieser Widersprüchlichkeiten auch heute emotional so hoch besetzt? Ich entdecke dahinter eine tiefe Sehnsucht, die mit dem altmodischen, oft missbrauchten Wort "Heil" umschreibbar ist, besser noch mit dem hebräischen Wort "Schalom". Mich bewegen an diesem Weihnachtsfest zwei gegensätzliche Erfahrungen. Das wohl eindrücklichste Erlebnis dieses Jahres war, als ich meine Enkeltochter erstmals im Arm halten durfte und mich der Gedanke überwältigte: Dieses Kind ist genau einen Tag, was liegt vor ihm? Und dann schmückt unsere Wohnung erstmals eine Krippe, die ein väterlicher Freund mit seinen riesigen Händen kunstvoll aus Wachs gestaltet hat. Vor seinem kürzlichen Tod hat er sie uns geschenkt. Weihnachten, da feiern wir die bedingungslose Liebe Gottes zu uns Menschen, die im Kind von Bethlehem greifbar wird. Hier berühren sich Himmel und Erde. Ein Fest wünsche ich Ihnen, bei dem durch alle Widersprüche hindurch dieses Heil spürbar wird. Wolfram Viertelhaus, Wittlich

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