Großes Latinum ist nicht nötig

Lateiner vor? So befürchteten es viele Gläubige nach der Ankündigung Benedikts XVI., dass künftig die katholische Messe wieder in lateinischer Sprache gehalten werden könne. In den beiden Dekanaten Bernkastel und Wittlich ist Latein allerdings weiterhin kein Thema.

Bernkastel-Wittlich. Viel Wirbel hat sie verursacht, die Bekanntgabe der Wiedereinführung der "tridentischen Messe". Papst Benedikt XVI. will die Liturgie in lateinischer Sprache wiederbeleben, die 1965 nach dem Zweiten Vatikanischen Konzil offiziell abgeschafft wurde. Anfang Juli hat er durch ein apostolisches Schreiben ("Motu proprio") entschieden, dass diese Art der Messfeier künftig als "außerordentliche Form der Liturgie" zelebriert werden kann - wenn es denn Teile der Gemeinde wünschen. Der Trierische Volksfreund hat sich im Kreis Bernkastel-Wittlich umgehört, ob die lateinische Messe von den Gläubigen gewollt ist und sich die neue Haltung des Papstes auf die Kirchengemeinden in den beiden Dekanaten Bernkastel und Wittlich im Kreis Bernkastel-Wittlich auswirkt.Wohl nicht, heißt es aus der Bischöflichen Pressestelle in Trier. "Die lateinische Messe wird nicht angeboten werden", sagt Ernst Mettlach. Nur ein "verschwindend geringer Teil der Leute" im Bistum wünsche sich die so genannte tridentinische Messe, die ihren Namen bekommen hat, weil sie Mitte des 16. Jahrhunderts nach dem Konzil von Trient erarbeitet wurde. An nur drei Orten im Bistum werde sie zelebriert, einmal in Trier und noch zwei Mal im Saarland. Das genüge, sagt Mettlach. Auch aus dem Bernkasteler Dekanatsbüro heißt es, dass keine Gruppe von Gläubigen bekannt sei, die sich eine Liturgie in lateinischer Sprache wünsche. "Da wird jetzt vieles hochgespielt", sagt Hans-Günther Poth, jahrzehntelang tätig in der Gemeinde St. Bernhard in Wittlich. Er hat die lateinische Messe selbst noch erlebt, seit 1956 war er als Organist tätig. Und er erinnert sich noch gut, wie es war, bevor die Landessprache in die Gotteshäuser Einzug erhielt. Nicht nur sei alles auf Latein gesprochen worden, sondern "praktisch immer mit dem Rücken zur Gemeinde" habe der Pfarrer gewirkt. "Die Leute haben so gut wie nichts verstanden", sagt Poth."Latein hatte eine gewisse Feierlichkeit"

Deswegen kann er sich auch nicht vorstellen, dass sich jetzt viele Gläubige in den Dekanaten Bernkastel und Wittlich für die Wiedereinführung der tridentinischen Messe stark machen werden. An ein paar Vorteile der Liturgie auf Latein kann sich der Organist, der seit 1999 zwar in Rente ist, die Messen aber immer noch regelmäßig musikalisch begleitet, noch erinnern: "Das Schöne war zum einen, dass man auch im Urlaub die Messe genauso verstehen konnte wie zu Hause, und zum anderen, dass das Latein eine gewisse Feierlichkeit hatte." Einen Rückfall in alte Zeiten vor 1965 wünscht sich der 73-Jährige aber nicht: "Früher war die Messe sehr anonym, heute ist es ein schöneres Miteinander zwischen der Gemeinde mit dem Chor und der Gemeinde mit dem Organist - weil alle eine Sprache sprechen."

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