Justiz Luftnummer: 220 000 Euro für Autos kassiert

Trier/Hetzerath · Ein 36-jähriger Mann steht in Trier vor Gericht, weil er von Hetzerath aus Wagen verkauft haben soll, die es gar nicht gibt.

Ein 36-Jähriger soll über das Internet Autos verkauft haben, die gar nicht existierten. Die Beute wird auf rund 218 000 Euro beziffert. Sitz der Briefkastenfirma namens DS Auto International GmbH war Hetzerath. Seit gestern sitzt der Mann auf der Anklagebank der Dritten Großen Strafkammer des Landgerichts Trier und hat schon ein Geständnis abgelegt. „Das könnte sich erheblich mindernd auf das spätere  Strafmaß auswirken“, ermuntert ihn der Vorsitzende Richter Armin Hardt. Neu ist dem 36-Jährigen das gerichtliche Prozedere übrigens nicht: Wegen einer ähnlichen und inzwischen abgeurteilten Auto-Betrugsgeschichte in Koblenz sitzt er bereits eine Haftstrafe von zwei Jahren und vier Monaten ab.

Die Tatvorwürfe von Staatsanwältin Beatrix Klingler  im neuen Fall: Von Oktober bis November 2014 soll der Angeklagte in verschiedenen Internetportalen Gebrauchtwagen der Marken Mercedes, Audi und Porsche sowie eine Landmaschine (Radlader) angeboten haben. Tatsächlich existierten von den Fahrzeugen nur aus dem Netz heruntergeladene Fotos und dazu „gebastelte“ Papiere. Die Preise bewegten sich durchschnittlich im Bereich oberhalb von 30 000 Euro. Die Kunden sollten zunächst die Kaufsumme überweisen und erhielten bis zur vermeintlichen Übergabe den – allerdings gefälschten – Fahrzeugbrief zugesandt. Ein Kunde durchschaute den Trick und zahlte nicht, im Falle der Landmaschine erstattete die betreffende Bank bei der Polizei eine Geldwäschemeldung. Der Betrag in US-Dollar wurde daraufhin erst einmal festgesetzt.

Der Angeklagte schildert zunächst seinem Lebenslauf: Der sportliche Eindruck trügt nicht. Er hat tatsächlich in seiner rumänischen Heimat Sport studiert, bekam dort aber keinen Lehrerposten.

„Daraufhin bin ich 2002 nach Westen rüber und habe in  Spanien einen Job als Barmann gefunden, was mir gut gefiel“, erklärt der Angeklagte. Sein Wunsch, in Rumänien ein Café zu eröffnen, sei am fehlenden Grundkapital gescheitert. Die nächste Station war wieder ein Job als Barkeeper, diesmal in Amsterdam, wo er seit 2012 lebt und 2014 heiratete. „Sie kellnerte im selben Lokal und zusammen kamen wir auf rund 3000 Euro“, sagt der Angeklagte. Dann habe er den „Fehler seines Lebens“ gemacht und sei auf die Verheißungen eines neuen rumänischen Bekannten hereingefallen nach dem Motto „wenn ihr im Lokal zusammen 3000 Euro im Monat verdient, schaffst du das auf die andere Tour an einem Tag“.

Daraufhin habe er wie angewiesen in Trier eine kleine Wohnung gesucht, was nicht klappte.  Stattdessen mietete er eine Ferienwohnung in Hetzerath. Auf weitere Weisung gründete er bei einem Trierer Notar die Firma DS Auto International GmbH, für die er dann mehrere Konten bei Trierer Banken eröffnen musste. Sitz der Firma, die nur aus  einer Postadresse und einem  Schild an der Tür bestand, wurde Hetzerath. Der Angeklagte: „Meine letzte Aufgabe war nur noch, auf Anruf die  eingegangenen Beträge von den Konten abzuheben und an Hinterleute zu übergeben.“ Dafür habe er Provisionen von fünf bis zehn Prozent erhalten.

Wo die Gelder herstammten, sei ihm unbekannt gewesen. Er selbst habe auch nie Autoangebote ins Internet gestellt oder sonst einen Kontakt mit Kunden aufgenommen. Und der Mann auf der Anklagebank weiter: „Ich habe Bedenken wegen dieser hohen Summen bekommen und dass ich mit dem Gesetz in Konflikt geraten könnte – aber der Gedanke an das eigene Lokal in Rumänien hat das alles überspielt.“

War der Angeklagte also nur ein Rädchen im Getriebe? Dafür sprechen die Aussagen von Kriminalbeamten, wonach er nicht alleine im Trierer Raum unterwegs war. Die Sache mit der Geldwäschemeldung durch eine Trierer Bank habe im November 2014 den Stein ins Rollen gebracht, berichtet ein Beamter. Ohne es zu ahnen, standen der Angeklagte und seine Hinterleute ab da unter Beobachtung. Und ein Mann vom Landeskriminalamt Mainz zu den Erkenntnissen damals: „Er hatte insbesondere die Rolle, die Firma beim Notar zu gründen und die zahlreichen Konten zu eröffnen. An den fingierten Autoangeboten im Internet hat er nicht mitgewirkt.“

Die Verhandlung wird am Montag, 11. Dezember, 9 Uhr, fortgesetzt.

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