Herde und Kühlschränke bleiben hier!

Wittlich · Zwei Mal im Jahr gleicht Wittlichs Innenstadt einer Müllhalde. Dann ist Sperrmüllabfuhr. Bei einer großangelegten Kontrolle wurden nun professionelle Sammler aus Osteuropa kontrolliert, die auf der Jagd nach mehr oder weniger brauchbarem Abfall sind.

Wittlich. Nahezu gnädig hat sich der Schnee über die Müllhaufen gelegt, die sich an den bekannten Stellen in der Wittlicher Innenstadt finden. So wie am Parkplatz in der Karrstraße. Dort hat sich ein Haufen Unrat gesammelt, der aus Resten der Weihnachtsdekoration, alten Plüschtieren, einem alten Staubsauger ohne Kabel und Sperrmüll besteht. Eine Häuserecke weiter stehen Farbeimer und liegen alte Teppiche.
Mühsames Geschäft


Zwei Mal jährlich kommt über die Stadt diese Müllflut. Die ärgert Anwohner genauso wie Mitarbeiter des Entsorgungsunternehmens, die den Abfall aus den unansehnlichen Müllhaufen herausklauben müssen. Unterschieden wird nämlich zwischen Holzsperrmüll, Restsperrmüll und Elektroschrott.
Doch es gibt auch Menschen, die sich über den Sperrmüll freuen. Das sind einerseits die, die so unauffällig teils gefährlichen Müll entsorgen, und andererseits die, die Brauchbares suchen und finden. Unter anderem sind bei den Wittlicher Sperrmülltagen professionelle Sammler aus Ost- und Südosteuropa unterwegs.
Die laufende Sammelrunde ist für sie jedoch anders als erwartet verlaufen. Denn die untere Abfallbehörde des Landkreises war alles andere als gnädig. Beamte von Bereitschaftspolizei, Polizeiinspektion Wittlich und Zoll sowie Mitarbeiter von Stadt- und Kreisverwaltung haben den Parkplatz am Wittlicher Schwimmbad für ein paar Stunden in eine Kontrollstelle verwandelt. Rolf Becker, Chef des Ordnungsamts der Stadtverwaltung: "Hier ist einer von mehreren Sammelpunkten, wo sich die professionellen Sammler treffen." Diese sind meist mit Sprintern unterwegs, die sie mit großem Geschick beladen, um das Sammelgut später in Polen, Ungarn oder Rumänien zu verkaufen.
Manuel Follmann, Sprecher der Kreisverwaltung, sagt: "Durch diese Kontrollen sollte vermieden werden, dass Elektroschrott in Drittländer transportiert und dort unter menschenunwürdigen und umweltschädlichen Umständen demontiert wird. Letztendlich sollte auch eine Sensibilisierung der Sperrmüllsammler hinsichtlich der gesetzlichen Bestimmungen erfolgen."
Auf alte Geweihe, Metallregale oder sonstigen Trödel haben es die Männer und Frauen am Kontrollpunkt deshalb auch nicht abgesehen. Es ist vielmehr die sogenannte weiße Ware, die sie interessiert. Das sind Waschmaschinen, Kühlschränke oder Herde. Die möchte der Landkreis sammeln und verwerten. Infolgedessen sind sie tabu für die Sprinterfahrer. Innerhalb von kurzer Zeit werden bei der Kontrolle mehr als ein Dutzend Haushaltsgeräte gefunden. Gegen die Sammler ermittelt nun die Polizei.
Das gefällt den Sammlern naturgemäß nicht. Doch sie fügen sich in ihr Schicksal. Einer von ihnen sagt: "Was soll ich machen?" Seit zwölf Jahren sei er in der Region unterwegs. Kontrolliert worden sei er noch nie, sagt er, während Mitarbeiter des städtischen Bauhofs einen Kühlschrank aus seinem Transporter wuchten und auf ein städtisches Fahrzeug verladen.

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