Gewässerschutz Hier fließt Geld nach Wittlich-Land

Wittlich-Land · Die Verbandsgemeinde kümmert sich um ihre Gewässer: Fünf Bäche sollen bald renaturiert werden. Doch was ist geplant, und woher kommen die Mittel dafür?

 Noch trägt er ein Beton-Korsett: Der Dörbach an der L 50 bei Arenrath soll offengelegt werden.

Noch trägt er ein Beton-Korsett: Der Dörbach an der L 50 bei Arenrath soll offengelegt werden.

Foto: klaus kimmling

Fünf Bäche in der Verbandsgemeinde (VG) Wittlich-Land erhalten ein neues Gesicht. Oder besser: Sie sollen ihr altes Gesicht zurück erhalten. Der Linsenbach, der Dörbach, der Elbach, der Oestelbach und der Orschbach werden renaturiert. Andreas Hofer ist bei der VG-Verwaltung für Ausbau und Unterhaltung öffentlicher Wasserläufe sowie Renaturierungsmaßnahmen zuständig und erklärt: „Die Gewässer sollen aus einem naturfernen in einen naturnahen Zustand überführt werden.“ Denn viele Bäche wurden in den 1960er und -70er Jahren in Betonröhren oder -schalen gequetscht, eingemauert, unter die Erde verlegt, um Platz zu schaffen für Äcker oder Weinberge. Doch all das schadet dem Ökosystem der Bäche.

Eines der Probleme ist Tiefenerosion: Durch künstliche Begradigung wird der Bach schmaler und tiefer, dadurch fließt das Wasser schneller, dadurch gräbt sich der Bachlauf noch tiefer in die Erde, und so weiter. „Das Wasser soll wieder langsamer fließen“, sagt Hofer. „Darum müssen die Bäche gewunden verlaufen und die Bachbetten breiter und flacher werden. So kann sich der Bach erholen.“

Diese Projekte werden durch die Aktion Blau Plus, eine Gewässerschutzinitiative des Landes Rheinland-Pfalz, bezuschusst. Dabei trägt das Land bis zu 90 Prozent der Kosten einer Renaturierung.

Linsenbach: Dringend nötig ist die Renaturierung am Linsenbach: Am südlichen Ortsrand von Binsfeld ist die Verrohrung des Bachs teilweise stark beschädigt (siehe Infografik). „Wir befürchten, dass es da zu einem Bruch und zu einem Rückstau kommen könnte“, sagt Hofer. Auf einem etwa 70 Meter langen Abschnitt am südlichen Ortsrand von Binsfeld soll die Verrohrung darum verschwinden. Statt der schnurgeraden Rohre soll der Bach an dieser Stelle wieder einen natürlich geschwungenen Verlauf und ein breites, flaches Bett bekommen. Eine Förderung in Höhe von 45 000 Euro aus Geldern der Aktion Blau Plus ist bereits bewilligt. 5000 Euro zahlt die Ortsgemeinde Binsfeld selbst. Wenn alles läuft wie geplant, kann es jetzt nicht mehr lange dauern, sagt Hofer: „Wir hoffen, dass wir die Ausschreibung, die Vergabe und die Umsetzung der Maßnahmen im Laufe dieses Jahres über die Bühne bekommen.“

Dörbach: Auch beim Dörbach sollen gerade, unterirdische Rohre einem gewundenen, breiten und offenen Bach weichen. An der Kreuzung der L 50 und der K 42 bei Arenrath sollen 24 Meter des Bachs wieder in den Naturzustand versetzt werden (siehe Infografik). Ein kurzes Stück muss unter der Erde in Rohren bleiben, damit Platz für einen Radweg und einen Zugang zum Wald ist. In die Renaturierung des Dörbachs fließen 31 000 Euro. Die Ortsgemeinde Arenrath bezahlt davon 3100 Euro selbst, der Rest ist durch Förderung der Aktion Blau Plus gedeckt.

Elbach: Am Elbach bei Bettenfeld sind andere Arbeiten notwendig: „Hier gibt es keine Rohre oder andere Einbauten im Gewässer“, sagt Hofer. Dafür grenzen Holzschuppen, Fischteiche und Fichten an den Bach. Nadelgehölz sei nicht ideal für Gewässer, erklärt Hofer. Zum Beispiel sei es unter den Fichten das ganze Jahr über dunkel, was nicht gut für das Ökosystem des Bachs sei. Darum sollen Erlen an den Elbach, die im Herbst ihre Blätter verlieren und Sonnenlicht ans Wasser lassen. „Im Idealfall müssen wir die nicht mal anpflanzen“, erklärt Hofer, „sondern sie kommen durch Samenflug von alleine, sobald die Fichten weg sind.“ Dann soll das Gelände nur noch gewässerverträglich bewirtschaftet werden, zum Beispiel als Weideland. Dafür muss jedoch zunächst die Gemeinde das Land um den Elbach kaufen. Eine Förderung ist bereits bewilligt: Insgesamt 90 000 Euro kommen für den Kauf und die Renaturierung aus dem Aktion-Blau-Topf des Landes.

Oestelbach: Auch der Oestelbach ist momentan teilweise nicht besonders ansehnlich. Ein Abschnitt im Baugebiet „Im Eichflur“ in Osann-Monzel ist in Betonhalbschalen gefasst. Die sollen verschwinden, damit der künstlich begradigte Bach wieder gewunden durch den Ort verlaufen kann. Außerdem soll am Bach ein Mehrgenerationenpark mit Wasserspielplatz, Bewegungsparcours, Streuobstwiese und Bouleplatz entstehen. Auch für den Oestelbach hat die VG eine Förderung im Rahmen der Aktion Blau Plus beantragt. Bis zu 90 Prozent Zuschuss könnte das Land bei Bewilligung zahlen. Aber: nur für „förderfähige Maßnahmen“, also die reine Renaturierung. „Wir warten noch auf die Bewilligung“, erklärt Hofer. „Vorher schreiben wir die Baumaßnahmen noch nicht aus.“ Ein genauer Zeitplan sei deshalb noch nicht absehbar. Aber Hofer versichert: „Unmittelbar nach der Bewilligung kann’s losgehen.“

Orschbach: „Beim Orschbach sind wir noch ganz am Anfang“, erklärt Hofer. Den Antrag der OG Hetzerath auf Renaturierung des Orschbachs hat der VG-Rat in seiner vergangenen Sitzung einstimmig angenommen. Nun muss zunächst ein Planungsbüro gefunden werden, das die erste Planung übernimmt. „Die Zielsetzung ist dieselbe wie bei den anderen Maßnahmen“, sagt Hofer: Unter anderem will man die Betonschalen aus dem Bachbett entfernen und so wieder einen „naturnahen Gewässerverlauf“ schaffen. Dabei geht es vor allem um einen Abschnitt zwischen Erlenbach und der Kreuzung des Orschbachs mit der L 49. Auch für diese Maßnahmen will die VG eine Aktion-Blau-Förderung beantragen. Außerdem soll am Orschbach ein Wassertretbecken entstehen.

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