Himmel und Erde in rot-weiß

Seit Samstagnachmittag kann in Wittlich wieder ein "Saubraten-Rekord" aufgestellt werden. Den Festumzug und all die ehrwürdigen Traditionen nebst Blumengruß für St. Rochus vor dem Anschnitt der ersten Sau durch Bürgermeister und Beigeordnete erlebten zahlreiche Schaulustige.

 Es ist vollbracht: Robert Bill von der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich hat dem Stadtheiligen St. Rochus nach einer waghalsigen Kletterei auf der Leiter nicht nur ein Sträußchen überbracht, sondern auch das Näschen geputzt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Es ist vollbracht: Robert Bill von der Freiwilligen Feuerwehr Wittlich hat dem Stadtheiligen St. Rochus nach einer waghalsigen Kletterei auf der Leiter nicht nur ein Sträußchen überbracht, sondern auch das Näschen geputzt. TV-Foto: Sonja Sünnen

Wittlich. Den Kopf im Nacken blickten sie himmelwärts. Als Ballons der Fünfzigjährigen in den Stadtfarben rot-weiß ins Blau über dem Rathaus entschwebten, bekam der Stadtheilige St. Rochus gerade vom schwindelfreien Robert Bill das Näschen geputzt. Zuvor hatte der Feuerwehrmann mutig die Leiter am Rathausgiebel bestiegen und dem Stadtheiligen auch seine Kirmes-Blümchen überreicht. "Die wackelig Leiter loooh! Dat is ja gefährlich, der kann ja nicht üben!", kommentierte eine ältere Dame das Spektakel, das zur Kirmes gehört wie der Saubraten."Wenn keiner runterfällt, ist man froh"

Um in dessen Genuss zu kommen, stachen Bürgermeister Ralf Bußmer und seine Beigeordneten dann auch hinein in die Schwarte des Tieres, das zuvor mit einem weiteren Artgenossen im großen Festumzug auf dem Marktplatz gebracht worden war. Daneben imponierte noch ein weiterer Wagen, der der Ürziger, den Stadtschreiber Detlef Boor als tollen Beitrag zum Spektakel besonders lobte. Mit großem Tamtam voran schritt wieder das Blasorchester, das an allen Kirmestagen aufspielt und immer ein Mammutprogramm bewältigt. Auch die Akteure des Festschauspiels vom Vorabend waren wieder munter unterwegs. Nur das Piechtermännchen blieb unsichtbar. Dafür gab es eine kleine Gegenveranstaltung: Die Ex-Fünfzigjährigen vor der St. Markuskirche, die gleich eine Band und die Aktion "Mission 50" gegründet hatten. Nein, sie erklärten sich gar zum "wahren Höhepunkt des heutigen Tages". Sie sammeln für das Wittlicher Tafel-Projekt und wollten ihren Nachfolgern mit ihrer Musik etwas Gutes tun. Die zogen dann unter der Devise "Mia Fuffziger sain jung geblieben" durch die Stadt und sorgten mit ihren entschwebenden Ballons für schöne Aussichten. Die gewährte Stadtschreiber Detlef Boor, allerdings rückwärts gewant, als er sein Resümee der vergangenen Kirmes zog (siehe auch weiteren Artikel). Insbesondere das Kreiselthema hat es den Wittlichern angetan, dessen Interpretation als "Geisterbahn" sie ebenso beklatschten wie die Erkenntnis, dass Rauens Bub nur schnell nach Wittlich fahren wollte. Alsdann versammelte sich das Volk um den Saubratenstand und die Weinstände. Und sicher vergnügten sich auch die Waschweiber. Zwei der Damen, die seit Jahrzehnten bei Festschauspiel und Umzug dabei sind, sagten zur Kirmeseröffnung: "Wenn der Strauß gesteckt ist, wenn alles gut gelaufen ist, keiner von der Leiter gefallen ist und kein Pferd durchgeht, dann ist man froh. Und wir sind froh, dass wir mitmachen können. Da sind wir dabei." Oder wie es im feinsten Platt heißt, dass die Gruppe "Fuffzisch un saugut" zum Besten gab: "Do sai ma dabei, dat is pri i ma, mia woarn scho Fuffzija, mia lieben de Kiames, se lait in oosem Bloot, un feelen oos och imma noch: 50 un saugoot!"

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