Tradition Historisches Dorffest: Waschfrauen, Waffeln und altes Wissen

Wittlich-Dorf · Das historische Dorffest in Wittlichs Stadtteil Dorf ist auch in seiner achten Auflage ein Besuchermagnet. Zwischen 5000 und 6000 Besucher kommen alle zwei Jahre zum Fest, bei dem das ganze Dorf auf den Beinen ist.

 Sie gehören von Anfang an dazu: die Dorfer Waschfrauen mit Erwin Schichel, dem das Waschzubehör gehört (links). Rechts fährt der schicke Sonntagszug, die Kinder durch das Dorf-

Sie gehören von Anfang an dazu: die Dorfer Waschfrauen mit Erwin Schichel, dem das Waschzubehör gehört (links). Rechts fährt der schicke Sonntagszug, die Kinder durch das Dorf-

Foto: Christina Bents

Wenn sich der Geruch von frisch gebackenen Waffeln, Brot, einem Schmiedefeuer, frischen Blumen und Pferden im Wittlicher Tal mischt, dann feiern die Dorfer ihr historisches Fest. Zum achten Mal haben die Einwohner von Wittlichs kleinstem Stadtteil ihr Dorf in die Zeit von vor 50 bis 100 Jahren versetzt. Alte Traktoren und Pferde ziehen Holzanhänger, auf denen es sich Kinder gemütlich gemacht haben. Strohballen und Sonnenblumen schmücken die Straßen und Plätze, es treffen sich Bekannte und Freunde, altes Handwerk wird erklärt und die Öfen auf Temperatur gehalten.

Das Feuer darf auch bei Sabine Greßnich nicht ausgehen, denn sie backt an diesem Wochenende rund 700 Waffeln, auf dem alten Holzofen ihrer Eltern. Allein 520 Eier verbraucht sie für den gesamten Teig. Sie erklärt: „Der Teig wird nach einem besonderen Rezept gemacht, der in diesem Eisen besonders gut aufgeht. Die Waffeln werden innen zart und außen knusprig.“ Geübt sitzt jeder Handgriff über dem offenen Feuer, wenn sie das heiße Eisen geschickt wendet. Auch nebenan geht es heiß her. Klaus Schrot ist dabei, ein Eisen im Feuer zu erhitzen, um gemeinsam mit einem Besucherkind einen Nagel zu schmieden. Nach einigen Hammerschlägen ist das geschafft, und stolz geht der junge Mann mit seinem selbstgemachten Nagel weiter. An verschiedenen Ständen sind selbstgefertigte Waren zu kaufen, Produkte aus Filz, Gedrechseltes, Honig, Brände, Kleidung, Schmuck und Dekorationsartikel. Die Lüxemer Frauen haben Herbstkränze angeboten, deren Erlös für Projekte in Ghana ist. Auf dem Dorfplatz ist schon am Samstagnachmittag alles voll besetzt und an den Essensständen herrscht reger Betrieb. Ob Reibekuchen, Wellfleisch, gefüllte Klöße, Flammkuchen, Wurst- oder Krautsalat, die Besucher wissen die Gerichte zu schätzen. Besucherin Margit Michels  sagt: „Die gefüllten Klöße hat meine Großmutter oft gemacht. Die waren genauso lecker wie hier. Da bekommt man die Erinnerung gleich mit.“

Ähnlich sieht es Erwin Horn: „Die Mischung stimmt hier einfach. Mit den historischen Ständen, den alten Autos und Traktoren, den Bäumen, dem Essen und viel Musik, macht es einfach immer wieder Spaß hierher zu kommen.“

Das freut Gerhard Schiffels, erster Vorsitzender der Dorfgemeinschaft Dorf. Er sagt: „Damit das hier so gut funktioniert, sind viele helfende Hände nötig. Allein 200 Dienste werden am Wochenende hinter den Ständen gemacht.

Dann trifft sich das Organisationsteam, in dem 30 Personen sind, einmal im Monat und in der Woche vor dem Fest. Wenn aufgebaut wird, sind bis zu 50 Leute pro Abend im Einsatz.“ Weiter sagt er stolz: „Die Helfer werden alle von unseren Frauen bekocht, und am Donnerstag vor dem Fest gibt es eine interne Eröffnung mit Fassanstich und einem Buffet, dass die Frauen ebenfalls selbst hergerichtet haben.“

Neben den kulinarischen Köstlichkeiten dürfen beim Dorfer Fest, das in diesem Jahr zum achten Mal historisch, und insgesamt zum 50. Mal stattfindet, die Waschfrauen nicht fehlen. Sie haben ihre Häubchen an und zeigen, wie auf Brettern in Waschzubern die Wäsche früher gesäubert wurde. Wie man Birnen einkocht, zeigen zwei Damen am Stand vor dem Bauerngarten, der von einer Gruppe Dorfer Bürger gepflegt wird. In diesem Jahr ist zudem eine Chronik über das Fest erschienen. Von den 300 Exemplaren des 150-Seiten-Werkes, sind bereits 250 verkauft.

In Dorf wird nicht nur alle zwei Jahre gefeiert, sondern auch nachhaltig die Gemeinschaft gepflegt.

 Im schicken Sonntagsanzug werden die Kinder durchs Dorf gefahren.

Im schicken Sonntagsanzug werden die Kinder durchs Dorf gefahren.

Foto: Christina Bents
 Viel Spaß haben Luis, Amelie, Sophia, Bennet, Henri und Laurens auf dem Fuhrwerk von Gerhard Debald.

Viel Spaß haben Luis, Amelie, Sophia, Bennet, Henri und Laurens auf dem Fuhrwerk von Gerhard Debald.

Foto: Christina Bents
 Anneliese Schuler lässt sich von Cilli Bures und Marianne Conrad (v.l.) die Haare, wie in früheren Zeiten frisieren.

Anneliese Schuler lässt sich von Cilli Bures und Marianne Conrad (v.l.) die Haare, wie in früheren Zeiten frisieren.

Foto: Christina Bents

Das kann man am Dorffest sehen, schmecken und sogar schon von weitem riechen.

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