Unwetter Hochwasservorsorge statt blinder Sorglosigkeit

Wittlich · Stadt Wittlich stellt Hochwasser- und Starkregenschutzkonzept vor und setzt auf Bürgerbeteiligung

 Die Experten erläutern das Schutzkonzept in der Alten Synagoge.

Die Experten erläutern das Schutzkonzept in der Alten Synagoge.

Foto: Friedhelm Knopp

Der Aufruf der Stadt Wittlich, an einem Konzept zur Hochwasser- und Starkregenvorsorge für die Wittlicher Innenstadt mitzuwirken, war auf fruchtbaren Boden gefallen. Die Synagoge ist zur Auftaktveranstaltung mit rund 150 Besuchern voll besetzt. Viele von ihnen werden sich später an Workshops beteiligen, um zusätzlich zu den Experten ihre eigenen Erfahrungen, Vorschläge und Ideen einzubringen. Stadtbürgermeister Joachim Rodenkirch nennt die große Beteiligung ein „gutes Signal“. Zunehmende Starkregenereignisse erforderten Vorsorge – dem sei der Stadtrat mit dem Beschluss gefolgt, einen Hochwasserschutz für die Innenstadt sowie für die ebenfalls gefährdeten Stadtteile Dorf, Neuerburg, Wengerohr, Bombogen und Lüxem zu erstellen. Rodenkirch: „Dieses Konzept dient der praktischen Umsetzung. Es ist nicht dafür gedacht, in die Ecke gelegt und vergessen zu werden.“

Wie dringlich eine wirksame Vorsorge heute ist, erläutert an drastischen Beispielen der Hochwasserexperte Ralf Schernikau vom Mainzer Ministerium für Umwelt. Dabei präsentiert er auch historische Bilder von 1918, als die Lieser fast die gesamte Innenstadt überflutet hatte. Schernikau warnt vor Sorglosigkeit: „Hochwasser sind nicht zu vermeiden und Starkregenereignisse werden aufgrund des Klimawandels zunehmen. Nur könne niemand vorhersagen, wann, wo und wieviel. Darauf müssen sich die Bewohner in Wittlich und seinen Stadtteilen einrichten.“ Im Gegenzug die Kanalisation immer weiter auszudehnen, stoße irgendwann an wirtschaftliche Grenzen, die kein Gebührenzahler mehr tragen könne. Schernikau: „Auch Rückhaltebecken und Gewässerrenaturierung geraten bei Extremereignissen an ihre Grenzen – einfache Lösungen gibt es nicht.“ Eine gewisse Vorsorge sei möglich durch entsprechende Bauleitplanung, Überprüfung der Strom und Trinkwasserinfrastruktur, Gefahrenabwehr durch Feuerwehr oder THW.

Der Experte rät zur privaten Vorsorge durch technische Maßnahmen an Gebäuden und durch Verhaltensregeln – etwa keine teuren Einbauten in hochwassergefährdete Kellerräume. Vor allem empfiehlt er den Abschluss einer Elementarschadensversicherung. Schernikau: „Nicht alle Gesellschaften bieten solche Verträge an. Auskunft dazu gibt die Verbraucherzentrale in Mainz.“

Fachlich federführend begleitet wird das Projekt vom Planungsbüro Hömme GbR aus Pölich.

Von zentraler Bedeutung ist für Frank Hömme die aktive Beteiligung der Bevölkerung an den angebotenen Workshops. Den Teilnehmern werden dabei auch Möglichkeiten und Pflichten zum Schutz ihres Privateigentums gezeigt. Hömme: „Jeder einzelne kann dabei die Stadt und die Fachleute unterstützen, um für Wittlich ein optimales Konzept zusammenzustellen. Das Ergebnis soll Ende November vorgestellt werden.“ Im Anschluss erläutert Hömme-Mitarbeiter Volker Thesen den Ablauf einer Konzepterstellung, der jeweils in folgenden Phasen verläuft: Ortsbegehungen – Workshops – Bürgerversammlungen – Fachgespräche – Konzepterstellung und Abschlussveranstaltung.

Thesen: „Wichtig ist, dass Sie Ihre eigenen Erfahrungen einbringen. Wir sammeln alle Informationen, Ideen und Vorschläge.“ Das Ergebnis werde ein detailliertes Hochwasserschutzkonzept mit einer Auflistung aller Gefahrenpunkte im Ort sein, verbunden mit entsprechend abgestimmten Möglichkeiten der Gefahrenabwehr.

Wer an einem Workshop teilnehmen will, kann sich per Post anmelden beim Planungsbüro Hömme GbR, Römerstraße 1, 54340 Pölich. per E-Mail an info@stadtwittlich.hochwasserschutz-konzept.de

Weitere Infos unter stadtwittlich.hochwasserschutz-konzept.de

Die Workshops: Wittlich Innenstadt am 11. Februar, Synagoge. Dorf/Neuerburg: 18. Februar, Bürgerhaus Neuerburg. Wengerohr/Bombogen: 19. März, Bürgerhaus Wengerohr. Lüxem: 27. März, Pfarrheim. Beginn jeweils um 19 Uhr.

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