Justiz In Wittlich gibt es jetzt Telefon in der Zelle

Wittlich · Lange auf ein freies Telefon im Gang warten: Das war gestern. Seit kurzem haben die Häftlinge in der JVA Wittlich einen Anschluss in ihrer Zelle. Das macht auch den Vollzugsbeamten das Leben leichter.

 Jens Conrad, Abteilungs-Dienstleiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich, prüft ein Telefon in einer Zelle. Seit einigen Wochen gibt es dort in jedem Haftraum ein Telefon, mit dem die Häftlinge nach draußen telefonieren können.

Jens Conrad, Abteilungs-Dienstleiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich, prüft ein Telefon in einer Zelle. Seit einigen Wochen gibt es dort in jedem Haftraum ein Telefon, mit dem die Häftlinge nach draußen telefonieren können.

Foto: dpa/Harald Tittel

(dpa) Gefangene der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich können seit neuestem von ihrer Zelle aus telefonieren. Seit wenigen Wochen gebe es in jedem Haftraum ein Telefon, sagte der Leiter der JVA Wittlich, Jörn Patzak. Häftlinge dürften bis zu zehn Nummern anwählen, die vorher überprüft worden seien. Angerufen werden könnten sie nicht. Die JVA Wittlich ist die erste Anstalt in Rheinland-Pfalz, in der die Gefangenen Telefon in den Hafträumen bekommen haben.

„Ich kann zu dem Pilotprojekt jetzt schon sagen: Es ist für beide Seiten gut“, sagte Patzak. Gefangene könnten nun tagsüber in Ruhe telefonieren. Zuvor hätten sich bis zu 90 Männer einer Abteilung zwei Telefone auf dem Flur teilen müssen. „Da haben alle zuhören können.“ Außerdem sei dann im Moment des Anrufs auch mal besetzt oder keiner zu Hause gewesen. Jetzt sei man flexibel. „Ein Telefon ist ganz wichtig, damit man den Kontakt nach draußen halten kann. Das ist auch Resozialisierung.“ Die Sicherheitsvorkehrungen seien gleich geblieben: „Wir können jederzeit reinhören, wir können abbrechen.“

Die Telefone in den Zellen bedeuteten auch eine „immense Zeitersparnis“ für die Vollzugsbeamten: Denn die mussten zuvor die Insassen aus den Räumen holen, zum Telefon bringen und dann wieder zurückbringen. „Das war schon eine ganz schöne Rennerei“, sagte Patzak. Jens Conrad, Abteilungsdienstleiter von der Zugangsstation, fügte hinzu: „Wenn ich 50 habe, die telefonieren wollten, konnte es auch mal Gerangel oder Gedrängel geben.“

Und Vollzugsabteilungsleiterin Anna Wiewiora meinte: „Gerade auf der Zugangsstation, wo die Leute ankommen, ist das Telefonieren ganz wichtig. Sie wollen ihren Angehörigen Bescheid sagen.“ Das neue System „entspannt sowohl auf Gefangenenseite, aber es entspannt auch bei den Mitarbeitern“, meinte Patzak. Angesichts der angespannten Personalsituation sei dies wichtig: „Um den Leuten bei den immer zunehmenden Aufgaben auch mal Arbeit abzunehmen.“

Die JVA Wittlich ist die größte Justizeinrichtung des Landes Rheinland-Pfalz. Im geschlossenen Männervollzug gibt es knapp 500 Haftplätze plus fast 70 im eigenen Gefängnis-Krankenhaus und etwa 60 im offenen Vollzug. Insgesamt gibt es 360 Mitarbeiter, davon 260 Vollzugsbeamte. Es sei gut, dass das Land zusätzliche Anwärterstellen geschaffen habe, sagte Patzak (47). Es dauere zwar noch ein bisschen, bis diese Mitarbeiter ausgebildet seien: „Aber ich sage immer: Wir haben die Talsohle durchschritten. Wir müssen jetzt noch zwei Jahre die Zähne zusammenbeißen, und es geht aufwärts.“

 Jörn Patzak, Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich, stellt die Vorzüge der Änderung vor.

Jörn Patzak, Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich, stellt die Vorzüge der Änderung vor.

Foto: dpa/Harald Tittel

Ein „weiterer Quantensprung“ sei ab Januar nächsten Jahres der Einsatz von „Video-Dolmetschern“ in der JVA Wittlich. Es sei immer „ein Riesenaufwand, Dolmetscher zu organisieren. Und der fällt dann weg“, sagte Patzak. Es gebe einen wachsenden Anteil von Ausländern mit Sprachen, „wo man sich auch mit Englisch und Französisch nicht weiterhelfen kann“. Es sei aber für beide Seiten wichtig, dass man in Kontakt komme, gerade am Anfang in der Zugangsstation.

Nun wird es künftig Video-Schalten geben: Die Firma, mit der bereits die JVA Rohrbach in Wöllstein (Kreis Alzey-Worms) gute Erfahrungen gemacht habe, habe vereidigte Dolmetscher für 28 Sprachen im Angebot.

Gespräche mit den Gefangenen seien wichtig. „Ich glaube, es ist für alle schlimm hier drin“, sagte der Jurist. „Das ist alles modern gebaut hier, hell und grüne Möbel. Das sieht auf den ersten Blick schön aus. Aber wenn die Tür zu ist, dann können die Möbel so grün sein wie sie wollen. Wir entscheiden, wann jemand von A nach B geht. Hier bewegt sich keiner frei. Keiner.“

(dpa)
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