Jetzt kann jeder zugelassene Jäger jagen

Bettenfeld · Nachdem der ehemalige Pächter des Bettenfelder Jagdreviers die Pacht gekündigt hatte, fand sich kein Nachfolger (der TV berichtete mehrfach). Der Gemeinderat hat darüber diskutiert, die Jagd selbst zu bewirtschaften. Das ist inzwischen auch so beschlossen worden. Nun können auch einzelne Jäger Jagdscheine für das Wochenende beantragen.

 Nur Zulassung und Jagdschein sind nötig: Jeder, der diese Bedingungen erfüllt, kann auf Bettenfelder Gebiet jagen. Foto: dpa

Nur Zulassung und Jagdschein sind nötig: Jeder, der diese Bedingungen erfüllt, kann auf Bettenfelder Gebiet jagen. Foto: dpa

Bettenfeld. Das Zittern um die Jagd in Bettenfeld hat ein Ende. Der ehemalige Pächter hatte die Jagd im vergangenen Jahr gekündigt. Damit musste das Revier, mit 1630 Hektar so groß wie 2300 Fußballfelder, neu ausgeschrieben werden. Aber es fand sich kein neuer Pächter für das sehr große Gebiet, das inzwischen in drei Jagdbögen untergliedert worden ist.
Risiko oder Chance


Nun hat der Bettenfelder Ortsgemeinderat mehrheitlich beschlossen, die Jagd in Eigenregie mit der Jagdgenossenschaft zu führen. Das kann ein Risiko, aber auch eine Chance sein. Einerseits gibt es in diesem Gebiet bis zu 100 000 Euro Wildschäden pro Jahr, die ohne zahlenden Pächter der Gemeinde zur Last fallen. Andererseits öffnet sich das Jagdgebiet nun auch Einzeljägern und Jagdgemeinschaften, die gelegentlich jagen wollen.
Im Kreis Bernkastel-Wittlich sind 1030 Jäger mit einem gültigen Jagdschein registriert. Insgesamt gibt es 241 Reviere, erklärt Alfons Kuhnen von der Kreisverwaltung Bernkastel-Wittlich. Im Landkreis gebe es zwar weitere Reviere, die in Eigenregie bejagt würden. Das seien aber meist Eigenjagdbezirke einer Ortsgemeinde oder einer Jagdgenossenschaft. "Dass im Bereich einer politischen Gemeinde sowohl die Ortsgemeinde ihren Eigenjagdbezirk als auch die Jagdgenossenschaft den gemeinschaftlichen Jagdbezirk in Eigenregie bejagen, trifft daher auf die anderen Reviere nicht zu", stellt Alfons Kuhnen fest. Bettenfeld betritt mit dieser Regelung also Neuland.
Jagdleiter als Organisator


Bei einer Sitzung der Jagdgenossenschaft ist Albert Stobbe als Jagdleiter bestellt worden. Ortsbürgermeister Reinhold Meuers erläuterte auf TV-Anfrage: "Der Jagdleiter gibt Jagd- und Begehungsscheine heraus, er organisiert die Jagd und ist dafür zuständig, dass die Abschussvereinbarungen erfüllt werden."
Besonders Wildschweine müssen geschossen werden, da in dem Revier - wie auch in vielen anderen in der Bundesrepublik - eine Überpopulation an Wildschweinen lebt. "Wildschweine machen uns die meisten Sorgen", sagt Meuers.
In den nächsten Tagen kann der Jagdbetrieb wieder beginnen. "Wir haben schon viele Anfragen von Jägern aus der Umgebung, aber auch aus dem weiteren Umfeld. Wir sind guter Dinge, dass das System funktioniert", sagt Meuers. Wenn sich ausreichend viele Jäger finden und vor allem genug Wildschwein gejagt wird, könnte die Rechnung aufgehen. Meuers ist optimistisch: "Das ist jetzt auf drei Jahre angelegt. Wenn das System funktioniert, machen wir so weiter." Kreisjagdmeister Hans-Günter Vanck sagt zur Bettenfelder Lösung: "Ich finde das Modell in Ordnung. Es kommt jetzt darauf an, die Wildschweinbestände auf ein verträgliches Maß zu bringen."
Der neue Jagdleiter, Albert Stobbe aus Mechernich (Nordrhein-Westfalen), betreibt einen Wildhandel und vermarktet Zuchttiere und Wildfleisch. Er ist unter anderem auch im Hochwildpark Rheinland tätig. 170 Anfragen habe er schon, erläutert Stobbe. Nun komme es darauf an, das Revier vernünftig zu bejagen. Jeder soll nun die Möglichkeit haben, auf die Jagd zu gehen. Das Modell mit einem einzelnen Jagdpächter sei heute wegen der hohen Wildschäden und des unkalkulierbaren finanziellen Risikos kaum mehr zeitgemäß. Dieses Risiko tragen nun Gemeinde und Jagdgenossenschaft, die es über die Gebühren der Jagdscheine absichern. "Das ist ein einmaliges Pilotprojekt", sagt Stobbe.
Drei Sorten Jagdscheine


Drei unterschiedliche Jagdscheine werden nun angeboten:
Wochenendschein (500 Euro): für Urlauber, die am Wochenende jagen wollen.
Kleiner Begehungsschein (2500 Euro jährlich): für die Wildschweinjagd.
Großer Begehungsschein (5000 Euro jährlich): für Rot-, Schwarz- und Rehwild, Drückjagden.
Informationen: Albert Stobbe, Handy: 0170/7156329

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort