Jubiläum mit Kutte und Kreuz
Klausen · Das letzte Aprilwochenende ist bei vielen Motorradfahrern für Klausen reserviert. Dann kommen zwischen 800 und 3000 von ihnen in den Wallfahrtsort, um die neue Saison zu beginnen. Die Musik, die Messe unter freiem Himmel, der Segen und das Treffen mit Gleichgesinnten machen die Veranstaltung seit 20 Jahren zum Erfolg.
Klausen. Wenn Motorraddröhnen und Glockenklang einmal im Jahr zusammenkommen, ist allen im Wallfahrtsort klar: Es ist Motorradwallfahrt. Seit 20 Jahren findet sie statt, und hatte im Jahr 2001 mit 4000 Bikern einen Besucherrekord. Schon zwei Stunden vor der Messe war der Ort fest in der Hand von Motorradfahrern. Überrascht vom Ansturm waren die Besucher aber schon bei der ersten Motorradwallfahrt, zu der 1000 Besucher kamen.
Gerechnet hatten die Verantwortlichen damals mit 250. Ein schwerer Schlag war für die Motorradfreunde Klausen, die viele Jahre die Organisation innehatten, der Tod von Pater Heinz-Josef Babiel, der die Motorradwallfahrt ins Leben gerufen hat. Sein Wirken schätzt auch der aktuelle Geistliche im Ort, Pater Albert Seul: "Seinem Mut, die Motorradwallfahrt zu machen, und so einem anderen Publikum die Kirche näher zu bringen, ist es zu verdanken, dass wir heute Jubiläum feiern können." Auch Gaby Bollig aus Platten, die bereits seit 1996 zur Motorradwallfahrt kommt, erinnert sich an ihn: "Er hatte eine sehr herzliche, offene Art, die bei den Fahrern sehr gut ankam."
Inzwischen ist auch die Skepsis gewichen, dass sich die Wallfahrt zu einem Motorradtreffen mit Messe entwickelt. Der Glaube stand, da waren sich die Organisatoren und Priester immer einig, im Mittelpunkt der Veranstaltung.
Das bestätigt auch Pater Albert Seul: "Beim Segen merke ich immer wieder, wie wichtig den Menschen das ist. Man hat Augenkontakt, einige machen das Kreuzzeichen, andere nicken zustimmend. Da kommt man den Menschen sehr nah und merkt, dass hier Glaube lebendig und bei den Menschen ist." Auch Gaby Bollig kommt, weil ihr der Segen ein Anliegen ist.
Neben der Messe unter freiem Himmel im Park, dem Segen und dem Korso ist die Musik für die Wallfahrt ein wichtiger Punkt. Die macht seit vier Jahren die Trierer Mundartgruppe Leiendecker Bloas. Die Mitglieder singen im Gottesdienst und geben nachmittags noch ein Konzert. Ihr Auftritt hat Pater Albert Seul im vergangenen Jahr über Monate hin begleitet: "Das war schon ein besonderes Erlebnis. Wir haben im Regen angefangen, und als die Band dann gesungen hat ,Petrus, reiß den Himmel auf', kam tatsächlich die Sonne durch."
Durch den Mundartgesang und die Stände der Ortsvereine kommt eine fast schon familiäre Atmosphäre auf. Gaby Bollig: "Man sieht tolle Motorräder, trifft Menschen, die man schon lange nicht mehr gesehen hat, der Pastor geht locker mit den Bikern um, die Musik passt, und man kann gemütlich mit Gleichgesinnten zusammen den Tag genießen", fasst sie zusammen. Zum Jubiläum gibt es von Helmut Leiendecker zwei Liedstrophen, extra für den Wallfahrtsort gedichtet, und der Männergesangverein bietet am Abend vorher ein "Angrillen".
Die Kirchengemeinde, die inzwischen Veranstalter ist, rechnet für die Wallfahrt am 24. April bei gutem Wetter mit bis zu 1800 Motorradfahrern und weiteren Hunderten Besuchern. Der Gottesdienst im Park beginnt um 11.30 Uhr. Die Segnung und der Korso starten um 13 Uhr, anschließend gibt es ein Konzert mit der Leiendecker Bloas.Extra
Was ist eine Wallfahrt? Bei einer Wallfahrt ist man gemeinsam unterwegs, meistens zu Fuß, man kann aber auch mit dem Fahrrad, dem Motorrad oder dem Auto wallfahren. Eine Wallfahrt ist aber kein gewöhnlicher Ausflug zu einer Burg oder einem See, sondern man hat ein kirchliches Ziel, also beispielsweise ein Grab von einem Apostel, ein besonderes christliches Bild oder eine Heiligenfigur. Auf dem Weg dorthin betet man und singt, um sich innerlich auf das Ziel vorzubereiten. chb
