Feuerwehr Kampf gegen Missbrauch und Mobbing

Bernkastel-Wittlich · Die Kreisjugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich will ihren Mitgliedern Hilfe anbieten in Falle von Missbrauch oder Mobbing sowie verstärkt Prävention leisten, um solche Vorfälle zu vermeiden. Mit diesem Angebot ist die Jugendorganisation Vorreiter weit über den Landkreis hinaus.

 Karina Lieser und Christian Fries sind die Ansprechpartner bei der neu eingerichteten Brandbox der Kreisjugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich.

Karina Lieser und Christian Fries sind die Ansprechpartner bei der neu eingerichteten Brandbox der Kreisjugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich.

Foto: Christoph Strouvelle

Was tun, wenn ich sexuell belästigt oder im Internet gemobbt werde? Immer wieder kommen solche Fälle bei Jugendlichen vor. Und viele Betroffene wissen nicht, an wen sie sich wenden können. Die Kreisjugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich hat sich dieser Thematik jetzt angenommen.

Anlass sei ein konkreter Vorfall gewesen, sagen Karina Lieser, stellvertretende Jugendwartin der Wache drei der Feuerwehr Wittlich, und Christian Fries, Jugendwart der Feuerwehr Meerfeld.

Zum speziellen Fall wollen sie sich aus Anonymitätsgründen nicht weiter äußern. Doch sei daraus die Idee entstanden, eine Anlaufstelle für die Mitglieder der Jugendfeuerwehren und der Bambinigruppen zu schaffen, damit man bei entsprechenden Vorfällen früher aktiv werden kann.

Daraus ist die Brandbox der Kreisjugendfeuerwehr entstanden, bei denen Lieser und Fries als Ansprechpartner zur Verfügung stehen. Dabei handelt es sich um eine Art Kummerkasten, bei der sich Betroffene anonym oder unter Angabe ihres Namens melden können, wenn sie körperlich oder sexuell missbraucht werden, unter Cybermobbing oder unter Drogenkonsum leiden.

Dann werden Fries und Lieser aktiv. Sie setzen sich mit der jeweiligen Jugendfeuerwehr in Verbindung, aus der der Kontakt kommt und gehen das Problem an. „Wir wollen Anlaufstelle sein für Mitglieder der Jugendfeuerwehr und der Bambini und werden tätig, sobald wir angesprochen werden“, sagt Lieser. Sie ist Heilerziehungspflegerin in einer sozialtherapeutischen Einrichtung, in der sie mit diesen Problematiken zu tun hat. Fries kommt beruflich nicht aus dem Fach. „Ich habe den Blick von außen“, sagt er. Zudem wolle man aus beiden Geschlechtern Ansprechpartner haben, sagt Lieser.

Nicht nur  Betroffene, auch Betreuer der Jugendfeuerwehren sowie Kinder und Jugendliche, die bei anderen Personen ihrer Gruppe entsprechende Vorfälle beobachten oder einen Verdacht hegen, können sich an die beiden Ansprechpartner der Brandbox wenden. Für die Bezeichnung Brandbox haben sie sich entschieden, weil sie einen feuerwehrtypischen Begriff für diesen Kummerkasten haben wollten.

Doch nicht nur bei konkreten Ereignissen können Mitglieder der Jugendfeuerwehren mit Fries und Lieser Kontakt aufnehmen. Die beiden wollen auch präventiv tätig sein. „Wir kommen auf Anfrage zu den Jugendfeuerwehren, veranstalten Infoabende zu den entsprechenden Themen und klären auf“, sagt Lieser. Zudem nennen die beiden Betreuer der Brandbox Stellen, wo sich Betroffene hinwenden können, falls diese weitergehende oder professionelle Hilfe benötigen.

Mit der Brandbox ist die Jugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich Vorreiter. Lieser und Fries wissen weder von anderen Kreisjugendfeuerwehren noch aus anderen Bereichen von vergleichbaren Einrichtungen. Auf Landes- und Bundesebene der Jugendfeuerwehr gebe es zwar Ansprechpartner, doch seien diese kaum bekannt und auch zu weit weg, sagt Lieser. „Sich vertrauensvoll an Leute zu wenden, die man nicht kennt, ist schwer“, sagt sie.

Die Vorreiterrolle der Kreisjugendfeuerwehr Bernkastel-Wittlich hat zu einem langen Vorlauf geführt. Zwei Jahre hat der Vorstand an der Brandbox gearbeitet. Das Schwierigste sei gewesen, Ansprechpartner zu finden, bei denen sich Fries und Lieser selbst eine zweite Meinung zu Vorfällen einholen können, sagen sie. Beispielsweise, wenn sie sich nicht sicher sind, ob es  sich um Missbrauch handelt oder um unbeholfenes Handeln pubertierender Jugendlicher. „Das ist oft eine Grauzone, bei der die Sachlage nicht eindeutig ist und die nur schwierig einzuschätzen ist“, sagt Lieser.

Diese Ansprechpartner haben sie jetzt beim sozialtherapeutischen Dienst des Landkreises gefunden. Jugendamt und Polizei seien dafür nicht in Frage gekommen, denn diese müssten von Gesetzes wegen sofort ermitteln, sagt Lieser. Diese würden erst in einem zweiten Schritt eingeschaltet, wenn sich ein entsprechender Verdacht erhärtet.

Im Februar 2018 ist die Brandbox den Jugendfeuerwehren im Landkreis erstmals vorgestellt worden. Auf Anhieb haben sich fünf Wehren gemeldet, die einen Infoabend zu diesen Themen veranstalten wollen. Lieser und Fries: „Das Interesse an der Brandbox ist da.“

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