Jugendtaxi: Weniger Nutzer, Kosten im Griff

Bernkastel-Wittlich · Seit 2008 gibt es ein Jugendtaxi: Bis vor einem Jahr gab es für die jungen Fahrgäste einen Zuschuss von zwei Euro je Nutzung. Seit dem 1. Juli 2012 sind es noch 1,50 Euro. Der Landkreis muss für dieses Extra nicht mehr drauflegen: Spenden dreier Banken decken die Finanzierung.

Bernkastel-Wittlich. Plötzlich geht die Rechnung auf: Seit 2008, dem Probejahr, fährt das Jugendtaxi des Landkreises. Die Zahl der Nutzer ist kontinuierlich bis 2011 gestiegen: von 8235 jugendlichen Fahrgästen im Probejahr 2008 auf 14 093 im Jahr 2011. Dabei galt: Wer auf den Taxichauffeur setzt, statt sich selbst ans Steuer zu setzen, bekommt vom Kreis zwei Euro zum Fahrpreis. Ziel muss im Landkreis liegen

Das galt für alle im Alter zwischen 16 und 21 Jahren, die im Kreisgebiet wohnen und freitag- und samstagnachts sowie in den Nächten vor Feiertagen von 22 Uhr bis sechs Uhr morgens nach Hause wollen. Weitere Vorgabe: Es werden nur Heimfahrten von Veranstaltungen bezuschusst, das Fahrtziel muss im Landkreis liegen und man muss sich vorher einen Mitfahrschein von der Internetseite des Kreises ausgedruckt haben. Die Taxifahrer der 17 Unternehmen, bei denen der Schein gilt und die im Internet gelistet sind, ziehen dann die zwei Euro Zuschuss direkt vom Fahrpreis ab. Mit den steigenden Nutzerzahlen stieg für den Landkreis auch der Eigenanteil. Mehr als 93 300 Euro hat er in den ersten vier Jahren übernommen. Aber er ist nicht auf der gesamten Summe sitzen geblieben: 40 000 Euro haben ihm die Sparkasse Mittelmosel-Eifel-Mosel-Hunsrück über die Sparkassenstiftung für den Landkreis, die VVR Vereinigte Volksbank-Raiffeisenbank und die VR-Bank Hunsrück-Mosel abgenommen. Macht summa summarum einen Rest von 50 000 Euro. Das ist zu viel in Zeiten, in denen der Blick aufs Sparen gelenkt werden muss. Die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) Trier hat den Kreis aufgefordert, eine Lösung zu finden. Daraufhin wurde vor einem Jahr beschlossen, den Zuschussbetrag je Fahrt und Person von zwei Euro auf 1,50 Euro zu senken. Mit der Senkung einher ging auch ein Einbruch der Nutzerzahlen, wie jetzt bekannt wird: Sie lag im vergangenen Jahr bei 8950 Nutzern, also etwas mehr als im Startjahr, und rund 36,5 Prozent (5143 Nutzer) weniger als im Rekordjahr 2011 mit 14 093 Nutzern. Und für den Kreis ging die Rechnung null auf null auf. Das vor allem auch deshalb, weil die Banken ihren freiwilligen Beitrag verdoppelt haben. "Die Kosten des Jugendtaxis wurden im Jahr 2012 vollständig durch Spenden der Geldinstitute mit 19 650 Euro gedeckt. Angebot vorerst gesichert

Sie wurde getragen von der Sparkassenstiftung des Landkreises Bernkastel-Wittlich mit 10 000 Euro, der VVR-Bank eG mit 6600 Euro und der VR-Bank Hunsrück-Mosel eG mit 3050 Euro", sagt Manuel Follmann, Pressesprecher der Kreisverwaltung. Für das laufende Jahr sind die Banken wieder mit fast identischen Summen als Förderer dabei. "Die Finanzierung des Jugendtaxis in 2013 erfolgt voraussichtlich in vollem Umfang durch die Spenden der genannten. Geldinstitute", sagt Manuel Follmann. Damit wäre das Angebot vorerst gesichert. Immerhin war und bleibt das Ziel des Jugendtaxis, die sogenannten Disco-Unfälle zu vermeiden. Dazu hatte der Pressesprecher der Polizeiinspektion Wittlich, Hans-Jürgen Riemann, auf TV-Anfrage in seiner Einschätzung gesagt: "Der deutliche Rückgang der Verletzten ist mehr als erfreulich und ganz sicher auch ein Verdienst des eingerichteten Jugendtaxis." Und was sagen die Nutzer? Nachgefragt im Wittlicher Haus der Jugend: Einige der Jugendlichen kennen das Angebot noch gar nicht. Wer es kennt, nutzt es meist als Gruppe, so wie der Wittlicher Vladimir Brest: "Ich finde das Angebot sehr gut. 1,50 Euro sind voll und ganz okay. Das ist soweit auch unkompliziert. Wir fahren meistens mit vier, fünf Mann zum Beispiel, wenn Kirmes ist, bei Musikfestivals oder Feiern damit." bernkastel-wittlich.de/JugendtaxiMeinung

Die WunschlösungDass die Spenden das Jugendtaxi abdecken, ist eine Wunschlösung, die für 2012 geklappt hat. Die Banken haben in ihre Spendierhosen gegriffen und die Summe verdoppelt. Das rettet das Projekt vorerst. Wie die Rechnung in diesem Jahr ausgehen wird, weiß kein Mensch. Die Nutzerzahlen sind unberechenbar und keine konstante Größe. Steigen sie wieder an, ist der Kreis wieder in der Pflicht, denn je erfolgreicher das Projekt je teurer wird\'s automatisch. Nächstes Jahr, weiß man mehr. s.suennen@volksfreund.de

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