Junge Leute entdecken lautstark die Poesie

Wittlich · Bei einem Poetry-Slam sind Wortwitz, Dichtkunst und Tempo gefragt. Bei dieser Kunstform des Dichterwettstreits stimmt das Publikum mit seinem Applaus ab, wer der Beste ist. Die Kulturtage Wittlich präsentieren einen solchen Wettstreit im Haus der Jugend.

Wittlich. Die deutsche Jugend hat das Dichten wieder entdeckt. Bereits seit mehreren Jahren locken bundesweit sogenannte Slams, also Wettstreite, junge Dichter und Literaten auf die Bühne, wo sie ihre Werke vortragen können. Junge Leute machen sich tiefgründige, aber auch humorvolle Gedanken und schreiben darüber Texte und Gedichte. Anschließend tragen sie dann ihre Texte in einer vorgegebenen und für alle Teilnehmer gleich langen Zeit vor. Das Publikum stimmt mit seiner Applausstärke ab, wer der beste Dichter des Abends ist.
Die Autorin Petra Anders, die unter anderem an der Humboldt-Universität in Berlin lehrt und Unterrichtsmaterial über Poetry-Slams erarbeitet, berichtet sogar, dass die deutsche Slam-Szene die größte nach der englischsprachigen ist. Die Szene ist bundesweit vertreten, in manchen Städten gibt es regelmäßige Slams, die in wöchentlichem oder monatlichem Rhythmus stattfinden. Einmal im Jahr gibt es sogar einen Bundes-Poetry-Slam. In diesem Jahr findet er in Bielefeld statt.
Slamstart in Wittlich


Im Rahmen der Wittlicher Kulturtage, die in diesem Jahr unter dem Motto "Sprache" stehen, gibt es nun einen Poetry-Slam in Wittlich. Simone Beek vom Haus der Jugend freut sich: "Ein Poetry-Slam ist die Poesie der Gegenwart. Das ist eine Kunstform, die noch nicht so richtig wahrgenommen wird. Das ist eigentlich Jugendkultur pur."
Vor zwei Jahren habe es schon einen kleineren Wettstreit gegeben, aber nun laufe das erstmals im Rahmen der Wittlicher Kulturtage. "Poetry-Slam ist eine sehr intelligente Form, mit Sprache umzugehen." Am Freitag, 19. April, 20 Uhr, ist es im Haus der Jugend so weit: Dann werden die Nachwuchstalente ihr Können zeigen und sich dem Publikum stellen. Der Wittlicher Poetry-Slam steht unter dem Motto "Jetzt aber - Raus aus der Sprache!".
Damit auch Jugendliche ohne Erfahrung teilnehmen können, bietet das Haus der Jugend einen Workshop an. Darin haben junge Leute die Möglichkeit, unter der Leitung von Armin Sengbusch Alltagsabsurdes, frech Frivoles und Gesellschaftskritisches in selbst verfasste Poesie zu bringen.
Sengbusch hat bereits mehrere Satire-, Gedicht- und Kurzgeschichten-Bände veröffentlicht und ist einer der bekanntesten Autoren der deutschen Slam-Szene. "Dieser Workshop findet in Zusammenarbeit mit der Poetry-Szene in Trier statt. Dort gibt es mehrmals im Jahr Slams. Wir hoffen, dass sich noch viele Jugendliche aus dem Wittlicher Raum melden," sagt Hausleiter Hans Floter.
Der Workshop beginnt am Freitag, 19. April, um 15 Uhr im Haus der Jugend in Wittlich (Kurfürstenstraße 2). Anmeldungen im Haus der Jugend, Telefon 06571-29160
Für Kinder: Was ist ein Poetry Slam?

Ein Poetry Slam (sprich. "Poetri-Slähm", sinngemäß: Dichterwettstreit) ist ein Vortragswettbewerb, bei dem selbst geschriebene Texte, Gedichte, oder sogar Kunststücke innerhalb einer bestimmten Zeit einem Publikum vorgetragen werden. Die Zuhörer küren anschließend den Gewinner. Das machen sie mit ihrem Applaus. Je lauter der Applaus ist, umso besser ist der Vortragende. Solche Wettstreite gibt es in ganz Deutschland. Und die Dichter reisen von einer Stadt zur anderen, um bei Wettbewerben mitzumachen. In Trier gab es schon ganz viele Poetry-Slams. Und die Trier er helfen jetzt auch bei dem Poetry-Slam in Wittlich mit. Der Dichter-Wettstreit hat den englischen Namen "Poetry-Slam", weil er in Amerika erfunden worden ist. Zum ersten Mal haben sich nämlich Jugendliche im Jahr 1984 in Chicago zusammengetan, um zu dichten. hpl

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