Jupiter Jones geht in den Knast - Eifeler Band gibt Open-Air-Konzert in der Justizvollzugsanstalt Wittlich

Wittlich · Erst war es eine verrückte Idee, die Jörn Patzak, seit gut acht Monaten Leiter der Justizvollzugsanstalt in Wittlich, auf dem Heimweg im Auto in den Sinn kam. Inzwischen nennt er es „sein Antrittsgeschenk für die Gefangenen und Bediensteten“: Am Dienstag, 26. Mai, spielt die bekannte Rock- und Pop-Band Jupiter Jones ein Open-Air-Konzert im Gefängnis.

 Ungewöhnlicher Konzertort: Die Band Jupiter Jones aus der Eifel gibt ein Konzert in der Justizvollzugsanstalt. TV-Foto: Klaus KImmling

Ungewöhnlicher Konzertort: Die Band Jupiter Jones aus der Eifel gibt ein Konzert in der Justizvollzugsanstalt. TV-Foto: Klaus KImmling

"Zurück ins Licht, der Sonne entgegen. Ist es kalt da, wo du stehst, dann fang an dich zu bewegen." Zeilen aus dem Refrain des Songs "Kopf hoch und Arsch in den Sattel" der Eifeler Band Jupiter Jones. "Lyrischer kann man den Resozialisierungsgedanken nicht ausdrücken", sagt Jörn Patzak, Leiter der Justizvollzugsanstalt (JVA) Wittlich, über eben diese Zeilen: "Das ist auch unser Motto hier: Jungs, macht was aus Euch!"

"Eine Super-Sache"

Der Song wird möglicherweise Ende Mai auf dem Gelände der JVA live zu hören sein: Denn die deutschlandweit bekannte Band Jupiter Jones spielt dort am Dienstag, 26. Mai, ein Gratis-Open-Air-Konzert.

"Das ist für unsere Anstalt eine Super-Sache", freut sich Patzak auf den Auftritt der vier Musiker, den er selbst eingefädelt hat. Die Idee dazu kam ihm Ende vergangenen Jahres auf dem Nachhauseweg im Auto: "Ich dachte, ich könnte das mal versuchen, auch wenn's eigentlich verrückt ist und eigentlich keine Chance hat."

Keine Chance? Von wegen. Der Kontakt war überraschend schnell hergestellt: Der ehemalige Trierer Bundesliga-Basketballer ist gut bekannt mit der Vereinsvorsitzenden des Trierer Vereins Nestwärme, Jupiter Jones wiederum engagiert sich in dem Verein als Herzenssache-Botschafter.

An Weihnachten 2014 traf Patzak auf die Band - und die war sofort Feuer und Flamme. "Wir sind große Fans von Johnny Cash, und er hat ja mehrere legendäre Konzerte in Gefängnissen gegeben", sagt Jupiter-Jones-Gitarrist Sascha Eigner. Für die vier Musiker ist ein Auftritt hinter Gittern kein Neuland: "Wir haben letztes Jahr schon mal in einem Frauenknast in Köln vor 120 Ladies gespielt." Eine "seltsame Situation" sei das gewesen: Die Zuhörerinnen hätten zuerst nicht gewusst, ob sie sich von ihren Stühlen hätten erheben dürfen. "Doch nach zwei bis drei Songs standen dann doch alle", sagt Eigner und ergänzt: "Mal gucken, wie die Jungs in Wittlich so drauf sind." Wittlich kennen die Musiker von Jupiter Jones, die mittlerweile in Hamburg wohnen, gut: "Das ist ganz witzig, wir hatten direkt um die Ecke, im Ponyhof Blumenscheid, zehn Jahre lang unseren alten Proberaum." Für den Open-Air-Auftritt in der JVA verspricht der Gitarrist "eine Rock-Akustik-Show mit Festivalcharakter".

"Das wird ein Highlight für die Gefangenen und für die Bediensteten", ist sich auch JVA-Leiter Patzak sicher. Zwar habe es bereits in der Vergangenheit häufiger kleinere Konzerte im Mehrzweckraum oder der Turnhalle des Gefängnisses gegeben, "aber nichts in dem Kaliber von Jupiter Jones". Zunächst musste daher das Justizministerium sein Okay geben. Nachdem das vorlag, galt es für das Organisations-Team der JVA, vor allem Sicherheitsfragen zu klären. Denn: "Ein gewisses Risiko ist natürlich da", weiß Patzak. Schließlich sollen 250 Gefangene der JVA sowie eine noch zu bestimmende Anzahl von Inhaftierten aus der Jugendstrafanstalt bei dem Auftritt der vier Musiker live dabei sein können.
Verzicht auf Gage

Damit keiner auf dumme Gedanken kommt und im Vorfeld irgendetwas planen kann, will Patzak daher die genaue Uhrzeit wie auch den genauen Ort des Open-Air-Konzerts im Vorfeld nicht veröffentlicht wissen. Was ihm wichtig ist: "Es wird kein öffentliches Geld für das Konzert verwendet." Jupiter Jones verzichtet auf Gage, die Miete für die Bühne, Equipment und Soundanlagen wird finanziert über den Gefangenenfürsorgeverein und durch eine Spende der Sparkasse Mittelmosel.

Der JVA-Leiter, seit dem 1. Oktober 2014 im Amt, versteht das Konzert als "sein Antrittsgeschenk für die Gefangenen und Bediensteten". Und er erhofft sich für die Bediensteten auch einen kleinen Motivationsschub: "Kopf hoch und Arsch in den Sattel" eben. Extra

Jupiter Jones

Jupiter Jones wurde 2002 in der Eifel gegründet. Sie wurde 2011 durch den Titel "Still" einem größeren Publikum bekannt und erhielt den Radiopreis "Echo". Mittlerweile besteht die Besetzung aus Sänger Sven Lauer, Gitarrist Sascha Eigner, Bassist Andreas Becker und Schlagzeuger Marco Hontheim. Die Band probte früher in Trier und in Wittlich, inzwischen haben sie ihren Proberaum in Hamburg. Im vergangenen Jahr erreichte Jupiter Jones mit dem Lied "Plötzlich hält die Welt an" für Rheinland-Pfalz beim Bundesvision Song Contest den zweiten Platz. neb

Die Eifeler Band Jupiter Jones gibt ein Konzert hinter Gittern. TV-Foto: Klaus Kimmling

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