Klima Eiskalte Arbeit: Kälte hat Landkreis Bernkastel-Wittlich im Griff
Bernkastel-Wittlich · Im kältesten Februar seit 20 Jahren, so TV-Wetterexperte Dominik Jung, arrangieren sich die Menschen mit den Temperaturen.
Nach milden und regnerischen Monaten sorgen Minustemperaturen nun für frostige Kälte in der Region. Das sei der kälteste Februar seit 2012, sagt TV-Wetterexperte Dominik Jung. Das Thermometer ist am Erbeskopf schon auf zweistellige Minuswerte gefallen. Selbst am Dienstagmorgen waren dort noch knackige 14 Grad Minus – bei blauem Himmel und Sonnenschein. Für manche ist der unerwartete Kälteeinbruch ein Glücksfall, andere haben dadurch aber auch Probleme.
Die eisige Kälte macht vor allem den Dachdecker-, Maurer- und Zimmermannsbetrieben große Probleme, so zum Beispiel im Handwerk. Friedhelm Caspari, Zimmerermeister bei der Firma Oster Dach- und Holzbau in Bernkastel-Kues sagt: „Wir sind sehr wetterabhängig. Gehen die Temperaturen unter null Grad wird es auf dem Dach gefährlich. Vor allem dann, wenn die Ziegel und Schieferplatten mit Reif überzogen sind. In diesen Tagen, wo noch ein eisiger Wind dazukommt, ist ein Arbeiten auf dem Dach ausgeschlossen.“ Die Dachdecker hätten zusätzlich das Problem, dass sich Zinkblech bei einer Temperatur unter fünf Grad plus kaum noch verarbeiten lässt. Rund die Hälfte der 20 Mitarbeiter seines Betriebs arbeiten derzeit nicht. Sie erhalten über die Schlechtwetter-Regelung Saison-Kurzarbeitergeld.
Anders ist die Situation im Wintersportgebiet am Erbeskopf, die auf Hochtouren läuft. „Bei uns kann es nicht kalt genug sein,“ sagt Klaus Hepp, Betriebsleiter der Wintersportanlage. Allerdings müssen die Skipisten bei den anstehenden extremen Minusgraden besonders präpariert werden. „Es besteht die Gefahr, dass die Piste zu schnell vereist, das kann für Skifahrer gefährlich werden“, sagt Hepp. Um zu verhindern, dass die Piste am Morgen voller Glatteis ist, ist deshalb am Abend nach dem Liftbetrieb Extra-Arbeit nötig. „Wir fahren mit der Raupe über die Piste, rauen sie mit einer Fräse auf und ziehen so ein Profil hinein, das bis zum nächsten Morgen vereist“, sagt Hepp. Dann habe man am nächsten Morgen wieder eine griffigere Piste.
Für die Forstindustrie bringt der Kälteeinbruch Vorteile: Thomas Vanck, kommissarischer Chef des Forstamtes Dhronecken, ist froh, dass der Dauerfrost seit zwei Wochen anhält. So könne endlich Holz geschlagen werden. Durchweichte Böden hatten die Forstleute seit Monaten ausgebremst. Immer wieder muss die Waldpflege unterbrochen werden. Nur so kann das empfindliche Ökosystem geschützt werden. „Menschen und Maschinen würden im Matsch versinken“, erklärt Försterin Sandra Sasse vom Forstrevier Beuren. Schon seit November war es schwierig, das Holz mit Zugmaschinen aus dem Wald zu transportieren. Die Ernte des Holzes mit der Motorsäge sei zwar kein Problem, aber es dann aus dem Wald zu holen war beinahe unmöglich. Die Böden waren völlig aufgeweicht.“
Der gefrorene Boden erleichtert die Holzernte und das Abfahren der gefällten Bäume, sodass der Waldboden keinen Schaden nehmen kann. „In der vergangenen Woche hat sich die Situation verbessert und wir hoffen, dass die angekündigte trockene Frostperiode uns hilft, den Rückstand abzubauen“ erläutert Thomas Vanck.
Auch die Landwirte sind über die klirrende Kälte ganz erfreut. „Grundsätzlich ist Frost positiv, weil das Bodengefüge durch die sogenannte Frostgare verbessert wird“, erklärt Manfred Zelder, Vorsitzender des Bauern- und Winzerverbands im Landkreis Bernkastel-Wittlich. Außerdem seien die Minustemperaturen für die Schädlinge unvorteilhaft. „Blattläuse, die noch vom Herbst übrig sind, gehen jetzt mal kaputt.“ Dasselbe gelte auch für Schadpilze am Getreide und an den Gräsern. Dem Rind als Steppentier mache die Kälte hingegen relativ wenig aus, sagt Zelder. Um die Temperaturen auszugleichen, müssten die Tiere jedoch mehr fressen. Zelder: „Wenn die Minusgrade zweistellig werden, wird die Arbeit für die Landwirte draußen hart. Da isst man auch schon mal ein Butterbrot mehr.“
Die Kälteperiode und damit einhergehende Erkrankungen machen sich auch bei der Versorgung mit Medikamenten bemerkbar. „Schwierig wird es mittlerweile bei den Hustenstillern und Kinderfiebersäften“, sagt Christine Jöntgen, Inhaberin Die Neue Apotheke in Wittlich. Bei den Fiebersäften könne nur noch einer von sieben Herstellern liefern. „Bei manchen Firmen sind zudem Antibiotika in bestimmten Stärken und Packungsgrößen nicht mehr verfügbar, was wir jedoch durch andere Hersteller ausgleichen können. Aber noch funktioniert die Versorgung. Wir haben keine lebensbedrohlichen Engpässe.“
Von November bis Januar fielen nach Angaben des Deutschen Wetterdienstes in Rheinland-Pfalz 150 Prozent der sonst üblichen Niederschläge (325 statt 218 Liter pro Quadratmeter). Die Temperatur lag um 2,3 Grad Celsius über dem Durchschnitt: 4,17 statt 1,87. Und die Sonnenscheindauer erreichte nur 75 Prozent des langjährigen Mittels (100 statt 132 Sonnenstunden.