„Kein Luxus“: Grundsteinlegung für den Neubau der Psychiatrie in Bernkastel-Kues am 29. Januar

Bernkastel-Kues. · Wer psychisch krank ist, muss sich öffnen können. In der fast 30 Jahre alten psychiatrischen Abteilung im Wittlicher Krankenhaus ist dies nur bedingt möglich. Deshalb entsteht in Bernkastel-Kues für 16, 4 Millionen Euro ein Neubau. Der sichert auch den Bestand des kleineren Teils des Verbundkrankenhauses.

 Das Hinweisschild vor dem Cusanus-Krankenhauses lässt keinen Zweifel: Hier entsteht der Neubau der Psychiatrie.

Das Hinweisschild vor dem Cusanus-Krankenhauses lässt keinen Zweifel: Hier entsteht der Neubau der Psychiatrie.

Foto: Klaus Kimmling

Es ist nicht selbstverständlich, dass es in einem Kreis zwei Krankenhäuser gibt - auch dann nicht, wenn er flächenmäßig sehr groß ist. In der Vergangenheit wurde immer wieder darüber geredet, dass der Bestand des Cusanus-Krankenhauses gefährdet sein könnte.

Dass es nicht so kam, dürfte vor allem an einem Umstand liegen. Seit 2002 sind die Kliniken in Wittlich und Bernkastel-Kues ein Verbund. Aufgaben wurden verteilt. So werden große Operationen (mit stationärem Aufenthalt) nur noch in der Kreisstadt ausgeführt. An der Mosel konzentrieren sich die Ärzte auf ambulante Eingriffe. Gerade dieser Umstand sorgte anfangs für Angst in Bernkastel-Kues. Es könnte der schleichende Beginn einer Schließung sein, hieß es.

Doch seither ist viel passiert. Der Bestand des Krankenhauses dürfte durch den Umzug der Fachabteilung für Psychiatrie und Psychotherapie von Wittlich nach Bernkastel-Kues endgültig gesichert sein. Am 29. Januar wird der Grundstein für den 16, 4 Millionen Euro teuren Neubau gelegt. Das dreigeschossige Gebäude entsteht auf dem Gelände des ehemaligen Schwesternwohnheimes.

Das Projekt ist natürlich kein Zugeständnis von Land und Träger, der Cusanus Trägergesellschaft Trier, an Bernkastel-Kues. Es geht um rein praktische Erwägungen. Die seit 1987 in den Untergeschossen des Wittlicher Krankenhauses untergebrachte Abteilung ist nicht mehr zeitgemäß. "Es fehlt besonders an ausreichenden Gruppenräumen und geeigneten Aufenthaltsflächen für die Patienten", sagt Dr. Michael Lammertink, der Chefarzt der Abteilung.

"Dieser Umstand frustriert und behindert die Patienten und das behandelnde Team von Ärzten, Therapeuten und Pflegekräften", führt er aus. Der Neubau sei kein "erträumter Luxus, sondern blanke Notwendigkeit". 50 Pflegekräfte, nicht alle in Vollzeit, sowie 25 Ärzte, Psychologen, Sozialarbeiter und kreative Kräfte (Kunst-/Musiktherapeuten) sollen im Frühjahr 2018 in den Neubau umziehen.

Mit Stefan von Wirtz, Leiter des Baumanagements im Verbundkrankenhaus, ist ein Mann in verantwortlicher Position, der auch um die Bedürfnisse der Patienten weiß. Denn er war selbst einmal Pfleger in der Psychiatrie. Die Seele, das Innere des Menschen, könne nur gesunden, wenn der äußere Rahmen stimme, sagt er. "Dann können sich Menschen richtig öffnen", sagt er.

Bisher stehen fast nur Drei-Bett-Zimmer zur Verfügung. In Bernkastel-Kues werden höchstens zwei Personen ein Zimmer belegen. Pro Station werde es acht Zwei-Bett-Zimmer und drei Einzelzimmer geben.

Drinnen und draußen werden Flächen entstehen, die der Kommunikation und der Therapie dienen. Dazu gehört auch ein sogenannter Therapiegarten. Das Haus soll von einer "offenen Atmosphäre" geprägt sein, wünschen sich Dr. Michael Lammertink und Stephan von Wirtz. Es werde auch keine geschlossene Abteilung mehr geben. Bisher hat in Wittlich eine der vier Abteilungen diesen Status.

Gleichwohl sei gewährleistet, dass niemand das Haus verlasse, der sich oder andere gefährden könnte. Psychisch kranke Straftäter würden nicht behandelt. Für die gebe es Spezialkliniken. Zur Grundsteinlegung am 29. Januar, 11 Uhr, kommt auch die rheinland-pfälzische Gesundheitsministerin Sabine Bätzing-Lichtenthäler an die Mosel.

Extra ZAHLEN UND FAKTEN

An der Aufnahmekapazität wird sich nach dem Umzug nichts ändern. Die Abteilung für Psychiatrie und Psychotherapie wird weiter über 75 Betten verfügen. Dazu kommen die Tagesklinik mit 15 Plätzen und die Ambulanz. Stationär behandelt werden jährlich durchschnittlich 1350 Patienten, teilstationär, von morgens bis abends, kommen 120 Patienten hinzu.

In der Ambulanz werden pro Quartal etwa 600 Menschen behandelt. Die durchschnittliche Aufenthaltsdauer liegt bei 16 Tagen. Etwa die Hälfte der Patienten leidet unter einer Depression, wobei das Spektrum sehr groß ist. Von den Kosten für den Neubau, zu dem auch eine offene Garage mit 69 Plätzen und 17 Außenstellplätze gehören, übernimmt das Land knapp 12, 6 Millionen Euro, der Klinikträger beteiligt sich mit 3,8 Millionen Euro. cb

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