Kleines Dorf, großes Fest

Dierscheid · In dem kleinen, beschaulichen Eifelort Dierscheid wollen vier Familien eine alte Tradition wiederbeleben und für die Bürger im "Baackes" Brot backen. Das Fest am 18. April soll auch das Miteinander im Dorf stärken.

 Manfred Junk, Britta Backes, Sonja Junk und Ralf Loßbrand vor dem alten Dierscheider Schulbackofen, der am 18. April in Betrieb genommen wird. Foto: privat

Manfred Junk, Britta Backes, Sonja Junk und Ralf Loßbrand vor dem alten Dierscheider Schulbackofen, der am 18. April in Betrieb genommen wird. Foto: privat

Dierscheid. 170 Menschen leben in der kleinen Gemeinde Dierscheid. Es ist nicht viel los im Dorf, es gibt kein Gasthaus mehr, wo man sich vielleicht abends zu einem Bier trifft, und auch gesellige Dorffeste sind selten. Wäre da nicht die Freiwillige Feuerwehr, neben der Rot-Kreuz-Gruppe der einzige Verein im Ort, gäbe es womöglich auch nicht mehr die alljährliche Kirmes im August.
Die Leute zusammenbringen, das Dorfleben aktivieren, das haben sich nun einige Freiwillige vorgenommen. Sie wollen ein Backfest veranstalten. Vier Ehepaare, Stefan und Britta Backes, Manfred und Sonja Junk, Susanne und Ralf Loßbrand sowie Günter und Anke Schröder hatten an einem geselligen Abend die Idee. Am Samstag, 18. April, soll sie nun Wirklichkeit werden.
Auch Pizza und Streuselkuchen


Die vier Ehepaare wollen, so wie es früher in vielen Dörfern üblich war, Brot und andere Backwaren backen. Das Besondere: Dafür wird der alte Backofen im "Baackes" beheizt. Er befindet sich in der alten Schule, die heute als Gemeindehaus genutzt wird. Die alte Schule, erzählt der ehemalige Ortsbürgermeister Hermann Loßbrand, wurde 1888 erbaut, zeitweise wurden dort 71 Kinder unterrichtet. 1971 wurde die Volksschule geschlossen und das Gebäude 1996 zu einem Dorfgemeinschaftshaus umgebaut. Dabei entdeckten die Bauarbeiter in der ehemaligen Waschküche der Schule den steinernen Ofen.
Er diente zur Einweisung der Schüler im Umgang mit einem Backofen, die es früher in vielen Häusern gab. Loßbrand: "Die alte Schule und der Backofen sind immer noch wunderbare Zeugnisse früherer Zeiten."
Das Fest am 18. April steht unter dem Motto "Dierscheid backt". Neben selbst gemachtem Brot werden auch Pizza und Streuselkuchen vom Blech angeboten, zum Dämmerschoppen gibt es Blut- und Leberwurstbrote. Stefan Backes kann sich vorstellen, zweimal im Jahr für die Bürger der kleinen Gemeinde einen Backtag zu organisieren. Backes: "Das Dorfleben ist in den vergangenen Jahren ein bisschen eingeschlafen. Wir wollen wieder die Gemeinschaft stärken." Der Erlös aus dem Fest kommt der Gemeinde, speziell den Senioren des Ortes, zugute. Backes: "Mit dem Geld soll den älteren Bürgern ein schöner Seniorennachmittag oder Ausflug ermöglicht werden."
Extra

In früheren Zeiten gab es in vielen Dörfern Gemeinschaftsbackhäuser, Backes oder Baackes genannt. Der Steinofen wurde mit Holz angeheizt und mit Reisigbündeln zwischengeheizt. Der Sauerteig wurde angesetzt und der Brotteig in der Küche geformt. Die Brotlaibe wurden dann auf Brettern mit einer Karre in den Backes gefahren und dort gebacken. Während des Backens hatte man Zeit, über Neuigkeiten aus dem Dorf zu sprechen und einen Sauerteig-Ansatz an die nächsten Familien weiterzugeben, die mit dem Backen an der Reihe waren. Traditionell bildeten immer mehrere Familien eine Backgemeinschaft. Im Herbst wurde die Restwärme des Ofens benutzt, um Obst zu trocknen (dörren). Diese Back-Tradition hat sich bis Mitte des vergangenen Jahrhunderts gehalten. red

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