KUNST

Zum Artikel "Kein Nazisymbol, sondern Glückszeichen?" (TV vom 24. Januar) schreibt dieser Leser:

Die lobenden Worte der Kulturjournalistin Eva-Maria Reuther zur Vorstellung des Kunstwerkes in der Cusanus-Grundschule Bernkastel-Kues waren beeindruckend und finden meine Zustimmung. Auch die Ausführungen der Künstlerin Mana Binz über die Idee zur Gestaltung und die Historie der Zeichen habe ich nachvollziehen können. Als die Vorträge zu Ende waren und man sich schon anschickte zu gehen, war ich der Einzige, der sich an diesem Abend "aus der Deckung" wagte und die Frage stellte: "Woran denken die Menschen wohl ganz spontan, wenn sie dieses Swastika-Symbol sehen? Glauben Sie ernsthaft, dass die Menschen an Buddhismus und Glück denken??" Frau Binz hat sich Gedanken gemacht, viel Wissen und viele treffliche Argumente gesammelt. Aber sie hat die Gefühle vergessen, Gefühle von Betroffenen. Versteht sie nicht, wieso beispielsweise Familien mit Migrationshintergrund (die in Deutschland inzwischen 20 Prozent der Bevölkerung ausmachen) sich durch dieses Symbol gekränkt und emotional getroffen fühlen, sich aber aus Angst vor weiterer Ausgrenzung nicht trauen, dies öffentlich zu äußern? Politisch korrekt und päd agogisch angemessen für die Kunst am Bau einer integrativen Schule, an der auch beeinträchtigte Kinder unterrichtet werden, wären Sensibilität und Rücksichtnahme. Wenn es um Kunst am öffentlichen Bau geht, muss man dann ausgerechnet in einer integrativen Schwerpunkt-Grundschule, die zudem den höchsten Anteil an Kindern mit Migrationshintergrund hat, "Asien seine Swastika zurückgeben"? Wer hat sich nach ordnungsgemäßer Ausschreibung die Entwürfe verschiedener Künstler angeschaut und hätte man diese öffentliche Diskussion nicht im Vorfeld führen können? Lothar Zirbes, Wintrich (Anm. der Redaktion: Der Autor ist stellvertretender Vorsitzender des Bündnisses für Menschlichkeit und Zivilcourage)

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